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Ripley Under Ground

Ripley Under Ground

Titel: Ripley Under Ground Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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(und Ed) hatten sich vermutlich an seine Weisung gehalten und niemandem von Bernards Überfall auf ihn erzählt. »Wahrscheinlich ist er in Paris.« »Setz dich doch, Tom. Möchtest du etwas trinken?« Lächelnd reichte er ihr das Paket, das er im Athener Flughafen erstanden hatte: White Horse Scotch. Cynthia war durchaus freundlich, dachte er – nach außen hin jedenfalls, und er war froh darüber.
»Wenn eine Ausstellung läuft, ist Bernard immer ziemlich down«, sagte Cynthia, während sie die Drinks zurechtmachte. »Soviel ich weiß, jedenfalls. Ich habe ihn in der letzten Zeit nicht viel gesehen. Wie du vielleicht gehört hast.«
Tom hatte nicht die Absicht, ihr zu sagen, was Bernard ihm erzählt hatte: daß Cynthia ihn zurückgewiesen hatte und ihn nicht mehr sehen wollte. Vielleicht war das gar nicht so ernst gemeint. »Na, jedenfalls will er keine Der – watts mehr malen«, sagte Tom heiter. »Und das ist auch nur gut für ihn. Er sagt, er hätte es immer ganz gräßlich gefunden.«
Sie reichte ihm ein Glas. »Eine scheußliche Sache ist das Ganze. Wirklich scheußlich.«
Ja, damit hatte sie recht, dachte Tom. Scheußlich.
Cynthias deutlicher Schauder machte es ihm noch klarer.
Ein Mord, Lügen, Betrug: furchtbar. »Ja – leider ist es so weit gekommen«, sagte er, »aber weiter wird´s ja nun nicht mehr gehen. Dies ist Derwatts letzter Auftritt, so könnte man sagen. Außer wenn Jeff und Ed beschlossen haben, daß ich es gar nicht mehr machen soll. Auch jetzt nicht.«
Cynthia schien ihm nicht zuzuhören. Komisch. Tom hatte sich hingesetzt, aber Cynthia ging langsam im Zimmer auf und ab und schien auf die Schritte von Jeff und Ed draußen auf der Treppe zu lauschen. »Was ist eigentlich aus diesem Murchison geworden? Ich glaube, seine Frau kommt morgen hier an. Vielmehr Jeff und Ed glauben das.«
»Das weiß ich nicht. Ich kann euch da nicht helfen«, sagte Tom ruhig. Er durfte sich jetzt von Cynthias Fragen nicht aus dem Gleichgewicht bringen lassen; er hatte anderes zu tun. Allmächtiger, die Frau kam also morgen. »Murchison weiß, daß die Bilder gefälscht sind. Wie begründet er das eigentlich?«
»Es ist seine Ansicht«, sagte Tom achselzuckend. »Er redete so allerhand – vom Geist und von der Persönlichkeit eines Bildes, aber ich bezweifle, daß das einen Londoner Experten überzeugt hätte. Sag mal selbst: wer könnte noch sagen, wo heute die Grenze liegt zwischen Bernard und Derwatt? Diese selbsternannten Kunstkritiker sind eine Plage, genauso amüsant wie die Kritiken in der Presse, wenn sie von Raumbegriffen und plastischen Werten und solchem Zeug reden.« Tom lachte und ließ die Manschetten auf die Handgelenke schnellen, und diesmal gehorchten sie. »Murchison hat sich meine Bilder angesehen, bei mir zu Hause – eins ist echt und eins von Bernard. Ich habe natürlich versucht, ihn von seiner Idee abzubringen, und das ist mir wohl auch gelungen.
Ich glaube nicht, daß er noch vorhatte, die Verabredung mit dem Mann von der Tate Galerie einzuhalten.« »Aber wo steckt er denn bloß?«
Tom zögerte einen Augenblick. »Ja, das ist wirklich mysteriös. Und wo steckt Bernard? Das weiß ich auch nicht. Murchison kann ja noch private Pläne gehabt haben – irgendwelche Gründe zum Verschwinden. Sonst ist er eben auf geheimnisvolle Weise in Orly entführt worden.« Tom wurde unruhig. Das Thema war ihm verhaßt. »Das macht die Sache hier nicht leichter. Es sieht doch so aus, als sei Murchison irgendwie aus dem Wege geräumt worden, weil er über die Fälschungen Bescheid wußte.«
»Das versuche ich ja dauernd zu berichtigen, weil es alles ist, was ich weiß. Die Fälschungen sind unbewiesen. Ja, Cynthia, du hast recht, es ist eine scheußliche Sache, aber da wir nun einmal A gesagt haben, müssen wir auch B sagen und sie zu Ende bringen, gewisserma ßen.«
»Bernard hat gesagt, er wolle alles gestehen. Vor der Polizei. Vielleicht ist er gerade dabei.«
Das war eine fürchterliche Möglichkeit, und bei dem Gedanken daran schauderte Tom ebenso wie Cynthia vorher. Er goß seinen Drink hinunter. Ja: wenn morgen die britische Polizei mit überlegenem Lächeln hereinplatzte, während er seine zweite Derwatt-Vorstellung gab – das wäre bei Gott katastrophal. »Ich glaube nicht, daß er das tut«, sagte Tom, aber ganz sicher war er nicht. Cynthia blickte ihn gerade an. »Hast du Bernard auch zu überreden versucht, Tom?«
Auf einmal spürte er ihre Abneigung, eine jahrelange Abneigung, das war ihm

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