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Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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und Bernard ebenfalls. Kann sein, daß Bernard gesagt hat, wir sollten etwas davon mit nach England zurückbringen, das weiß ich nicht mehr. Ich habe dies mitgenommen. Wir hatten erwartet, daß alles zu Asche werden würde, aber das tat es nicht.«
Webster rührte mit dem Kopf seines Kugelschreibers in dem Gemisch herum. Er fand den Ring und fischte ihn heraus. »Da – ein silberner Ring.«
»Ja, das habe ich absichtlich mitgenommen.« Tom wußte, die zwei silbernen Schlangen auf dem Ring waren noch zu erkennen.
»Ich werde dieses mitnehmen nach London«, sagte Webster und erhob sich. »Wenn Sie vielleicht eine Schachtel hätten –«
»Selbstverständlich.« Tom ging zur Tür.
»Sie sagten etwas von Tufts´ Notizbüchern.«
»Ja.« Tom drehte sich um und wies auf das Notizbuch und den Zeichenblock, die auf der Ecke des Schreibtisches lagen. »Das sind sie, hier. Und der Zettel, den er geschrieben hat –« Er ging hinüber ins Badezimmer, wo sein Morgenmantel hing; der Zettel steckte noch in der Tasche. »Ich erhänge mich, allegorisch . . . « Er gab ihn Webster und ging nach unten.
Mme. Annette bewahrte alle Schachteln auf, immer war ein Vorrat in allen Größen vorhanden. »Wofür soll es denn sein?« fragte sie bereitwillig.
»Hier – diese geht sehr gut«, sagte Tom. Die Schachteln standen oben auf Mme. Annettes Kleiderschrank, und Tom zog eine davon herunter. Ein paar Strickwollreste lagen darin, die er ihr mit freundlichem Lächeln überreichte. »Tausend Dank, mein Schatz.«
Webster war jetzt ebenfalls unten, er stand am Telefon und sprach Englisch. Heloise war wohl nach oben gegangen. Tom nahm die Schachtel, ging hinauf und legte das kleine Bündel hinein, den leeren Raum füllte er mit zusammengeknülltem Zeitungspapier aus. Aus seinem Zimmer holte er Bindfaden und band den Karton – ein Schuhkarton war es – fest zu, dann ging er wieder nach unten.
Webster war immer noch am Telefon. Tom ging an den Barwagen und schenkte sich einen Whisky pur ein, aber er wollte ihn erst trinken, wenn Webster gesagt hatte, ob er einen Dubonnet wolle.
». . . von der Galerie Buckmaster? Können Sie damit warten, bis ich zurück bin?«
Tom beschloß, doch nicht mehr zu warten: er ging in die Küche, um Eis für den Dubonnet zu holen. Er nahm das Eis aus dem Kühlschrank, und als Mme. Annette hereinkam, bat er sie, den Drink fertigzumachen und auch das Stückchen Zitronenschale nicht zu vergessen.
Webster sprach noch, er sagte gerade: »Ich rufe Sie in ungefähr einer Stunde noch einmal an, gehen Sie also bitte bis dahin nicht zum Essen . . . nein, zu niemandem, kein Wort . . . Das weiß ich noch nicht.«
Tom war beklommen zumute. Heloise war draußen auf dem Rasen, er ging hinaus, um mit ihr zu reden, obgleich er lieber im Wohnzimmer geblieben wäre. »Hör mal zu, Liebling, ich meine, wir müßten dem Inspektor eine Kleinigkeit anbieten, Lunch oder ein Sandwich oder so was. Ist dir das recht?«
»Hast du ihm die Asche gegeben?«
Tom blinzelte. »Ein kleines Päckchen, im Karton«, sagte er unbeholfen. »Es ist verpackt. Denk nicht mehr daran.« Er nahm ihre Hand und führte sie ins Haus zurück. »Es ist ganz in Ordnung, meine ich, daß Bernard das letzte, was er hat, als Derwatts sterbliche Reste ausgibt.«
Vielleicht verstand sie ihn. Sie hatte begriffen, was geschehen war, doch man konnte nicht von ihr erwarten, daß sie Bernards Verehrung für Derwatt wirklich verstand.
Tom ging in die Küche und bat Mme. Annette, ein paar Sandwiches fertigzumachen mit Hummer in Dosen und ähnlichem. Heloise kam ebenfalls, um ihr zu helfen, und Tom ging zu Webster zurück. Der Inspektor blickte auf und sagte:
»Reine Routine, Mr. Ripley: kann ich wohl mal Ihren Paß sehen?«
»Natürlich, gern.« Tom ging nach oben und kam gleich darauf mit dem Paß zurück.
Webster trank jetzt seinen Dubonnet. Langsam blätterte er den Paß durch, wobei ihn die Monate alten Eintragungen ebenso zu interessieren schienen wie die jüngeren. »Aha, Österreich. Hm-m. Ja.«
Erleichtert entsann sich Tom, daß er, als Derwatt zum zweitenmal in London erschien, nicht unter seinem eigenen Namen, Tom Ripley, nach England gereist war. Müde setzte er sich auf einen Stuhl. Es war ratsam, etwas erschöpft und deprimiert auszusehen, schließlich hatte er ja gestern einiges durchgemacht.
»Was ist eigentlich aus Derwatts Sachen geworden?«
»Sachen –?«
»Ja. Aus seinem Koffer zum Beispiel.«
»Ich habe keine Ahnung, wo er gewohnt hat«, sagte Tom. »Und

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