Ripley Under Ground
klar, denn er war schuld, er hatte sich die ganze Geschichte ausgedacht. »Ja, das habe ich, und zwar aus zwei Gründen«, erwiderte er. »Erstens wäre es der Ruin seiner eigenen Karriere, und zweitens – «
»Seine Karriere ist sowieso zu Ende, wenn du Bernard Tufts als Maler meinst.«
»Und zweitens«, fuhr Tom ganz sanft fort, »ist er hier nicht der einzige Betroffene, leider. Es wäre auch das Ende für Jeff und Ed, und für den – für die Leute, die die Malersachen herstellen, außer wenn sie leugnen, von dem Betrug gewußt zu haben, was man ihnen wohl kaum abnehmen würde. Dann die Kunstschule in Italien –« Cynthia seufzte unruhig. Sie schien nichts erwidern zu können, vielleicht wollte sie auch nichts mehr sagen.
Wieder schritt sie in dem quadratischen Atelier auf und ab und betrachtete das Foto von einem Känguruh, das Jeff an die Wand gelehnt hatte. »Seit zwei Jahren bin ich hier nicht mehr gewesen. Jeff wird immer eleganter.« Tom schwieg. Erleichtert hörte er jetzt entfernte Schrit te und gedämpfte Männerstimmen auf der Treppe. Es klopfte. »Cynthia – wir sind´s!« rief Ed.
Sie öffnete die Tür.
»Mensch, Tom!« schrie Ed, stürzte auf ihn zu und ergriff seine Hand.
»Tom – grüß dich!« rief Jeff ebenso fröhlich. Jeff trug einen kleinen schwarzen Koffer, der, wie Tom wußte, das Make-up enthielt. »Ich mußte das Zeug von unserem Freund in Soho holen«, erklärte er. »Wie geht´s dir, Tom? Wie war´s in Athen?«
»Trübsinnig«, gab Tom zurück. »Hier – trinkt erstmal was, ihr beide. Na ja, die Offizierscliquen, das wißt ihr ja.
Bouzoukis habe ich nicht zu hören gekriegt. Du, hör mal – heute abend ist doch keine Ausstellung –?« Jeff öffnete gerade den Koffer.
»Nein, ich will bloß sehen, ob alles da ist. Hast du irgendwas von Bernard gehört?«
»Gott, was für eine Frage«, sagte Tom. »Nein.« Etwas unsicher blickte er zu Cynthia hinüber, die mit verschränkten Armen an ein Schränkchen gelehnt stand. Ob sie davon wußte, daß er eigens nach Griechenland gefahren war, um Bernard zu suchen? Sollte er es ihr sagen – war es wichtig? Nein.
»Und von Murchison?« fragte Ed über die Schulter, während er sich einen Drink zurechtmachte.
»Nein, auch nicht. Und morgen soll also Mrs. Murchison kommen?«
»Ja – vielleicht«, antwortete Jeff. »Webster hat uns heute angerufen und das erzählt. Der Inspektor Webster, du weißt doch.«
Es war Tom unmöglich zu reden, solange Cynthia im Zimmer war. Er schwieg. Er wollte irgend etwas Nebensächliches sagen, etwa: »Wer hat denn ›Die Wanne‹ gekauft?«, aber nicht mal das brachte er heraus. Cynthia war feindselig. Sie würde vielleicht nichts verraten, aber sie war anti.
Ed brachte jetzt Jeff ein Glas – Cynthia hatte ihres noch nicht ausgetrunken – und sagte: »Tom, du kannst übrigens heute nacht hierbleiben. Wir hoffen, du tust es.« »Mit Vergnügen«, sagte Tom.
»Und morgen – morgen früh wollten wir Webster so gegen halb elf anrufen, und wenn er nicht da ist, hinterlassen wir eine Nachricht, daß du heute morgen – also morgen mit dem Zug in London angekommen bist und uns angerufen hast. Du warst bei Freunden in Bury St.
Edmunds, irgend so was, weißt du, und du –« »Du hast die Suche einfach nicht ernst genug genommen, um die Polizei von deinem Aufenthalt zu informieren.« Jeff sagte die Worte auf wie einen Kinderreim.
»Sie haben ja auch nicht jeden Ort durchgekämmt nach dir. Sie haben uns einfach ein paarmal gefragt, wo Derwatt sei, und wir haben gesagt, du seist wahrscheinlich bei Freunden auf dem Lande.«
»D´accord«, sagte Tom.
»Ich denke, ich gehe jetzt«, sagte Cynthia.
»Oh, Cynthia – willst du nicht dein Glas austrinken?«
fragte Jeff.
»Nein.« Sie zog ihren Mantel an, wobei Ed ihr half.
»Ich wollte ja bloß wissen, ob ihr was von Bernard gehört habt.«
»Vielen Dank, daß du die Stellung hier für uns gehalten hast«, sagte Jeff.
Keine sehr glückliche Metapher, dachte Tom. Er stand auf und sagte: »Ich gebe dir bestimmt Bescheid, wenn ich irgendwas höre, Cynthia. Ich fahre sehr bald nach Paris zurück, vielleicht schon morgen.«
Jeff und Ed murmelten einige Abschiedsworte an der Tür und kamen dann zurück.
»Liebt sie ihn immer noch?« fragte Tom. »Das dachte ich gar nicht. Bernard sagte doch –«
Ein leicht schmerzlicher Ausdruck lag auf den Gesichtern der beiden andern. Jeff fragte:
»Was sagte Bernard?«
»Er sagte, er habe sie letzte Woche aus Paris angerufen, und sie habe gesagt,
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