Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler
selbst der nächstgelegene Nachbar innerhalb der Weltenflotte.
Der Eismond selbst – auf der einen Seite beschienen vom Licht der fernen Sonne, von der anderen Seite ungleich heller angestrahlt von dem Licht, den sein Heimatplanet reflektierte. Gewaltige Strukturen zeichneten sich in Schlangenlinien auf der Eisoberfläche ab; viele davon waren erst nach dem letzten Besuch der Explorer hier errichtet worden.
Von ihrer relativ bequemen Position auf der Pilotenliege aus deutete Kirsten in das Holo hinein. Die noch nicht ganz fertig gestellte Raumstation aus Eis und Metall glitzerte wie eine riesige Ansammlung von Juwelen. »Sie haben es geschafft, Omar! Bemannte Raumfahrt.«
»Ich kann die instinktive Reaktion der Bürger fast verstehen«, gab Omar zurück. »Die Geschwindigkeit, mit der die Gw’oth sich entwickeln, ist wirklich erstaunlich.« Er winkte Kirstens Protest schneller ab, als sie ihm ins Wort fallen konnte. »Ich habe ›fast‹ gesagt, Kirsten. Die Galaxis wäre wirklich ärmer, wenn es die Kleinen nicht gäbe. Ich freue mich zu sehen, dass sie sich weiterhin so gut entwickeln.«
Kirsten war vor allem froh darüber, dass sie die Kometenbombe, die Nessus dort unbedingt installiert haben wollte, gefunden und entschärft hatten. Die ausgebaute und nun umprogrammierte GP-Zelle Mark I würde für alle Zeiten dieses Sonnensystem umkreisen und via Hyperwellen jegliche abrupte Veränderung des Kommunikationsverhaltens melden – was zum Beispiel der Fall wäre, wenn die Konkordanz einen Kometen auf diesen Planeten zusteuerte.
»Die müssen beschützt werden.« Omar stieß einen zustimmenden Grunzlaut aus, doch Kirsten wusste, dass sie vor allem mit sich selbst sprach. »Wir schulden den Gw’oth wirklich eine ganze Menge. Dass wir es gelernt haben, ihre Fortschritte zu würdigen, hat uns auch gelehrt, unsere eigenen Fortschritte zu schätzen. Dadurch, dass wir infrage gestellt haben, wie die Bürger sich den Gw’oth gegenüber verhalten wollten, haben wir letztendlich auch gelernt, das Verhalten der Konkordanz den Kolonisten gegenüber zu hinterfragen.«
Alte Gewohnheiten ließen sich wirklich nicht leicht ablegen. »Den Menschen gegenüber, meine ich«, verbesserte Kirsten sich.
Omar erhob sich und gähnte ausgiebig. »Ich hole mir einen Kaffee. Kann ich dir irgendetwas mitbringen?«
»Eis. Erdbeer«, entgegnete sie. Eine der ersten Veränderungen, die nach dieser Krise an Bord der Explorer vorgenommen worden waren, betraf die Auswahl dessen, was der Synthesizer für sie bereit hielt.
»Kirsten.«
Sie blickte auf, und Omar reichte ihr eine Schale. Wie lange hatte sie denn hier gesessen und dieses Holo angestarrt? »Wir sind hier fertig, Kirsten«, sagte Omar. »Die Gw’oth sind so weit in Sicherheit, wie wir dafür sorgen können. Wir gehören jetzt nach Hause.«
Natürlich hatte Omar recht, und dennoch … »Eine Sache können wir doch noch tun. Wir können ihnen eine Nachricht hinterlassen. Auf diese Weise können wir uns anständig bei ihnen bedanken.«
Omar schüttelte den Kopf. »Darauf hatten wir uns doch alle schon geeinigt, Kirsten – noch bevor wir überhaupt aufgebrochen sind. Wissenschaft und Technik sind für die Gw’oth noch sehr neu. Wir wissen doch nicht, wie die auf einen Kontakt mit Aliens reagieren würden.«
»Das habe ich nicht gemeint.« Sie erklärte, was ihr eigentlich vorschwebte, und dann machte sich Omar daran, ihre Worte zu übersetzen.
Und so brachen sie auf – doch zuvor hinterließen sie eine Nachricht.
Der nächste Nachbar des Eismonds war ein felsiger, wolkenverhangener Felsbrocken, ebenfalls ein Mond. Er befand sich in einer gebundenen Rotation mit seinem weiter entfernten Heimatplaneten, sodass eine seiner Seiten für alle Zeiten vor dem Eismond verborgen bleiben würde.
Aber nicht vor den Gw’oth – wenn sie ihre Entwicklung weiter fortsetzten.
Die abgewandte Seite des Mondes war jetzt mit einem X markiert – mehrere Meilen groß und mit dem Laser tief in das Gestein geschnitten. Eine würfelförmige Struktur aus laserbeschnittenen Steintafeln befand sich genau in der Mitte des X. Im Inneren dieses Würfels – versiegelt im Inneren eines klaren Plastahl-Containers und geschützt durch eine Inertgasatmosphäre aus reinem Stickstoff – würden die Gw’oth eines Tages eine leistungsstarke Funkboje vorfinden, nach der eine Überwachungs-Hyperwellenboje für alle Zeiten lauschen würde. Den Anweisungen zur Bedienung dieser Funkboje, die in allen
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