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Ringwelt 05: Crashlander

Ringwelt 05: Crashlander

Titel: Ringwelt 05: Crashlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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wollte nicht gegen die Zuschauermassen anschwimmen, die jetzt aus der Arena strömten. Statt dessen überquerten wir die Gleitbrücke, diesmal vergleichsweise ungestört. Die Kabinen unter uns glichen umwirbelten Felsen in einer Brandung von herausströmenden Zuschauern.
    Ander hatte sich kameradschaftlich bei mir untergehakt. Ich war sein Gefangener, das stand ohne Zweifel fest. Sollte ich Konversation betreiben? »Wußten Sie, daß auf der Erde eine Eiszeit herrscht?« fragte ich ihn.
    »Sicher.«
    »Nun, ich habe mir diese Frage nicht einmal gestellt. Ich habe mich nur gewundert, wieso es auf Kuba nicht wesentlich heißer war als auf Nome.«
    »Der gesamte Planet ist von einem Netz aus Supraleitern überzogen«, erklärte Ander. »Wir mußten den Golfstrom vor fünfhundert Jahren wieder in Gang setzen, und danach ging alles von allein weiter. Nome importiert Wärme; Kuba importiert Kälte. Trotzdem wäre es auf der Erde inzwischen ziemlich kalt, wenn wir nicht so viel Energie von den Satelliten im Orbit bekämen.«
    »Mmmhm. Und was machen Sie, wenn die Eiszeit vorüber ist?«
    »Umziehen.« Ander grinste. »Was haben Sie nach der Geschichte mit dem Antimaterie-System gemacht?«
    »Ich bin zusammen mit Sharrol nach Nome gezogen.«
    Er starrte mich an. »Sie? Sie wollen seßhaft geworden sein wie ein Grog auf einem Felsen?«
    Vielleicht hatte er sogar das Recht zu schnauben. Ander und ich hatten gemeinsam die Singletreffs auf zwei Welten abgeklappert, um nach Marathon-Arbeitssitzungen Dampf abzulassen. Ich beherrschte mich und erwiderte ruhig: »Man kann ein ganzes Leben damit verbringen, sich die Erde anzusehen.«
    »Wo wollen Sie essen?«
    »Der Pequod-Grill ist ganz gut.« Gut und teuer, und jeder Außenweltler würde davon gehört haben. Genau der Ort, an den ein mittelloser B. Shaeffer jemand anderen schleppen würde, der die Zeche zahlte. Und niemand würde mich fragen, wo ich Sharrol gelassen hätte.
    Fast waren wir bis zu den Transferkabinen vorgedrungen. Nur um Ander zu testen, drehte ich mich plötzlich nach der Telefonzelle um und versuchte, mich aus seinem Griff zu entwinden.
    Er zerrte mich ohne sichtliche Anstrengung zurück. »Was denn?«
    »Ich dachte, ich rufe kurz an und frage, ob sie uns einen Tisch reservieren«, sagte ich und erinnerte mich wieder: Ich konnte mein Handy nicht benutzen. Es lautete auf einen falschen Namen.
    »Lassen Sie mich das machen.« Er benutzte eine Karte und er brauchte keine zehn Sekunden, um eine Reservierung zu bekommen. Für manche Fehler muß man nicht bezahlen.
    Wir schoben uns in eine Transferkabine. »Also waren Sie erst einmal in Nome und haben sich ein Nest gebaut …« sagte er.
    »Es war Liebe, stet?« erwiderte ich. »Wir waren kein monogames Paar … oder vielleicht doch. Ein wenig jedenfalls. Ich kannte keine Frauen auf der Erde. Sharrol hatte einige Liebhaber, doch die meisten stöhnten und hielten sich ihre empfindlichen Teile …« Ich grinste bei der Erinnerung. »Es gab ein paar Paare, mit denen wir spielten, aber nach einer Weile war auch das vorbei. Wir redeten übers Kinderkriegen. Und dann beschlossen wir, es zu tun.«
    Er starrte mich bestürzt an. »Sie?« Ich wußte nicht, was er dachte. Vielleicht empfand er sogar Mitleid. Ich tippte die Nummer vom Pequod ein.
     
    Wir kamen auf dem Dach heraus, unter einer wogenden Krümmung grün-schwarzen Wassers. Das Tageslicht verblaßte allmählich. Ander führte mich den Weg zum Restaurant zwölf Stockwerke tiefer. Er schien sich im Pequod auszukennen. Vielleicht war er sogar eingetragener Stammgast.
    Das mußte ich herausfinden. »Ich brauche einen Recycler, Ander. Es war ein langer Tag.«
    »Ich auch«, gestand er. »Hier entlang.«
    Im Recycler manövrierte er sich zwischen mich und die Tür, und ich ließ es geschehen. Amüsante Szenarios gingen mir durch den Kopf: Wenn ich eine Kabine benötigte, konnte er auf die Tür aufpassen, aber was, wenn er eine brauchte? Nicht, daß es eine Rolle gespielt hätte. Ich wollte ihm nicht entfliehen. Noch nicht. Nicht, bevor ich nicht wußte, was los war. Und ich wollte mit ihm über verlorene Schätze reden.
    Andererseits mußte ich wissen, wie viel er bereits herausgefunden hatte. Warum war ich hier? Mit wem war ich hergekommen? Wie? Wovon bestritt ich meinen Lebensunterhalt? Ich wartete in der Hoffnung, daß er über diese Dinge zu reden anfing – und von Carlos Wus Autodoc.
    Wir sprachen nicht viel miteinander, bis wir an einem Tisch Platz genommen hatten

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