Ringwelt 07: Die Welt der Ptavvs

wieder zu frieren. So geht das immer weiter, und das Gebirge verändert sich ständig.«
    »Oh. Danke.«
    Vergängliche Berge aus Wasserstoffschnee, glatt und niedrig wie eine Kette aus Schneebällen, die jemand aus großer Höhe herabgeworfen hatte. Sanft erhoben sie sich vor dem immer langsamer werdenden Schiff, und erst nach und nach wurde klar, wie breit das Gebirge war. Es schien sich über den gesamten Horizont zu erstrecken, und Kzanol/Greenberg konnte sich durchaus vorstellen, daß es von Pol zu Pol reichte, was sogar wahrscheinlich war … und was es auch tat.
    Das Schiff war fast unten. Es befand sich nur noch ein paar Kilometer westlich der Sichel. Eine zwei Kilometer hohe Feuersäule schoß auf die Oberfläche hinab. Wo sie den Boden berührte, verschwand er. Unter dem Schiff bildete sich ein Kanal, der langsam in der Dunkelheit verblaßte.
    Das Schiff reckte die Nase empor, bis die Fusionsflamme nach vorne deutete. Langsam, ganz langsam, kam die Golden Circle zum Stillstand.
    Der Kanal unter dem landenden Schiff verbreiterte sich und verwandelte sich in einen Krater, der rasch tiefer wurde. Dunst stieg auf und schloß sich um das Schiff. Schließlich sah Kzanol/Greenberg nur noch den Dunst, den Krater und das gleißende Fusionsfeuer.
    Das war die fremdartigste Welt, die er je gesehen hatte. Sein ganzes Leben lang hatte er sich mit fremden Welten beschäftigt, doch noch nie hatte ihm eine das Gefühl vermittelt, wirklich in … in Dantes Hölle zu sein.
    »Wir werden auf der Wassereisschicht landen«, erklärte der Pilot, als hätte ihn jemand danach gefragt … und das hatte Kzanol/Greenberg auch. »Das Gaseis würde uns nicht tragen. Aber zuerst müssen wir uns eingraben.«
    War wirklich er es gewesen, der den Planeten als fremdartig empfand? War das nicht ein Greenberg-Gedanke, der sich irgendwie in sein Bewußtsein geschlichen hatte? Ja. Das war Greenbergs alte Sehnsucht nach den Sternen. Kzanol hatte immer nur nach Reichtum gestrebt.
    Der Krater glich inzwischen einem offenen Minenschacht, umgeben von mehreren Ringwällen und … Kzanol/Greenberg blickte hinunter, grinste und versuchte blinzelnd herauszufinden, welche Schicht aus welchem Gas bestand. Sie hatten sich in das kilometerdicke Eis der Planetenoberfläche gebohrt. War das Stickstoff? Dann erschien die nächste Schicht – vermutlich Sauerstoff.
    Die Ebene und der Raum über ihr standen mit einem Mal lichterloh in Flammen.
    »Sie fliegt in die Luft!« krähte Lew. Eine sich windende Säule aus gelben und blauen Flammen stieß aus der eintönigen Ebene hervor, wo kurz zuvor noch der kleine weiße Stern der Golden Circle zu erkennen gewesen war. Einen Augenblick lang leuchtete der Stern noch durch die Flammen hindurch. Dann verschwamm er, und außer Feuer war nichts mehr zu sehen. Lew verringerte den Vergrößerungsfaktor seines Teleskops um das Zehnfache, um beobachten zu können, wie die Flammen sich ausbreiteten. Schließlich mußte er die Vergrößerung noch weiter verringern … und weiter …
    Der Pluto brannte. Milliarden Jahre lang hatte eine dicke Schicht aus trägem Stickstoff die hochreaktiven Schichten darunter bedeckt. Meteore, die hier oben so selten waren wie Wale in einem Goldfischglas, vergruben sich stets in der Stickstoffschicht. Seit Kzanols Schiff dort eingeschlagen war, hatte es keine Selbstentzündung auf dem Pluto mehr gegeben. Doch jetzt mischte sich Wasserstoff- mit Sauerstoffdampf und brannte. Auch andere Elemente brannten.
    Das Feuer breitete sich kreisförmig aus. Ein starker, heißer Wind wehte ins Vakuum hinaus und trieb Flammen über das kochende Eis, bis der pure Sauerstoff freigesetzt war. Dann drang das Feuer weiter vor. Unter der dünnen Schicht Wassereis verbargen sich Metalle; und das Eis war dünn, an manchen Stellen sogar fast nicht vorhanden, denn es hatte sich erst gebildet, nachdem das Thrintschiff vor Äonen hier eingeschlagen war – als Nahrungshefe noch die Erde beherrschte. Natrium- und Kalziumadern, selbst Eisen brannte hell angesichts so viel Sauerstoffs und Hitze. Chlor und Fluor mischten sich unter den Stickstoff und brannten bis in die obersten Schichten der gefrorenen Atmosphäre hinein. Und bei ausreichend hohen Temperaturen entzündet sich sogar Sauerstoff und Stickstoff.
    Lew starrte konzentriert auf den Schirm. Er dachte an seine zukünftigen Ururenkel und fragte sich, wie er ihnen einst vermitteln sollte, was er jetzt gerade sah. Alt, ledrig und schließlich seßhaft geworden, würde