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Ringwelt 03: Ringwelt-Thron

Ringwelt 03: Ringwelt-Thron

Titel: Ringwelt 03: Ringwelt-Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Schüttbergvolk bewegte sich durch die steile Landschaft, Meilen um Meilen über der flachen Ebene des Ringweltbodens.
    Spinwärts sah man die heraneilende Terminatorlinie und dahinter das Licht des neuen Tages.
    Unten am Fuß der Schüttberge lag das Land wie eine Reliefkarte vor ihnen; wie die Karte, die die Ghoule vor der Halle der Grasriesen für sie angefertigt hatten, bevor sie gegen das Schattennest gezogen waren. Hätten sie hinuntergeblickt, wäre es ihnen sicherlich aufgefallen. Weiter in der Ferne verschwammen die Einzelheiten im Dunst. Ein silberner Faden, der sich von einem See zum nächsten wand, mochte der Heimatfluß sein, vielleicht aber auch ein anderer Fluß oder etwas gänzlich Verschiedenes.
    Warvia hatte vielleicht diese oder ähnliche Gedanken im Kopf. »Das Land, durch das unsere Roten ziehen«, sagte sie. »Ist es überhaupt groß genug, daß wir es von hier aus sehen können? Werden wir jemals wieder Rote Herder finden?«
    »Das ist nicht das Problem …«, erwiderte Harfner.
    »Unser Volk kennt die Wege der Roten Herder«, sagte Trauriges Rohr. »Man wird euch eine Karte …« Sie verstummte und schnappte nach Luft. »Verzeih mir. Man wird euch mit Hilfe der Nachrichtenspiegel eine Karte zukommen lassen. Ihr werdet ein neues Zuhause finden – genauso schnell, wie ihr hergekommen seid.«
    »Oh? Gut.« Warvia lachte. »Eure Lösung war ja auch ein wenig extrem. So weit wollten wir schließlich gar nicht weg von unserer Heimat.«
    Tegger wollte sich keine Schwäche anmerken lassen, solange Warvia in der Nähe war. Mit schwindender Kraft folgte er Saron. Die alte Frau bewegte sich jetzt langsamer voran. Tegger hörte, wie die anderen Schüttbergler ebenfalls ächzten … aber sie trugen ja auch das massive Web-Auge den Berg hinauf.
    Der Tag kam von spinwärts heran. Als die erste Ecke der Sonne hinter der Schattenblende hervorlugte, zog Harfner zwei Hüte mit gigantischen Krempen aus seinem Gepäck. Allein das Nachtvolk bewegte sich noch im Schatten.
    »Wir sind sicher ganz am Rand von Herdergebiet«, sagte Warvia. »Soweit weg wie nur irgend möglich von den Gerüchten, die sicherlich inzwischen die Runde machen.«
    »Nein, Warvia«, entgegnete Harfner. »Die Roten gehören nicht überall auf dem Bogen zur gleichen Spezies.«
    »Aber ja doch! Natürlich tun sie das!«
    »Wir werben bei den Festen, wo sich unsere Herden kreuzen, unter anderen Stämmen um unsere Gefährtinnen«, sagte Tegger. »Das tun wir schon länger, als irgendjemand zurückdenken kann.«
    »Gute Idee«, sagte Harfner.
    »Aber nicht immer«, sagte Trauriges Rohr. »Du und Warvia, ihr sprecht den gleichen Dialekt …«
    »Ja. Wir gehören beide zu Ginjerofers Stamm. Andere paaren sich mit Söhnen und Töchtern anderer Stämme.«
    »Einige Stämme haben damit aufgehört. Einige ermutigen es nur nicht, so wie Ginjerofers Volk. Tegger, je weiter ihr von eurem alten Stamm fortzieht, desto unwahrscheinlicher wird es, daß eure Kinder Partner finden werden, mit denen sie wiederum Kinder zeugen können. Es würde nicht so viel ausmachen, wenn ihr euch nicht für euer ganzes Leben binden würdet.«
    »Flup!« flüsterte Tegger.
    Etwas blitzte ihnen entgegen, als sie um einen Vorsprung aus brüchigem Fels kamen.
    Tegger hatte sich vorzustellen versucht, wie die Spiegel aussehen mochten. Und jetzt sah er es nicht. Statt dessen sah er sich selbst, zusammen mit Warvia, den Ghoulen, den Schüttberglern, dem Himmel und dem Randwall. Ein Spiegel war ein flaches Fenster, der einem das zeigte, was hinter dem Betrachter war. Dieser Spiegel war so hoch wie ein Mann der Roten und dreimal so breit.
    Sie stellten das Web-Auge mit seiner steinernen Rückwand vorsichtig in Position, direkt vor den Spiegel. Saron und die Männer gingen zu den Rändern, und das Nachtvolk schloß sich an.
    Harfner begann mit erhobener Stimme zu sprechen. Er spuckte die Konsonanten förmlich aus, als spräche er vor einer größeren Menge.
    Die Schüttbergler neigten den Spiegel vor und zurück. Er war auf Scharnieren montiert. Jennawil stand hinter Tegger und zeigte am Randwall entlang.
    Auf den nächsten benachbarten Schüttberg.
    Ein helles Licht blinkte irgendwo auf seiner Flanke, wurde heller und dunkler, je nachdem, wie die Männer den Spiegel bewegten.
    »Wie funktioniert das?« fragte Tegger.
    Jennawil lachte. »Aha! Das Nachtvolk hat euch also doch nicht alles verraten! Sonnenspiegel übertragen einen Kode, den nur das Schüttbergvolk und das Nachtvolk kennen.

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