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Ringwelt 03: Ringwelt-Thron

Ringwelt 03: Ringwelt-Thron

Titel: Ringwelt 03: Ringwelt-Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Louis. Den größten Teil der beiden letzten Tage hatte der Vampir-Protektor damit zugebracht, die zerstörte Treibstoffsonde des Hintersten zu beobachten. Sie lag zerschmettert auf der Maglev-Schiene. Ein Fenster, das sechs andere überlagerte, zeigte die Szene. Jetzt waren es nur noch fünf, und Bram stand immer noch davor und beobachtete regungslos.
    Louis litt allmählich unter Kabinenfieber.
    Steuerbord und Backbord der Hot Needle of Inquiry war das Leuchten erkaltender Kohle dem Schwarz von kaltem Basalt gewichen. Im Raum hätte er Sterne und die Unendlichkeit des Universums gesehen.
    Futz! Er sah doch Sterne! Eins der Web-Augen lag auf der Maglevbahn und blickte durch das filigrane Geflecht hindurch aufs Universum.
    Ein weiteres Sternpanorama von der Webkamera, die Louis ins Vakuum gesprayt hatte, war erst Stunden zuvor erloschen.
    Ein anderes fraktales Fenster zeigte, wie das gestohlene Web-Auge sich in einen glatten Tunnel bewegte und mehrere Stunden in einem Raum verharrte, der eindeutig eine Luftschleuse darstellte, bevor es durch verschiedene Türen hindurch und an Stapeln von fremdartiger, undeutlich erkennbarer Ausrüstung weiterging. Schließlich blieb es wieder stehen. Louis hatte kein einziges Mal sehen können, wer oder was das Auge bewegte. Auch die Stimme hatte nicht mehr gesprochen.
    Das gesamte Deck bestand aus Fenstern über Fenstern. Es war ein Anblick, der einem die Augen aus den Höhlen fallen lassen konnte. Ein Fenster zeigte ein sich konstant veränderndes Diagramm, das wie ein Gebirgszug aussah. Zweck: unbekannt. Drei Aufzeichnungen liefen gleichzeitig ab; die Hohe Spitze, die unter der Treibstoffsonde vorbeizog; die Sonde, die im freien Raum manövrierte, bis sie von violettem Licht zerstört wurde; ein sterbender Protektor, dessen Raumanzug seitlich aufgerissen war.
    Nichts geschah in dem Fenster, das die zerstörte Sonde auf der Maglevbahn zeigte. Das Fenster rahmte Bram ein wie ein Schattenriß von Dali: Schatten der herabfallenden Nacht vielleicht.
    Louis schloß die Augen und sank auf das Wasserbett zurück.
    Öffnete die Augen erneut. In einem der Fenster hatte er einen blau-weißen Blitz gesehen.
    Das Licht war wieder verschwunden, doch die zerstörte Treibstoffsonde schimmerte kirschrot. Etwas Winziges kam von weit her über die Maglevbahn heran, direkt in den Bildausschnitt des Web-Auges.
    Es näherte sich mit astronomischer Geschwindigkeit, rund einen Fuß über der Schiene: ein schwebender Schlitten. Er verzögerte mit irrsinnigen Werten. Etwas Menschenähnliches sprang nach hinten ab und rollte außer Sicht, während das Gefährt wenige Zoll vor der Kamera zum Halten kam.
    Der Hinterste trat neben Bram.
    Die Sonde kühlte ab. Sie leuchtete dunkelrot, noch dunkler, gar nicht mehr.
    Es war kein Schlitten. Es war eine flache Schachtel. Der Boden der Schachtel war schwarz wie geschmiedetes Eisen. Die Seiten waren so transparent, daß sie durch das Web-Auge kaum zu erkennen waren. Louis bemerkte sie nur wegen der eingelassenen Knöpfe, an denen wahrscheinlich Ladung festgemacht werden konnte. An Leinen gesicherte Werkzeuge befanden sich zu beiden Seiten der Schachtel: Ein Stab mit einem Griff, möglicherweise eine Art Säge, ein Rohr mit einer weiten Öffnung, eine Pistole oder ein Raketenwerfer oder irgendeine Art von Energiewaffe; eine Brechstange, ein Stapel Boxen, Metallteile, deren Sinn nicht erkennbar war.
    Ein Fenster dahinter: Sternenhimmel, eine nahezu leere flache Oberfläche, die allmählich in Sicht kam. Louis starrte darauf, dann wandte er den Blick ab. Das gestohlene Web-Auge hatte den Tunnel hinter sich gelassen und war auf eine Art offenen Aufzug gebracht worden, und das zum unpassendsten Zeitpunkt, der überhaupt möglich war.
    »Ich weiß nichts über Krieg, aber ich bin sicher, daß Louis uns mehr dazu sagen kann«, erklang eine Stimme.
    »Selbst unter Narkotika?«
    »Frag ihn.«
    »Louis, bist du wach?«
    »Selbstverständlich bin ich wach, Bram.«
    »Das hier ist ein Duell unter Protektoren …«
    »Mittelalterliches Japan«, sagte Louis mit schwerer Zunge.
    Trotz seiner Beteuerungen versuchten die Schmerzmittel, ihn in Schlaf zu versetzen. »Verstecken und zuschlagen. Gewinnen, koste es, was es wolle. Sie duellierten sich anders als Europäer.«
    »Also verstehst du, was dort vor sich geht. Verstehst du auch, warum dieser zweite Eindringling noch immer am Leben ist?«
    »Nein … warte.« Der Neuankömmling bewegte sich in gekauerter, zusammengekrümmter

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