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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Fälschungen wären aufgeflogen. Ed, sie haben bekommen, was sie verdienen. Sie haben sich eingemischt in etwas, was sie gar nichts anging.« Nachdrücklich sagte er das.
    Sie waren beinah zu Hause; zur Linken blinkten die wenigen idyllischen Lichter von Villeperce. Diese Straße führte nach Belle Ombre. Und dann sah Tom den großen Baum gegenüber vom Tor, der sich – schützend, wie er immer fand – über sein Haus lehnte. Die großen Torflügel standen noch offen, ein ganz schwacher Lichtschein vom Wohnzimmer drang durch ein Fenster links von der Haustür. Tom parkte auf dem freien Platz neben der Garage.
    »Ich nehme die Taschenlampe«, sagte er. In einer Ecke der Garage fand er einen Putzlappen, mit dem er Sand vom Boden des Kombi entfernte. Und graue Erdkrumen. Erde? Tom wurde klar, daß es Überbleibsel von Murchison sein könnten, ja sein mußten – Reste von Menschenfleisch, unbeschreiblich (für Murchison allemal), doch nur einige wenige: Tom schob sie mit dem Fuß vom Zementboden der Garage auf den Kies, wo die kleinen Brocken zwischen den Steinchen verschwanden. Oder doch wenigstens nicht mehr zu sehen waren.
    Tom leuchtete ihnen den Weg zur Haustür. Ed Banbury hatte einen ereignisreichen Tag hinter sich, eine echte Kostprobe des Lebens bekommen, das er hier in Frankreich führte, eine Ahnung dessen, was er tun mußte, was ab und zu unvermeidlich war, um sie alle zu schützen. Aber Tom war ganz und gar nicht danach, Ed eine Rede zu halten oder auch nur eine kurze Erklärung abzugeben. Hatte er das nicht gerade im Wagen getan?
    »Nach dir«, sagte er an der Haustür und ließ Ed den Vortritt.
    Im Wohnzimmer machte er mehr Licht. Madame Annette hatte schon vor Stunden die Vorhänge zugezogen. Ed war im Parterreklo verschwunden; hoffentlich war ihm nicht schlecht. Tom wusch sich über der Spüle in der Küche. Was sollte er Ed anbieten? Tee? Einen doppelten Scotch? Wäre ihm Gin lieber? Oder eine heiße Schokolade, und dann ab ins Bett? Im Wohnzimmer kam Ed bald dazu.
    Er wirkte bemüht normal, sogar freundlich, aber Tom meinte, in seinem Gesicht Anzeichen von Sorge oder Verwirrung auszumachen.
    »Einen Drink, Ed?« fragte er. »Ich nehme Pink Gin ohne Eis. Was willst du? Tee?
    »Das gleiche wie du.«
    »Setz dich.« Tom trat an den Barwagen, schüttelte die Angosturaflasche, mixte zwei gleich starke Pink Gins und ging zurück.
    Sie stießen an, nahmen einen Schluck, dann begann er: »Vielen Dank, Ed, daß du heute nacht dabei warst. Das hat mir sehr geholfen.«
    Eds Versuch eines Lächelns mißlang. »Wenn ich fragen darf: Was wird jetzt? Was kommt als nächstes?«
    Tom zögerte. »Für uns? Was soll schon kommen?«
    Ed nippte erneut an seinem Drink, das Schlucken schien ihm schwerzufallen. »Dahinten bei dem Haus…«
    »Dem der Pritchards.« Tom stand noch. Er sprach leise und lächelte, Eds Frage hatte ihn amüsiert. »Na ja, ich kann hingehen, morgen zum Beispiel. Der Briefträger kommt wohl gegen neun. Kann sein, daß er die Gabel im Wasser bemerkt – die herausragende Holzstange – und hingeht, um sich das genauer anzusehen. Kann auch nicht sein. Die offene Haustür würde ihm auffallen, falls der Wind sie nicht zugeschlagen hat. Und daß noch Licht brennt auf der Veranda.« Oder der Mann könnte den Weg über die Einfahrt zur Haupttreppe der Veranda nehmen, und womöglich würde die Forke gar nicht aus dem Wasser ragen, da sie keine zwei Meter lang war und der Boden des Teiches schlammig. Bis die Pritchards entdeckt wurden, könnte mehr als ein Tag vergehen.
    »Und dann?«
    »Höchstwahrscheinlich dauert es keine zwei Tage, bis man sie findet. Na und? Murchisons Knochen sind nicht mehr zu identifizieren, da wette ich, was du willst – selbst seine Frau könnte das nicht.« Tom mußte kurz an Murchisons Highschool-Ring denken: Nun, den würde er noch heute nacht irgendwo im Haus verstecken, für den höchst unwahrscheinlichen Fall, daß er morgen Besuch von der Polizei bekäme. Das Licht bei den Pritchards würde anbleiben, das war Tom klar, doch die beiden hatten ein so seltsames Leben geführt, daß er nicht annahm, ein Nachbar werde dort klopfen, nur weil die ganze Nacht Licht brannte. »Ed, ich glaube, das war das Leichteste von der Welt. Ist dir klar, daß wir keinen Finger krumm machen mußten?«
    Ed sah ihn an. Er saß auf einem der gelben Stühle, vornübergebeugt, die Unterarme auf die Knie gestützt. »Ja. Meinetwegen, das könnte man sagen.«
    »Ganz bestimmt«, stellte Tom

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