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Ringwelt 05: Crashlander

Ringwelt 05: Crashlander

Titel: Ringwelt 05: Crashlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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herauszufinden. Mit einem Mal befanden wir uns im Vakuum, und Luft strömte aus dem Tornister in meinen Druckanzug. Eiskalte Luft. Meine Ohren wurden von eisigen Nadeln durchbohrt, doch ich würde überleben. In meinen Lungen herrschte entsetzliche Luftleere, doch ich würde überleben. Ich wandte mich zu Elephant um.
    Nackte Todesangst stand in seinem Gesicht. Er hatte den Helm auf dem Kopf, doch er hatte Schwierigkeiten mit dem Halsring. Ich mußte seine Hände mit Gewalt wegbiegen, um ihn richtig aufzusetzen. Dann beschlug die Scheibe von innen und wurde schließlich wieder klar. Elephant bekam Luft. War meine Hilfe rechtzeitig genug gekommen, um sein Leben zu retten?
    Ich war am Leben. Der Schmerz in den Ohren ließ bereits wieder nach, und ich atmete: einatmen, Pause, einatmen … bis der Luftdruck im Anzug sich normalisiert hatte.
    Ich hatte gesehen, was geschehen war. Jetzt fand ich Zeit, um darüber nachzudenken, mich zu erinnern, die Geschehnisse noch einmal vor meinem geistigen Auge abzuspielen.
    Was geschehen war, klang vollkommen verrückt.
    Die Hülle hatte sich in Staub verwandelt. Einfach so. Nicht mehr und nicht weniger, alles auf einmal und nicht nach und nach hatte sich die gesamte General-Products-Zelle aufgelöst und war zusammen mit der Atemluft in das Vakuum hinausgewirbelt. Ich hatte es gesehen.
    Und es bestand kein Zweifel: Die Schiffshülle war verschwunden. Lediglich die Innereien des Schiffs waren geblieben. Vor mir das erhellte Kontrollpaneel. Ein kleines Stück tiefer das Mannloch, hinter dem die gefaltete Expansionsblase Platz fand. Über der Konsole der Halbmond des geheimnisvollen Planeten und der gequetschte Sternenhimmel. Zur Linken: Sterne. Zur Rechten: Elephant, noch unter Schock, benommen, verängstigt, und hinter ihm weitere Sterne. Hinter mir die Luftschleuse, der Küchenblock mitsamt Ausgabeschacht, dahinter ein Blick auf einen Teil der Landestützen und der rotglühenden Emitterfinne und wieder Sterne. Die ST8 war nur noch ein Skelett. Elephant schüttelte den Kopf, dann schaltete er seinen Anzugsender ein. Ich hörte das Klicken des Verstärkers in meinem Helm.
    Wir sahen uns an. Jeder wartete, daß der andere das Wort ergriff. Doch es gab nichts zu sagen, außer vielleicht: »Sieh mal, Elephant! Wir haben keine Hülle mehr! Ist das außergewöhnlich genug?«
    Ich seufzte, wandte mich zur Steuerkonsole um und machte mich daran, ganz vorsichtig den Fusionsantrieb hochzufahren. Nach dem, was ich von der ST8 hatte sehen können, war das Schiff größtenteils unversehrt. Nichts trieb durch das All davon. Was auch immer an der Hülle befestigt gewesen war, es mußte auch noch anderswo verankert sein.
    »Was machst du, Beo?«
    »Ich bringe uns hier weg. Äh, meinetwegen kannst du jetzt schreien.«
    »Warum? Ich meine, warum willst du von hier weg?«
    Er war übergeschnappt. Flatlander sind allesamt latent instabil. Ich regelte den Antrieb so ein, daß wir mit ganz geringem Schub beschleunigten, und schaltete den Gravitationsanker aus, bevor ich mich wieder zu Elephant umdrehte. »Sieh mal«, sagte ich. »Wir haben keine Hülle mehr.« Ich zeigte mit ausgestreckter Hand in die Runde. »Nichts.«
    »Aber was vom Schiff geblieben ist, gehört doch immer noch mir?«
    »Äh, ja. Sicher.«
    »Ich will aber landen. Kannst du es mir ausreden?«
    Er meinte es offensichtlich ernst. Todernst.
    »Die Landestützen sind noch intakt«, fuhr er fort. »Unsere Druckanzüge halten die Strahlung drei Tage lang ab. Wir könnten innerhalb von zwölf Stunden landen und wieder weg sein.«
    »Das könnten wir wahrscheinlich.«
    »Außerdem haben wir zwei Monate gebraucht, um hierher zu kommen.«
    »Auch das stimmt.«
    »Ich würde mich wie ein Idiot fühlen, dem Ziel so nah gekommen zu sein und dann unverrichteter Dinge wieder abzuziehen. Du etwa nicht?«
    »Das würde ich auch, mit einer Ausnahme. Und diese Ausnahme besagt, daß dieses Schiff nur über meinen bewußtlosen Körper hinweg landen wird.«
    »Schön, die Hülle hat sich in Staub verwandelt und ist davongeweht. Was bedeutet das schon? Es bedeutet, wir hatten eine fehlerhafte Hülle, und ich werde General Products die Hinterbeine wegpfänden lassen, sobald wir zurück sind. Aber weißt du, wodurch sie sich aufgelöst hat? Was dahinter steckt?«
    »Nein.«
    »Und was macht dich so sicher, daß es irgendeine Form von Angriff war?«
    »Ich sage dir, was ich tue«, erwiderte ich. Ich wendete das Schiff, bis das Heck auf Cannonball Express zeigte.

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