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Ringwelt 05: Crashlander

Ringwelt 05: Crashlander

Titel: Ringwelt 05: Crashlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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dichter um den leeren Raum in ihrer Mitte zusammen, bis sie ebenfalls von ihm aufgesogen werden.
    Es spielt sich alles nur im Kopf ab, so sagen sie.
    Ich legte den Schalter um, und die Hälfte meines Gesichtsfeldes bestand augenblicklich aus Blindem Fleck. Die Steuerkonsole streckte sich und begann zu verschwimmen. Der Massedetektor wollte sich um mich wickeln. Ich streckte die Hand danach aus, und sie verzerrte sich ebenfalls. Es kostete mich beträchtliche Anstrengung, die Hand wieder zurückzuziehen und die Fassung zu bewahren.
    In der verdrehten Masse, die einmal ein Detektor gewesen war, tauchte eine verkrümmte grüne Linie auf. Sie war hinter mir und auf den Seiten zugleich. Das Schiff konnte sich selbst steuern, bis Elephant an der Reihe war. Ich ertastete meinen Weg zum Mannloch und kroch in die Expansionsblase zurück.
     
    Der Hyperraum war nur die eine Hälfte unseres Problems.
    Aber er war dennoch ein gewaltiges Problem. Alle vierundzwanzig Stunden mußte einer von uns beiden nach draußen und nachsehen, ob gefährliche Massen in der Flugbahn lauerten, um anschließend in den Normalraum zurückzuspringen, eine Peilung vorzunehmen und den Kurs zu korrigieren. Jedes Mal, wenn die Runde an mir war, wurde ich Stunden vorher von einer unerträglichen Spannung erfaßt. Elephant ging es nicht anders. Während dieser Zeiten sprachen wir kein Wort miteinander.
    Beim dritten Mal hatte ich die dumme Idee, nach oben zu sehen – und war mehr als blind. Über mir war überhaupt nichts – nichts außer einem einzigen gigantischen Blinden Fleck. Ich stand wie erstarrt.
    Es war schlimmer als Blindheit. Ein Blinder, jemand, der sein Augenlicht verloren hat, dessen Augen nicht mehr funktionieren, erinnert sich zumindest, wie die Dinge einmal ausgesehen haben. Ein Mann, dessen optisches Gehirnzentrum beschädigt worden ist, tut nicht einmal das. Ich konnte mich erinnern, weswegen ich hergekommen war – um herauszufinden, ob irgendwelche Massen auf unserem Kurs gefährlich werden konnten – doch ich wußte nicht mehr, wie man es anstellen mußte. Ich berührte eine geschwungene Oberfläche und wußte, daß es die Maschine war, die mir weiterhelfen würde – wenn ich nur ihr Geheimnis gekannt hätte.
    Nach einer ganzen Weile schmerzte mein Hals, und ich bewegte den Kopf. Das brachte meine Augen wieder zum Funktionieren.
    Nachdem wir den Druck in der Expansionsblase wieder aufgebaut hatten, fragte mich Elephant: »Was hast du gemacht? Du warst länger als eine halbe Stunde weg!«
    »Und ich hatte Glück. Wenn du dort draußen bist, mach nicht den Fehler und sieh nach oben.«
    »Oh.«
    Die zweite Hälfte des Problems bestand darin, daß Elephant und ich aufgehört hatten, miteinander zu reden. Er war nicht daran interessiert, etwas zu sagen, und er war auch nicht daran interessiert, dem zuzuhören, was ich zu sagen hatte.
    Ich brauchte eine gute Woche, bis ich hinter den Grund kam. Ich konfrontierte ihn mit meiner Vermutung.
    »Elephant, es gibt da ein Wort in unserer Sprache, das ich vermisse. Zumindest gebrauchst du es mir gegenüber nicht.«
    Er blickte von seinem Leseschirm auf. Hätte es den Leseschirm in der Blase nicht gegeben, ich glaube, wir hätten es nicht geschafft. »Mehr als eins«, antwortete er. »Es war ziemlich ruhig in letzter Zeit.«
    »Nein, nur eins. Du hast solche Angst, dieses Wort zu benutzen, daß du lieber überhaupt nicht mehr mit mir reden willst.«
    »Dann sag du es mir.«
    »Feigling.«
    Elephant runzelte die Stirn, dann schaltete er den Schirm ab. »Also schön, Beo, dann laß uns darüber reden. Aber zuerst: Du hast es gesagt, nicht ich. Stimmt’s?«
    »Stimmt. Hast du es gedacht?«
    »Nein. Ich habe in Euphemismen gedacht. ›Übervorsichtig‹ oder ›schreckt vor der Gefahr körperlicher Schäden zurück‹. Aber da wir nun schon bei dem Thema sind – warum wolltest du unbedingt umkehren?«
    »Ich hatte Angst.« Ich wartete, bis er meine Antwort verdaut hatte, bevor ich weiterredete. »Meine Ausbilder haben dafür gesorgt, daß ich in gewissen Situationen Angst empfinde. Mit allem schuldigen Respekt, Elephant, ich hatte eine viel gründlichere Ausbildung für den Raum als du. Ich denke, dein Wunsch zu landen resultiert aus deiner Unwissenheit.«
    Elephant seufzte.
    »Ich denke, wir hätten ungefährdet landen können. Du bist anderer Meinung. Es führt zu nichts, wenn wir jetzt darüber streiten, oder?«
    Es führte tatsächlich zu nichts. Einer von uns hatte recht, der andere unrecht.

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