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Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Titel: Ringwelt 08: Der kälteste Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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verlorenen Minuten im Hyperraum würden unsere Reise gut drei Tage länger dauern lassen.
    »Falls ein Feind gelauert hat, haben Sie ihn verscheucht! Shaeffer, diese Mission und dieses Schiff haben meine Abteilung eine gewaltige Menge Geld gekostet, und wir haben überhaupt nichts herausgefunden!«
    »Das stimmt nicht ganz«, widersprach Carlos. »Ich möchte mir immer noch den Hyperraummotor ansehen. Beo, würdest du die Beschleunigung bitte auf ein g zurücknehmen?«
    »Jepp. Aber … Wunder machen mich immer nervös, Carlos.«
    »Willkommen im Klub.«
     
    Wir krochen durch einen Wartungsschacht, zwischen dem Gehäuse des Hyperraummotors und den umgebenden Tanks hindurch. Der Schacht war so schmal, daß er gerade einem breitschultrigen Mann Platz bot.
    Carlos erreichte ein Inspektionsfenster. Er blickte hinein … und begann lauthals zu lachen.
    Ich wollte wissen, was zum Futz so verdammt lustig war.
    Noch immer kichernd kroch Carlos weiter. Ich kletterte hinter ihm her und erreichte selbst das Fenster.
    Im Gehäuse des Hyperraummotors war kein Hyperraummotor.
    Ich stieg durch eine Reparaturluke in das zylindrische Gehäuse und blickte mich um. Nichts. Nicht einmal ein Loch im Gehäuse. Die supraleitenden Kabel und die Lager des Motors waren so glatt durchtrennt, daß die Schnittflächen wie Spiegel glänzten.
    Ausfaller bestand darauf, sich die Sache selbst anzusehen. Carlos und ich warteten im Kontrollraum. Eine ganze Weile noch brach Carlos immer wieder in unkontrolliertes Kichern aus. Dann irgendwann trat ein verträumter, weit entfernter Ausdruck in seine Augen, und das ärgerte mich, wenn überhaupt möglich, noch mehr.
    Ich fragte mich, was in seinem Kopf vor sich gehen mochte, und kam zu der unbehaglichen Schlußfolgerung, daß ich es niemals erfahren würde. Vor einigen Jahren habe ich mich einigen Intelligenztests unterzogen, in der Hoffnung, vielleicht auf diese Weise eine Vaterschaftslizenz zu erhalten. Ich bin kein Genius.
    Ich wußte nur, daß Carlos etwas gefunden hatte. Etwas, das mir nicht aufgefallen war. Er rückte nicht damit heraus, und ich war zu stolz, um ihn zu fragen. Ausfaller besaß keinen derartigen Stolz. Er kam zurück und blickte drein, als hätte er einen Geist gesehen. »Weg! Einfach verschwunden! Wo ist er hin? Wie konnte das passieren?«
    »Diese Frage kann ich möglicherweise beantworten«, sagte Carlos fröhlich. »Man benötigt einen extrem hohen Gravitationsgradienten. Der Motor prallte darauf, bog den Raum um sich selbst herum und startete zu einer höheren Hyperraumebene, einer Ebene, die wir nicht erreichen können. Bis zu diesem Augenblick kann er schon ein ganzes Stück auf dem Weg zum Rand des Universums zurückgelegt haben.«
    »Du bist dir ganz sicher, wie?« sagte ich. »Vor einer Stunde gab es nicht einmal eine theoretische Möglichkeit für so etwas.«
    »Nun, ich bin zumindest sicher, daß unser Motor unwiderruflich weg ist. Darüber hinaus wird es ein wenig undurchsichtig. Doch es existiert ein gut etabliertes Modell darüber, was geschieht, wenn ein Schiff im Hyperraum auf eine Singularität trifft. Bei einem niedrigeren Gravitationsgradienten nimmt der Motor das gesamte Schiff mit, um dann seine Atome hinter sich zu verstreuen, bis nichts mehr übrig ist außer dem Hyperraumfeld selbst.«
    »Uff!«
    Carlos hatte sich in die Vorstellung verliebt. Er strahlte förmlich. »Sigmund, ich möchte, daß Sie das Hyperradio benutzen. Ich könnte mich zwar immer noch täuschen, doch es gibt ein paar Dinge, die sich überprüfen lassen.«
    »Falls wir uns noch immer innerhalb der Singularität einer Masse befinden, wird sich das Hyperradio selbst zerstören!«
    »Ja. Aber ich denke, es ist das Risiko wert.«
    Wir waren zehn Minuten vor der Singularität der irdischen Sonne aus dem Hyperraum gefallen – oder besser: gerissen worden. Damit hatten wir sechzehn Lichtstunden mehr im Normalraum zurückzulegen, plus beinahe fünf Lichtstunden vom Rand der Singularität bis zur Erde. Zum Glück breiten sich Hyperwellen ohne Zeitverlust aus, und jedes besiedelte System betreibt eine Hyperrelaisstation unmittelbar außerhalb der Singularität. Die Southworth Station würde unsere Nachricht per Laser weiterleiten, die Antwort auf die gleiche Weise erhalten und sie zehn Stunden später zu uns abstrahlen.
    Wir schalteten das Hyperraumradio ein, und nichts explodierte.
    Ausfaller erledigte zuerst einen eigenen Anruf nach Ceres, um die Kennungen der Schlepper zu überprüfen, denen wir

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