Ringwelt 04: Brennans Legende
bereithalten, sobald sie erst einmal wissen, über welche Waffen ich verfüge.«
Ein paar Tage später kehrte er in das Observatorium zurück. »Ich bin fertig«, sagte er brüsk. »Ich kann das Gravitationsfeld genauso polarisieren wie ich will. Was bedeutet, daß die Pak es ebenfalls können … was wiederum bedeutet, daß sie es aller Wahrscheinlichkeit nach auch einsetzen.«
»Dann sind wir also bereit zum Aufbruch? Endlich.«
»Sobald ich weiß, was die Pak-Scouts planen. Zwölf Stunden, nicht länger. Versprochen.«
Auf dem Schirm des Teleskops waren die Scouts als winzige grüne Lichtpunkte erkennbar, ein gutes Stück weit auseinander und meßbar näher an Sol als zuvor. Brennan schien ganz genau zu wissen, wo er sie finden konnte – andererseits hatte er sie auch seit zwei Monaten unablässig beobachtet. »Sie verzögern weiterhin mit drei g«, sagte er. »Sie kommen genau bei Sol zum Stehen. Bisher hatte ich also recht. Wollen mal sehen, wie weit ich sie ausrechnen kann.«
»Meinst du nicht, es wäre an der Zeit, daß du mit mir über deinen Plan redest?«
»Richtig. Wir verlassen die Flying Dutchman, und zwar jetzt. Ich denke nicht, daß es möglich ist, sie zu der Annahme zu bringen, wir kämen von Van Maanens Stern. Sie sehen uns auf jeden Fall aus dem verkehrten Winkel. Ich starte in Richtung Wunderland mit einer Beschleunigung von 1,08g für einen Monat oder so, dann gehe ich auf 2g hoch und bringe das Schiff auf einen Kurs, der von ihnen wegführt. Falls sie mich in dieser Zeit entdecken, werden sie hinter mir herkommen, jedenfalls, wenn es mir gelingt, sie davon zu überzeugen, daß ich gefährlich genug bin.«
»Warum 1,08?« wollte Roy fragen, doch dann fiel ihm ein, daß das genau die Schwerkraft von Home war.
»Ich will nicht, daß sie glauben, ich wäre ein Pak. Noch nicht. Sie werden viel wahrscheinlicher hinter einem Alien herjagen, das imstande war, ein Pak-Schiff zu bauen oder gar zu stehlen. Und ich will mit einer anderen Beschleunigung als der Erdschwerkraft fliegen. Sonst würde ich ihnen zu viel verraten.«
»Meinetwegen. Aber jetzt denken sie, du wärst von Home gekommen. Willst du das?«
»Ich denke schon.«
Home hatte offensichtlich keine Wahl, ob es in den Krieg eintreten wollte oder nicht. Roy seufzte. Wer hatte schon eine Wahl? »Was, wenn zwei von ihnen weiter in Richtung Sol fliegen und das dritte hinter uns herkommt?«
»Das ist das Schöne an meinem Plan. Sie sind immer noch mehr als acht Lichtmonate auseinander. Jedes der drei Tandemschiffe muß anfangen zu wenden, bevor es sehen kann, daß die anderen ebenfalls wenden. Und das kostet sie weitere eineinhalb Jahre. Und wenn sie das gemerkt haben, werden sie schlußfolgern, daß ich zu gefährlich bin, um mich ungeschoren davonkommen zu lassen.« Brennan blickte vom Schirm auf. »Du scheinst meine Begeisterung nicht zu teilen, Roy.«
»Brennan, es dauert zwei verdammte Jahre, bevor du auch nur weißt, ob sie hinter dir herkommen! Ein Jahr, bis sie uns sehen können, ein weiteres, bis du ihre Reaktion siehst.«
»Nicht ganz zwei Jahre, aber nahe dran.« Brennans Augen blickten ihn dunkel unter dem massiven Knochenwulst hervor an. »Wie viel Langeweile bist du imstande zu ertragen?«
»Keine Ahnung.«
»Ich könnte dir eine Stasiskapsel bauen, indem ich zwei Radonbomben verbrauche.«
Ihr Götter, eine Gnadenfrist! »Hey, das klingt gut! Aber du müßtest das Radon dafür opfern, oder nicht?«
»Zur Hölle, nein! Das würde ich ganz bestimmt nicht tun. Ich schaffe einfach zwei Bomben in das Lebenserhaltungssystem und improvisiere eine Metallhülse zwischen den beiden Generatoren.«
Roy litt unter Gewissensbissen. »Sieh mal, dir geht es doch sicher genauso wie mir. Wegen der Warterei, meine ich. Warum können wir uns nicht mit der Wache abwechseln?«
»Vergiß es, Roy. Wenn ich einen Grund dafür hätte, könnte ich bis zum Jüngsten Tag warten, ohne auch nur die Hände aus dem Schoß zu nehmen.«
Roy lachte unsicher. Die andauernden Verzögerungen hatten wirklich an seinen Nerven gezerrt.
Die Stasisbox war ein Zylinder aus Weicheisen von sieben Fuß Länge, der mit den Hülsen zweier Radonbomben verschweißt war und auf eine Gesamtlänge von vierzehn Fuß kam. Sie reichte durch die Verbindungstür zur Küche bis in den Trainingsraum. Roy fand sie beengt wie einen Sarg. Er kam sich darin vor wie im Sarg. Roy biß die Zähne zusammen und schluckte mühsam Ausreden herunter, während er darauf wartete, daß
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