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Ringwelt

Titel: Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Urlaub zurückgekommen.« Richtig, vor zwanzig Jahren!
    Mitternacht saß ihm wieder im Nacken. Louis Wu trat in die nächste Reisekabine, schob seine Kreditkarte in den Schlitz und wählte die Nummer von Teheran.
    Er tauchte in einem sonnendurchfluteten Raum auf.
    »Was, zum Teufel!« knurrte er und sah sich blinzelnd um. Die Wählautomatik hatte offensichtlich verrückt gespielt. In Teheran konnte die Sonne ja noch gar nicht scheinen. Louis Wu steckte den Finger wieder in die Wählscheibe. Dann stutzte er und wirbelte herum.
    Er befand sich in einem Hotelzimmer, dessen nüchterne Standardeinrichtung im scharfen Gegensatz zu dessen Bewohner stand. Denn in der Mitte des Raumes stand ein Wesen, das man weder als menschlich noch als menschenähnlich bezeichnen konnte. Es stand auf drei Beinen und betrachtete Louis Wu aus zwei Richtungen. Der Rumpf dieses erstaunlichen Wesens war zum größten Teil mit einer weißen, handschuhlederartigen Haut überzogen. Doch zwischen den beiden Hälsen wuchs eine dichte braune Mähne, die sich auf der Wirbelsäule fortsetzte und das komplizierte Hüftgelenk des Hinterbeines mit einem dicken Haarteppich bedeckte. Die beiden Vorderbeine waren gespreizt, so daß die kleinen klauenartigen Hufe dieses Wesens ein gleichschenkliges Dreieck miteinander bildeten.
    In diese flachen Köpfe paßte bestimmt kein Gehirn hinein. Doch in dem gewaltigen Höcker zwischen den Hälsen - Augenblick mal, hatte er nicht vor hundertachtzig Jahren .?
    Natürlich, das Wesen war ein Puppetier! Das Gehirn und der Schädel waren in diesem Höcker verborgen! Und der Name Puppetier durfte nicht etymologisch falsch gedeutet werden. Dieses Wesen war kein Tier, ganz im Gegenteil! Seine Intelligenz war der des Menschen mindestens ebenbürtig. Seine Augen - je eines pro Kopf und in tiefe Höhlen eingebettet - starrten ihn aus zwei Richtungen an.
    Louis rüttelte an der Türklinke. Die Tür war versperrt.
    Er war ausgesperrt, nicht eingesperrt. Er hätte jetzt irgendeine Ortszahl wählen und verschwinden können. Er dachte nicht daran. Man traf nicht jeden Tag mit einem Puppetier zusammen. Diese Gattung war aus dem bekannten Universum schon viel länger verschwunden, als Louis Wu an Jahren zählte.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte Louis aufgeregt.
    »Sie können«, erwiderte das fremde Wesen .
    ... mit einer Stimme, die einen Pubertätsjüngling in Entzücken versetzen mußte. Hätte sich Louis eine Frau zu dieser Stimme vorstellen müssen, hätte er Kleopatra, Helena, Marilyn Monroe und Lorelei Huntz zu einem Körper vereinigt.
    »Tanj!« Dieser Fluch schien mehr als passend zu sein. Es ist einfach nicht gerecht, daß so eine Stimme zu so einem fremdartigen zweiköpfigen Wesen unbestimmten Geschlechts gehören sollte!
    »Haben Sie keine Furcht vor mir«, sagte das fremde Wesen. »Sie wissen, daß Sie fliehen können, wenn Sie das müssen.«
    »Auf dem College sah ich Bilder von Wesen wie Ihnen. Wir dachten, Sie wären längst ausgestorben .«
    »Als meine Gattung aus dem bekannten Universum flüchtete, war ich nicht bei meinen Artgenossen«, erwiderte der Puppetier. »Ein wichtiger Auftrag hielt mich hier fest.«
    »Wo haben Sie sich denn so lange versteckt? Und wo, zum Kuckuck, sind wir hier?«
    »Das ist im Augenblick nicht wichtig. Sind Sie Louis Wu MMGRE-WPLH?«
    »Sie kennen meinen Kode? Sie haben mich gesucht.«
    »Richtig. Wir fanden eine Möglichkeit, das Netzwerk der Reisekabinen auf dieser Welt zu manipulieren.«
    Das ließ sich machen, dachte Louis. Es mußte ein Vermögen an Bestechungsgeld kosten, doch es war technisch möglich. Aber . »Warum?«
    »Dazu muß ich zu einer längeren Erklärung ausholen .«
    »Wollen Sie mich denn nicht herauslassen?«
    Der Puppetier überlegte. »Vermutlich muß ich das. Doch zuvor sollten Sie wissen, daß ich nicht ohne Schutz bin! Meine Waffe wird jedem Angriff Ihrerseits wirksam begegnen!«
    Louis Wu gab einen ärgerlichen Laut von sich. »Warum sollte ich das wohl?«
    Der Puppetier schwieg.
    »Jetzt erinnere ich mich wieder! Sie sind als Feiglinge verschrien. Ihr ganzes ethisches System baut sich auf Feigheit auf.«
    »Nicht ganz zutreffend, aber ein hinreichendes Urteil.«
    »Nun, es könnte schlimmer sein«, räumte Louis ein. Jede intelligente Spezies hatte ihre Macken. Ganz gewiß war so ein Puppetier viel umgänglicher als die rassisch paranoiden Trinoks oder die Kzinti mit ihren hypernervösen Killerinstinkten. Oder die Grogs mit ihren . ihren unglaublichen

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