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Ringwelt 05: Crashlander

Ringwelt 05: Crashlander

Titel: Ringwelt 05: Crashlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Vielleicht hatte ich zu viele Geschichten erzählt: Vielleicht hielt sie mich für gefährlich. Vielleicht …«
    In diesem einen Augenblick erkannte ich, wie überflüssig ich von Feather Filips psychotischem Standpunkt aus gewesen sein mußte. Feather wollte Carlos. Carlos wollte die Kinder. Sharrol kam mit den Kindern mit. Beowulf Shaeffer war nur dabei, weil er mit Sharrol zusammen war. Falls Feather Beowulf Shaeffer erschoß, was würde Carlos darum geben? Päng!
    Schließlich sagte ich: »Sie hat mich erschossen, um zu beweisen, daß sie es ernst meint. Aber ich meine gesehen zu haben, daß Carlos floh. Im Boot waren keine Waffen. Wir hatten es erst Minuten vorher aufgeblasen. Er konnte nichts weiter tun, als den Motor zu starten und davonzufahren. Das bedeutet …« Ich dachte darüber nach, und es war tatsächlich ein schlauer Zug gewesen. Carlos war mitsamt Tanya und Louis geflohen, Feathers hypothetischen Geiseln. Er würde zuerst für ihren Schutz sorgen und später verhandeln.
    Und er hatte Feather mit einer mörderischen Wut zurückgelassen, mit dieser gräßlichen Waffe und nur einem einzigen lebenden Ziel. Ich unterbrach meine Unterhaltung mit Sharrol, weil ich zu der Überzeugung gelangt war, daß sie tot sein mußte.
    Nein! »Feather hatte dich in ihrer Gewalt. Sie durfte dich nicht töten!« Es konnte so gewesen sein. Es konnte. »Was sonst hatte sie gegen Carlos in der Hand? Sie mußte dich am Leben lassen.« Ich versuchte, mich selbst zu überzeugen. »Jedenfalls hat sie dich nicht in den ersten Minuten getötet. Irgendjemand muß mich schließlich in den Doc gelegt haben. Feather hatte sicherlich kein Interesse daran.«
    Doch sie hatte auch kein Interesse daran, es Sharrol tun zu lassen. »Tanj verdammt! Warum hat Feather zugelassen, daß du mich in den Doc legst? Sie hat sogar zugelassen, daß du …« Was war mit dem Biomassetank?
    Mein zerstörter Körper mußte einiges an Restrukturierung erfordert haben. Der Biomassetank hatte Sharrol ernährt und gelegentlich uns alle medizinisch versorgt, und das drei Wochen lang – während der gesamten Reise hierher. Mich zu heilen hätte weitere … fünfzig Kilogramm? Mehr? »Sie muß dir erlaubt haben, den Biotank mit Fisch …?« Mit Fisch zu füttern?
    Feather wollte Carlos beweisen, wie vernünftig sie sein konnte … Irgendetwas stimmte nicht, war falsch an meiner Theorie. »Der andere Leichnam, der ohne Kopf … Warum hat sie nicht einfach den in den Doc gebracht? Es wäre so viel leichter gewesen. Es sei denn …«
    Es sei denn, geeignetes Biomaterial war noch näher zur Hand gewesen.
    Ich hatte keine plötzliche Eingebung. Es kam darauf an, daß ich mich selbst überzeugte. Ich versuchte, mich an Sharrol zu erinnern … wie sie hastig ihre Kleidung übergestreift hatte, während sie in der kühlen abendlichen Brise zitternd im Sand auf und ab gehüpft war. Hände, die das Haar aus der Stirn und nach hinten strichen, Haar, das lang geworden war in den drei Wochen. Eine unmerkliche Grimasse, weil sie in der Seemannsjacke so unförmig aussah, überall ausgebeulte Taschen. Sie klopfte die Taschen ab, öffnete die eine oder andere.
    Der Doc hatte sie aus einem dreiwöchigen Schlaf erweckt. Wie ich jetzt: wach, aufnahmebereit, fit.
    Die Antwort wollte nicht aus meinem Kopf schwinden. Nur … ich wußte immer noch nicht, wo Sharrol abgeblieben war oder Carlos oder die Kinder. Was, wenn ich mich irrte? Feather hatte mir die Route nach Home vorgegeben, jeden einzelnen Schritt. Ich wußte genau, wo Feather sich jetzt befand – falls Logik den Weg zeigte. Doch eine einzige falsche Annahme, und Feather Filip konnte hinter mir auftauchen.
    Ich konnte für größere Sicherheit sorgen, für mich und für Sharrol, wenn ich mich auf das Schlimmste gefaßt machte und vorbereitete.
    Feathers Plan B: Töte Beowulf Shaeffer. Nimm die anderen gefangen, um Carlos deinen Willen aufzuzwingen … doch Carlos flieht mit dem Boot. Deswegen: Plan B-1. Feather hält Sharrol mit gezückter Waffe in Schach (lebendig). Ein paar Tage später winkt sie ein vorüberfahrendes Schiff herbei. Päng! und ein gestohlenes Boot ist auf dem Weg nach Shasht. Oder es macht unterwegs Halt, um Sharrol irgendwo abzuladen, möglicherweise in einem Plastikzelt gefangen, während draußen eine lebendige Horde Lampenanzünder umherläuft und sie bewacht.
    Und Carlos? Er hatte inzwischen vier Monate Zeit gehabt, um Sharrol und Feather aufzuspüren. Er ist ein Genius, fragen Sie, wen Sie wollen.

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