Ringwelt 07: Die Welt der Ptavvs
»Und du wirst mich ›verwalten‹«, sagte Larry.
»Ja, natürlich.«
Larry nahm die Zigarette aus dem Mund und klopfte die Asche ab. Langsam wie Nebel trieb sie aus seinem Blickfeld. »Ich sollte dir wohl besser etwas mitteilen«, sagte er.
»Mach’s kurz. Ich habe nur wenig Zeit; ich muß den Helm finden.«
»Ich glaube nicht mehr, daß du die Erde besitzen solltest. Wenn ich kann, werde ich dich aufhalten.«
Kzanols Freßtentakel machten etwas Seltsames. Larry konnte nicht erkennen, was. »Du denkst wie ein Sklave – nicht wie ein Ptavv, wie ein Sklave. Du hast keinen vernünftigen Grund, mich zu warnen.«
»Das ist mein Problem.«
»Ruhe. RÜHR DICH NICHT, BIS ICH WIEDER ZURÜCKKEHRE.« Unverhohlene Verachtung lag in dem Befehl. Larry sah aus den Augenwinkeln, wie sich die dunkle Gestalt Kzanols von ihm entfernte.
Allein in der Pilotenkabine lauschte Larry auf das Klappern, Klirren und Rasseln von Metall – offenbar suchte Kzanol etwas. Er hörte, wie der Thrint dem Piloten befahl, wieder ins Leben zurückzukehren und ihm SOFORT zu zeigen, wo er den kontaminierten, tragbaren Radar versteckt hatte, und … Der Befehl, ein Ausdruck äußerster Frustration, hörte ebenso plötzlich auf wie die Suchgeräusche. Dann hörte Larry ein leises Tuckern, das von der Luftschleuse zu ihm drang.
Der Verwaltungsangestellte war ein Mittelsmann. Es war seine Aufgabe, allen Nachrichten aus dem Weltraum Prioritäten zuzuordnen. Um drei Uhr morgens antwortete er auf ein Klingeln des Coms. »Hallo, ARM-Maserfunkstation«, meldete er sich ein wenig verschlafen. Es war eine öde Nacht gewesen.
Doch das änderte sich jetzt. Die kleine Brünette, die ihn vom Schirm anblickte, war geradezu unglaublich hübsch. Zumindest wirkte sie so auf ihn, da sie ihm so unerwartet und zu so später Stunde gegenübertrat.
»Hallo, ich habe eine Nachricht für Lucas Garner. Er ist auf dem Weg zum Neptun … glaube ich.«
»Lucas Garner? Was … Ich meine, wie lautet die Nachricht?«
»Sagen Sie ihm, daß mein Mann wieder normal ist, und daß er das in seine Überlegungen mit einbeziehen soll. Es ist sehr wichtig.«
»Und wer ist Ihr Mann?«
»Larry Greenberg. G-r-e …«
»Ja, ich weiß. Aber Garner ist schon jenseits des Neptun. Sollte er nicht ohnehin schon über Greenberg wissen, was Sie mir gerade gesagt haben?«
»Nein, schließlich ist er kein Telepath.«
»Oh.«
Das war eine schwierige Entscheidung für den Verwaltungsangestellten. Masernachrichten kosteten so viel wie Uran, weniger aufgrund der Energie, die dafür benötigt wurde, oder der Abnutzung der empfindlichen Maschinen, sondern vielmehr aufgrund der Tatsache, daß es eine Weile dauerte, den Empfänger anzupeilen. Doch nur Garner vermochte zu entscheiden, ob die ›Ahnung‹ der Frau den Aufwand wert war. Der Verwaltungsangestellte setzte seinen Job aufs Spiel und sendete die Nachricht.
Das Feuer breitete sich nun langsamer aus. Der Großteil des unverbrannten Wasserstoffs war von dem Feuer davongeweht worden und hatte sich in einer Wolke gesammelt, die der Golden Circle exakt gegenüber lag – auf der anderen Seite des Pluto. Um diese Wolkenbank herum tobte ein Sturm von schier unglaublichen Ausmaßen. Gefrorener Regen fiel in riesigen Tropfen vom Himmel, die zischend im Stickstoffschnee landeten. Die Schichten oberhalb des Stickstoffs waren verschwunden und hatten sich in Gas aufgelöst, das sich mit dem Wasserstoff vermischte, der nach wie vor herbeiströmte. An der Grenze der Wolke verbrannte der Wasserstoff mit Halogenen und sogar mit Stickstoff zu Ammoniak, doch größtenteils waren die Feuer um den Kreis herum erloschen. Relativ kleine, isolierte Brandherde fraßen sich in Richtung des neuen Zentrums vor. Das ›heiße‹ Wassereis fiel noch immer herab. Wenn es den Stickstoff verbrannt hätte, würde es sich dem Sauerstoff widmen. Und dann würde es wieder ein richtiges Feuer geben.
Im Auge des Hurrikans stand das Eis wie ein riesiger Restberg in der Wüste Arizonas. Auf seinem flachen Gipfel waren selbst die Halogene noch gefroren. Die Coriolis-Kraft hielt den brennenden Wind eine Zeit lang zurück.
Auf der anderen Seite des Planeten trat Kzanol aus der Golden Circle.
Er drehte sich kurz um und blickte zurück. Das Flitterwöchlerschiff lag flach auf dem Bauch. Sein Landegestell war eingezogen, und hinter der Triebwerksöffnung breitete sich ein großer, glatter Krater aus. Glühendheißer Wasserstoff war noch eine Zeit lang aus der
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