Ringwelt 05: Crashlander
Die Wärme rann durch meine Kehle hinunter und breitete sich wohlig in meinem Magen aus.
Die Frau kletterte tropfnaß an Bord. Sie besaß die gleichen Augen und die gleiche goldene Bräunung wie er. Er reichte auch ihr eine Blase. Sie blickten mich entgegenkommend an. Ich versuchte etwas zu sagen, doch meine Zähne verwandelten sich in Kastagnetten. Ich saugte an der Trinkblase und hörte ihnen beiden zu, während sie sich unterhielten, wer und was ich sein mochte und was verantwortlich für den abgerissenen Zustand meiner Jacke war.
Als ich meine Zähne endlich wieder halbwegs unter Kontrolle hatte, stellte ich mich vor: »Mein Name ist Persial January Hebert, und ich stehe für alle Zeiten tief in Ihrer Schuld.«
Es war eine schmerzhafte Vorstellung, unsere sämtlichen weltlichen Güter hinter uns zurücklassen zu müssen. Feather konnte helfen: Sie brachte es fertig, einen Strom von ARM-Mitteln nach Fafnir umzudirigieren, den sie aus Carlos’ Reichtum wieder auffüllte.
Gut. Aber Sharrol und ich würden bei Carlos schnorren … vielleicht noch nicht einmal bei Carlos. Im Augenblick kontrollierte Feather die Gelder, denn sie gab ungern die Kontrolle über etwas ab. Sie hatte zwar nicht gesagt, daß sie einen Teil für sich selbst zu behalten beabsichtigte, doch gerade das machte mir Sorgen. Der Gedanke mußte auch Carlos durch den Kopf gegangen sein, obwohl wir niemals Gelegenheit gefunden hatten, unter vier Augen darüber zu reden.
Ich fragte mich, wie Carlos es angestellt hätte ohne Feather Filip. Hatte er sie schon gekannt, bevor er nach Jinx gekommen war? Ich konnte ihn mir sehr gut vorstellen, wie er etwas konstruierte, das auf der Erde völlig nutzlos gewesen wäre, beispielsweise eine verbesserte Version des Massetreibersystems, das sich durch die Vakuumgebiete von Jinx’ Ostpol zog und die normale Feuerrad-Startanlage ersetzte. Entwickle irgendetwas, laß dir unter Pseudonym auf Jinx das Patent erteilen und gründe eine Gesellschaft. Nur für den Fall, daß du je eine Möglichkeit findest, von der Erde und aus dem Sonnensystem zu fliehen. Irgendetwas Vergleichbares wäre Carlos jedenfalls zuzutrauen gewesen.
Ich für meinen Teil hatte meinen ältesten Freund auf der Erde aufgesucht. General Products schuldete Elephant eine ganze Menge Geld, und Elephant – Gregory Pelton – war mir etwas schuldig. Er überredete General Products, mir auf Fafnir und Home Konten einzurichten. Feather hätte den Bruch der Verschwiegenheit nicht gutgeheißen, doch die Aliens, denen General Products gehört, sind verschwiegen. Wir hatten es noch immer nicht geschafft, ihre Heimatwelt zu entdecken.
Feather hatte wahrscheinlich erwartet, Carlos’ Mittel zu kontrollieren und mit ihnen Carlos.
Und Sharrol … gehörte zu mir.
Sie hatte mir vertraut. Jetzt war sie, die Flatlanderphobikerin, vollkommen mittellos auf einer fremden Welt gestrandet – falls sie überhaupt noch lebte. Falls sie nicht die Gefangene einer mörderischen Verrückten war. Vier Monate, bald fünf. Lange genug, um Sharrol in den Wahnsinn zu treiben, dachte ich.
Wie konnte ich ihr zu Hilfe eilen? Das Wort »Eile« war auf Fafnir angeblich in Vergessenheit geraten. Vielleicht war mir ja doch etwas eingefallen.
Sie ließen mich ausschlafen. Als ich aufwachte, gab es Suppe. Ich war ausgehungert. Wir unterhielten uns, während wir aßen.
Das Schiff war die Gullfish. Die Eigner hießen Wilhelmin und Toranga und waren Bruder und Schwester. Beide hatten sich kürzlich von ihren jeweiligen Gefährten getrennt und genossen nun ihre relative Freiheit. Saubere Luft, Sport, Zölibat, bevor sie sich wieder einreihten im Werbungstanz der Geschlechter mitsamt seiner Peinlichkeiten, Frustrationen und Belohnungen.
Ihre Aussprache besaß einen merkwürdigen Akzent. Zuerst glaubte ich, ihn von Australien her zu kennen, dann schien er mehr Ähnlichkeit mit der Sprache auf Plateau zu besitzen. Vielleicht entstammte er auch einer oder zwei Generationen auf irgendeiner anderen Welt. Ich hatte gehört, das sei typisch für Fafnir. Der Planet war erst seit denkbar kurzer Zeit besiedelt und unterlag Einflüssen aus zu vielen Richtungen gleichzeitig.
Wil aß ihren Teller leer, stand auf, ging zu einem Spind und kehrte mit einer Jacke zurück. Sie sah nicht ganz wie meine eigene aus, doch sie war neu und ungetragen. Sie halfen mir in die Jacke und warteten höflich ab, bis ich den Inhalt aus den Taschen meiner alten Jacke umgefüllt hatte, dann warfen sie sie in
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