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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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hatten sie das Bündel draußen auf dem Boden. Tom drückte die Heckklappe nicht ganz zu; er wollte jeden Lärm vermeiden. Eine Kopfbewegung: »Abmarsch«, und sie gingen los, am rechten Straßenrand, Tom vorneweg mit der Taschenlampe in der Linken, die er nur hin und wieder einschaltete, um nach unten auf die Straße zu leuchten, weil es doch ziemlich dunkel war.
    »Halt«, flüsterte Ed. »Muß umfassen.« Seine Finger fanden besseren Halt unter dem Seil, und sie gingen weiter.
    Tom blieb wieder stehen und flüsterte: »Rund zehn Meter weiter fängt der Rasen an. Davor ist nicht mal ein Graben, glaube ich.«
    Jetzt sahen sie klar umrissen die erleuchteten Wohnzimmerfenster vor sich. War das wirklich Musik, fragte sich Tom, oder bildete er sich das bloß ein? Zu ihrer Rechten eine Art Graben, aber kein Zaun; auf der anderen Seite, nur vier Meter weiter, die Einfahrt. Von den Pritchards keine Spur. Wieder bedeutete er lautlos, sie sollten weitergehen: in die Einfahrt, dann nach rechts in Richtung Gartenteich, ein dunkles, fast rundes Oval. Das Gras verschluckte das Geräusch ihrer Schritte. Tom hörte Musik, sie kam aus dem Haus – Klassik, und diesmal nicht laut.
    »Jetzt hau ruck und hinein.« Tom dirigierte: »Eins…« Schwungholen. »Zwei… und drei. Und weg.«
    Platsch . Dann das Echo, ein seufzendes Gurgeln des Wassers im Teich.
    Und viele blubbernd und gluckernd emporsteigende Blasen, während sie langsam davongingen, Tom erneut vorneweg. In der Linkskurve leuchtete er für sie einmal kurz auf die Straße.
    Gut zwanzig Schritte hinter der Einfahrt blieb Tom stehen, Ed ebenfalls. Sie blickten zurück zum Haus der Pritchards. Dazwischen war alles dunkel.
    »… waas … hier?« Fragmente einer Frage, eine weibliche Stimme.
    »Janice, seine Frau!« flüsterte Tom. Er sah kurz nach rechts, wo er gerade noch den gespenstisch weißen Schemen des Kombis ausmachen konnte, vom Laubwerk jedoch fast verdeckt. Dann starrte er wieder gebannt zum Pritchard-Haus hinüber. Anscheinend hatten sie das Aufklatschen gehört.
    »Du… oh ! Waas?« Eine tiefere Stimme, wohl die des Mannes.
    Das Deckenlicht der Seitenveranda ging an, Pritchard trat hinaus, helles Hemd, dunkle Hose. Er sah nach rechts und nach links, ließ den Strahl einer Taschenlampe über den Rasen schweifen und starrte auf die Straße, dann ging er die wenigen Stufen zum Rasen hinunter und gleich weiter zum Teich, spähte hinein, drehte sich um, blickte zum Haus.
    »…Teich…« Das kam eindeutig von ihm, gefolgt von einem ruppigen Wort, vielleicht einem Fluch: »… dammt ! … im Garten, Jan!«
    Die Frau – helle Hose, helles Oberteil – stand auf der Veranda. »Was… uun?« fragte sie.
    »Nein – den mit dem Haken !« Ein günstiger Wind mußte die Worte zu ihnen herübergeweht haben.
    Tom legte Ed die Hand auf den Arm, der starr war vor Anspannung. »Ich glaube, er will den Grund abfischen!« flüsterte er und verbiß sich ein nervöses Kichern.
    »Tom, sollten wir nicht abhauen?«
    In diesem Moment tauchte Janice wieder auf: Eilig lief sie vorn um die Ecke des Hauses. Sie hielt eine Stange in den Händen. Tom spähte hingeduckt durch den buschigen Wildwuchs, der den Rasen der Pritchards einschloß, und konnte erkennen, daß es nicht der breite Hakenrechen war, sondern eher eine dreizackige Forke, wie sie Gärtner verwenden, um an schwer zugänglichen Stellen Blätter und Unkraut zu harken. Er besaß eine ähnliche Forke, keine zwei Meter lang. Die hier schien kürzer.
    Undeutliche Worte von Pritchard, er fragte nach etwas, vielleicht nach der Taschenlampe, die nun auf dem Rasen lag. Dann nahm er die Stange und stieß sie nach unten ins Wasser. »Was, wenn er es nun doch findet?« murmelte Tom und stahl sich nach links, wo der Wagen stand.
    Ed folgte ihm.
    Auf einmal streckte Tom den linken Arm aus. Sie blieben stehen. Durch die Büsche sah er Pritchard vornübergebeugt nach etwas greifen, das Janice ihm reichte. Dann war sein weißes Hemd verschwunden.
    Sie hörten einen Aufschrei – Pritchard. Etwas Schweres klatschte ins Wasser.
    »David!« Die Frau lief auf die andere Seite des Teiches. »Da-vid!«
    »Herrgott, er ist reingefallen!« sagte Tom.
    » Waa – aarr…« Pritchard war wieder aufgetaucht. »Pschsch!« Er spuckte aus, dann ein Platschen, als schlage ein Arm auf das Wasser, wieder und wieder.
    »Wo ist diese Stange?« schrie Janice schrill. »Deine Hand…«
    Sie war Pritchard entglitten, dachte Tom.
    »Janice, gib mir… Schlamm da

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