Ringwelt 03: Ringwelt-Thron
Besucher mehr haben. Wenn du mich endlich von der Maschine befreist, kann die Stimme von Louis Wu auch ein Gesicht zeigen.«
Der Hinterste und Bram standen abwartend zu beiden Seiten und ein wenig hinter Louis. Auf der anderen Seite des Web-Auges kuschelten sich die Roten unter einem Fell zusammen, während die Ghoule die Unterhaltung in die Hand genommen hatten.
Die Ghoule zitterten sichtlich vor Kälte. Die schlaksige Frau sagte: »Es ist eisig hier. Also gut. Ich bin Trauriges Rohr, und das hier ist Harfner. Kann deine Schachtel meine Worte verstehen?«
»Ja. Keine Probleme. Woher weißt du von meinem Translator?«
»Dein Begleiter Tonschmied scheint aufgebrochen zu sein, doch sein Sohn Kazhar erzählte von deinem Besuch in der Stadt der Weber.«
»Meine besten Grüße an Kazhar. Trauriges Rohr, warum habt ihr zwei Mannsgewichte gegossenen Stein über eine derartige Entfernung transportiert, wenn ihr durch Tonschmied mit mir hättet reden können?«
Die Ghoule lachten und entblößten viel zu viele Zähne. »Wir hätten mit dir reden können, sicher, aber was hätten wir dir sagen sollen? Der Randwall ist in den falschen Händen? Wir wissen es nicht. Bist du ein Vashnesht?«
»Protektor«, übersetzte der Translator.
»Ja«, antwortete Bram.
Tegger wollte aufstehen, doch Warvia hielt ihn zurück. Die Ghoule waren ebenfalls zusammengezuckt, doch Harfner überwand seine Scheu und redete zu dem Protektor. »Wir wissen genug, um unsere Hilflosigkeit zu begreifen. Es sind Vampir-Protektoren. Sie halten sich das Volk von der Hohen Spitze wie eine Fleischherde. Einige kehren als Protektoren zurück. Die meisten verschwinden einfach und kehren niemals wieder.«
»Sie reparieren den Bogen«, sagte Bram.
»Tun sie wirklich mehr Gutes, als daß sie Schaden anrichten?«
»Im Moment ja. Es sind jedoch zu viele, und sie werden gegeneinander kämpfen, sobald die Reparaturen abgeschlossen sind. Wir hoffen, daß sich dann wieder ein vernünftiges Gleichgewicht einstellt.«
»Wie wollt ihr uns helfen?«
»Erzählt uns mehr. Erzählt uns alles, was ihr wißt.«
Harfner zuckte die Schultern. »Ihr wißt alles, was wir wissen. Das Schüttbergvolk von der Hohen Spitze wird uns mehr zeigen, wenn die Dämmerung kommt.«
Der Hinterste flötete. Das Fenster schrumpfte und wich in den Hintergrund zurück.
»Wir warten ab«, sagte er. »Louis, wir haben die früheren Unterredungen aufgezeichnet. Sie wissen einiges über Protektoren und noch mehr über Teela Brown. Oder sollen wir dir ein Ständchen bringen?«
Bram griff bereits nach dem Instrument, daß er von der Hidden Patriarch hergebracht hatte.
»Ein wenig Musik zum Essen wäre gar nicht schlecht«, sagte Louis freundlich. »Außerdem bin ich am Verhungern.«
Louis absolvierte ein paar Dehnübungen. Die Anstrengung von Akolyths Gewicht hatte einige seiner Muskeln und Sehnen ernstlich gezerrt oder überdehnt. Brams Behandlung hatte ein wenig geholfen, doch er mußte sich mit Vorsicht bewegen.
Viele Stunden waren vergangen. Inzwischen bewegte sich das Fenster beim Schüttbergvolk holprig kreisend durch die nächtlich dunkle Berglandschaft. Ein buntgemischter Haufen Hominiden rollte das gestohlene Web-Auge wie ein Rad über die ausgetretenen Pfade des Dorfs. Als sie das Dorf hinter sich ließen und über den Fels bergauf stiegen, fing die Bewegung an, Übelkeit in Louis’ Magen zu erregen.
Er wandte dem Fenster den Rücken zu und vertraute darauf, daß die anderen ihn schon warnen würden, falls das Web-Auge etwas Interessantes zeigte. Wieso brauchte der Kzin so verdammt lange? Überall im Bekannten Weltraum hätte Louis einen anderen Autodoc benutzen können. Das Medikit tat nicht viel für ihn, außer ihm die Schmerzen zu nehmen. Und er würde es in wenigen Minuten erneut benötigen.
Vier Schüttbergler trugen das Web-Auge und seine steinerne Rückwand. Sie kletterten in kohlrabenschwarzer Nacht den Berg hinauf. Saron ging vor den Roten Herdern und dem Nachtvolk und zeigte ihnen die Steige, auf denen sie Halt fanden.
Die Ghoule hatten zuerst beim Tragen helfen wollen, doch sie hatten genau wie Tegger und Warvia ihre liebe Mühe mit der dünnen Luft.
»Bald wird es hell«, sagte Warvia zu der Ghoulfrau. »Was werdet ihr dann machen?«
»Man hat uns gesagt, wir könnten in der Passage Unterschlupf finden«, erwiderte Trauriges Rohr.
So weit oben gab es keine festen Wege mehr, nur noch Trampelpfade, kaum erkennbar auf dem harten Fels und Schmutz. Das
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