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Ringwelt 05: Crashlander

Ringwelt 05: Crashlander

Titel: Ringwelt 05: Crashlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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schoß dann ein Stück weiter ins Wasser hinab. Später vernahm ich ein flatterndes Geräusch, als das Flugwesen und ein weiterer Artgenosse sich aus dem Wasser strampelten, aufflatterten, eine Runde über der Insel drehten und schließlich im Nest landeten. Sie veranstalteten einen Heidenlärm. Nach einer Weile glitt das größere der beiden Tiere zum Wasser hinab und tauchte unter. Es kehrte nicht wieder zurück.
    Bei Einbruch der Dämmerung aß ich erneut – von den Eiern, die in den Körper des kleineren Fliegers gelegt worden waren; Männchen oder Weibchen, was auch immer. Die Dimedisk hatte mir nichts über diese Lebensform verraten. Eine Schande, daß ich keine Gelegenheit erhalten würde, es niederzuschreiben.
    Am achten Abend, kurz nach Sonnenuntergang, entdeckte ich ein Licht, das abwechselnd blau und grün und rot flackerte.
    Meine Vergrößerungsbrille zeigte mir ein Schiff, das scheinbar ohne Fahrt im Meer trieb.
    Ich feuerte eine Leuchtkugel senkrecht in die Höhe und beobachtete zwanzig Minuten lang ihr blau-weißes Feuer. Gegen Mitternacht schoß ich die zweite ab. Anschließend stopfte ich meine Stiefel in die größten Taschen, so gut es ging, blies meine Schulterschwimmer auf und watete ins Wasser hinaus, bis ich keinen Boden unter den Füßen mehr spürte.
    So nah der Wasseroberfläche konnte ich das Boot nicht mehr sehen. Vor Einbruch der Morgendämmerung schoß ich eine dritte Leuchtkugel ab. Eine meiner Kugeln mußte doch irgendjemandem auffallen … und falls nicht, besaß ich noch drei weitere. Ich schwamm weiter.
    Es war friedlich wie in einem Traum. Fafnirs Ökologie ist sehr alt, angepaßt an eine friedfertige Welt, auf der es weder driftende Kontinente noch Eiszeiten gibt, wo Erdbeben und Vulkanausbrüche ihren Platz genau kennen.
    Selbstverständlich besaß die See Zähne, doch die Karnivoren waren hoch spezialisiert. Sie erkannten ihre Beute an deren Geräuschen. Es gab ein paar Furcht einflößende Ausnahmen. Vernunft und Logik reichten nicht, um die Erinnerung an Hologramme von Wesen zu verdrängen, die einem Weißen Hai das Fürchten beigebracht hätten.
    Ich wurde rasch müde. Die Luft war angenehm warm, das Wasser desgleichen, doch es zog die Wärme aus meinem Fleisch und meinen Knochen. Ich schwamm weiter.
    Meine Retter konnten unmöglich wissen, daß ich auf einer Insel gewesen war. Je weiter ich mich von ihr entfernen konnte, desto besser. Ich wollte unter keinen Umständen, daß Carlos Wus Autodoc gefunden wurde.
     
    Zuerst sah ich nichts außer den großen weißen Segeln. Ich stellte meine Laserlampe auf hohe Intensität und weite Streuung, um mit dem hellen Tageslicht zu konkurrieren, und ließ grünes Licht über die weißen Segel spielen.
    Dann wartete ich, daß das Schiff Kurs auf meine Position nehmen würde, doch das tat es lange Zeit nicht. Statt dessen kreuzte es in einer Zickzacklinie, geführt vom Wind, doch niemals genau in meine Richtung. Es dauerte Ewigkeiten, bis es längsseits ging.
    Eine Frau mit lockigem goldenem Haar musterte mich neugierig, bevor sie mit raschen Bewegungen ihre Kleidung abstreifte und zu mir ins Wasser sprang.
    Ich war taub vor Kälte und kaum noch imstande, einen Finger zu bewegen. Das war der schlimmste Augenblick, und ich besaß nicht mehr genügend Kraft, um die Tatsache meiner Rettung ausreichend zu würdigen. Passiv ließ ich mich von der Frau unter den Achselhöhlen packen, passiv ließ ich mich von einem Mann an Bord hieven, vollkommen außerstande, ihn bei seiner Aktion zu unterstützen.
    Feather hätte mich töten können, bevor der Autodoc mich freigegeben hatte. Warum hatte sie gezögert? Ich hatte mir ausgemalt, was aus ihr geworden sein mußte – es war beinahe plausibel –, trotzdem konnte ich das Gefühl nicht abschütteln, als erwartete sie mich nun an Bord dieses fremden Schiffes.
    Doch die beiden waren offensichtlich die einzigen an Bord. Der Mann besaß das gleiche goldene Haar wie die Frau, obwohl es von der Sonne an den Spitzen so weiß gebleicht war wie mein eigenes. Er besaß mandelförmige Augen und wurde von ihr mit Tor angesprochen. Sie selbst war Wil. Er wickelte mich in eine silbern reflektierende Isolierdecke und schob mir eine Trinkblase mit einer heißen Flüssigkeit in die tauben Hände.
    Meine Hände zitterten. Hätte er mir eine Tasse gegeben, ich hätte alles verschüttet. Ich brachte die Trinkblase an die Lippen und saugte. Ein merkwürdiger, fremdartiger Geschmack, verstärkt mit einem Spritzer Rum.

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