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Ringwelt

Titel: Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Ersatzhänden. Der Anblick des Puppetiers hatte einen ganzen Speicher voll verstaubter Erinnerungen in ihm aufgeschlossen. Mit den Daten über die Puppetiers und ihrem Handelsimperium, ihren Wechselbeziehungen mit der Menschheit und ihrem plötzlichen und schockierenden Verschwinden mischte sich die Erinnerung an seine erste Zigarette, das Gefühl der Schreibmaschinentasten unter seinen noch ungeübten, ungeschickten Fingern, seitenlange Interworld-Vokabeln, die er auswendig gepaukt hatte, die Laute und der Tonfall der englischen Sprache, die Ungewißheiten und Verlegenheiten der frühen Jugend. Er hatte die Puppetiers in einem Geschichtskurs am College studiert und sie dann vor einhundertachtzig Jahren wieder vergessen. Unglaublich, daß der Verstand eines Menschen so viel behalten konnte!
    »Ich werde hier in der Kabine bleiben«, sagte er zu dem Puppetier, »wenn Ihnen das angenehmer ist.«
    »Nein. Wir müssen uns näher kennenlernen.«
    Muskeln ballten sich und zuckten unter einer kremigen Haut, als der Puppetier sich ein Herz faßte. Dann ging die Tür der Reisekabine mit einem Klicken auf, und Louis Wu trat in das Zimmer.
    Der Puppetier wich ein paar Schritte vor ihm zurück.
    Louis ließ sich in einen Sessel fallen, mehr zur Beruhigung des Puppetiers als zu seiner Bequemlichkeit. Saß er würde er harmloser aussehen. Der Sessel war eine Standardausgabe, ein selbstanpassender Masseur-Stuhl, nur für menschliche Wesen gemacht. Louis bemerkte einen Duft, der ihn an ein Gewürzbord und an eine chemische Experimentierausrüstung erinnerte - durchaus nicht unangenehm.
    Der Fremdling setzte sich auf sein zusammengefaltetes Hinterbein. »Sie wundern sich, warum ich Sie hierherholte. Das bedarf einiger Erklärungen. Was wissen Sie von meiner Rasse?«
    »Meine Collegezeit liegt schon lange zurück. Sie hatten früher einmal ein Handelsimperium, nicht wahr? Was wir als >bekanntes Universum< zu bezeichnen pflegen war ein Teil davon. Wir wissen, daß die Trinoks schon bei Ihnen einkauften, und wir sind den Trinoks erst vor zwanzig Jahren im All begegnet.«
    »Ja, wir trieben Handel mit den Trinoks. Größtenteils durch Vermittlung von Robotern, wie ich mich entsinne.«
    »Ihr Handelsimperium war bereits Tausende von Jahren alt und umspannte einen Bereich von mindestens ein paar Dutzend Lichtjahren. Und dann verschwanden Sie plötzlich und ließen alles hinter sich. Warum?«
    »Kann man das tatsächlich vergessen haben? Wir flohen vor der Explosion des galaktischen Kernes!«
    »Darüber weiß ich Bescheid.« Vage erinnerte sich Louis sogar daran, daß die Kettenreaktionen der Novae im Mittelpunkt der Galaxis tatsächlich von fremden Wesen entdeckt worden war. »Aber warum flüchten Sie jetzt schon? Die Sonnen im glaktischen Kern wurden vor zehntausend Jahren zu Novae! Das Licht der Explosion wird die Erde erst in zwanzigtausend Jahren erreichen.«
    »Die Menschen«, sagte der Puppetier, »sollte man nicht frei herumlaufen lassen. Sie schaden sich immer selbst. Sehen Sie denn nicht die Gefahr? Die harten Strahlen der Wellenfront werden das gesamte Gebiet der Galaxis unbewohnbar machen.«
    »Zwanzigtausend Jahre sind eine lange Zeit.«
    »Vernichtung in zwanzigtausend Jahren ändert nichts an der Tatsache der Vernichtung. Meine Spezies floh in die Richtung der Magellanschen Wolken. Doch ein paar von uns blieben zurück, falls die Wanderung der Puppetiers auf eine Gefahr stoßen würde. Dieser Fall ist eingetreten.«
    »Oh? Was für eine Gefahr denn?«
    »Diese Frage kann ich Ihnen noch nicht beantworten. Aber schauen Sie sich einmal das an.« Der Puppetier langte nach einem Gegenstand auf dem Tisch.
    Und Louis, der sich die ganze Zeit gewundert hatte, wo der Puppetier seine Hände versteckte, sah, daß die Münder des Puppetiers seine Hände waren. Gute Hände noch dazu, dachte er, als der Puppetier ihm rasch eine Holoabbildung hinüberreichte. Die lockeren gummiartigen Lippen ragten ein paar Zoll weit über seine Zähne hinaus. Sie wiesen fingerartige Fortsätze auf, die so trocken waren wie eine menschliche Hand. Hinter den rechteckigen, vegetarischen Zähnen konnte Louis eine gegabelte Zunge erkennen.
    Er nahm die Holoabbildung entgegen und betrachtete sie.
    Zuerst ergab sie keinen Sinn. Doch er studierte sie weiter, wartete auf eine Eingebung. Er sah eine kleine, gleißend weiße Scheibe, die eine Sonne darstellen mochte. GO oder K9 oder K8, mit einem leichten, schwarz und scharf abgezirkelten Sehnenschnitt am Rand. Doch

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