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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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unten. Deine Hand !«
    »Lieber einen Besen – oder ein Seil…« Janice rannte los zur erleuchteten Veranda, machte kehrt, lief wie irre umher, dann zum Teich zurück. »Die Stange – ich kann sie nicht finden!«
    »…deine Hand !… dieser…« Der Rest seiner Worte ging unter, dann hörten sie erneut das Platschen.
    Janice’ bleiche Gestalt geisterte um den Teich wie ein Irrlicht. »Davy, wo bist du bloß? Ah!« Sie mußte etwas gesehen haben, beugte sich vor.
    Tom und Ed konnten es unter Wasser brodeln hören.
    »…meine Hand, David! Halt dich fest – am Rand !«
    Kurze Stille, dann ein schriller Schrei von der Frau und noch ein lautes Aufklatschen.
    »Mein Gott, sie liegen beide drin!« Tom, der das zum Totlachen fand, hatte flüstern wollen, aber beinah normal laut gesprochen.
    »Wie tief ist der Teich?«
    »Keine Ahnung. Eineinhalb Meter? Knapp zwei? Grob geschätzt.«
    Janice’ Schrei brach ab, vom Wasser verschluckt.
    »Sollten wir nicht –?« Ed sah Tom besorgt an. »Vielleicht…«
    Tom spürte Eds Anspannung, trat von einem Bein aufs andere, als wiege er ab, als ringe er mit sich, ob ja oder nein. Daß Ed dabei war, veränderte alles: Die beiden im Teich waren seine Feinde – wäre er allein, Tom würde gehen, ohne zu zögern.
    Das Geplatsche hatte aufgehört.
    » Ich hab sie nicht in den Teich gestoßen!« sagte Tom grimmig. Im selben Augenblick drang von dort ein schwaches Plätschern herüber, wie von einer Hand auf dem Wasser. »Jetzt nichts wie weg hier, bevor es zu spät ist.«
    Nur noch fünfzehn, zwanzig Schritte im Dunkeln. Was für ein Glück, dachte Tom, daß niemand vorbeigekommen war in den fünf, sechs Minuten, die das Ganze gedauert hatte! Sie stiegen ein, Tom setzte zurück in den Feldweg, um zu wenden und nach links davonzufahren. Er wollte auf Umwegen zurückkehren, so wie er gekommen war. Jetzt blendete er voll auf.
    »Was für ein glücklicher Zufall!« Tom lächelte. Er erinnerte sich an seine Hochstimmung und Bernard Tufts’ Teilnahmslosigkeit, nachdem sie Murchisons Leiche bei Voisy in den Loing geworfen hatten. Damals hätte er laut singen können. Jetzt war er einfach nur erleichtert und gut gelaunt, merkte aber, daß Ed nicht so fühlen konnte oder wollte. Also fuhr er vorsichtig und sagte nichts mehr.
    »Ein glücklicher Zufall?«
    »Ach…« Tom erschien das Dunkel, durch das er fuhr, schier undurchdringlich; er wußte nicht, wann die nächste Kreuzung, der nächste Wegweiser kommen würde. Aber er nahm an, diese Route werde ihn wieder südlich am Dorfkern von Villeperce vorbeiführen und die Hauptstraße kreuzen. Maries und Georges’ bar-tabac dürften schon geschlossen sein, aber er wollte auf keinen Fall gesehen werden, nicht einmal beim Überqueren der Hauptstraße. »Glücklich deshalb, weil dort hinten in diesen Minuten niemand vorbeigekommen ist! Auch wenn’s mir gleich gewesen wäre: Was gehen mich die Pritchards an? Oder das Gerippe in ihrem Gartenteich – das man wohl morgen finden wird.« Er stellte sich vage zwei Leichen vor, die einen Fingerbreit unter der Wasseroberfläche des Teiches trieben, mußte lachen und sah zu Ed hinüber, der eine Zigarette rauchte.
    Ed erwiderte den Blick, ließ dann den Kopf hängen, die Stirn in die Hand gestützt. »Tom, ich kann nicht…«
    »Ist dir schlecht?« fragte Tom besorgt und nahm den Fuß vom Gas. »Wir können anhalten…«
    »Nein. Aber wir machen uns davon, während die beiden dahinten ertrinken.«
    Ertrunken sind, dachte Tom. Er hörte noch Pritchards Schrei »Deine Hand !« – als ob er seine Frau absichtlich hineingezogen hätte, die letzte Tat eines Sadisten. Aber Pritchard hatte zu diesem Zeitpunkt den Boden unter den Füßen verloren und nicht sterben wollen. Enttäuscht begriff Tom, daß Ed Banbury das alles nicht so gut verstand wie er. »Die beiden waren zu neugierig, Ed.« Wiederum konzentrierte sich Tom auf die Straße, auf das nun sandfarbene Band, das unter dem Wagen abrollte. »Bitte vergiß nicht: Heute nacht ging es um Murchison. Das heißt…«
    Ed drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. Er hielt sich noch immer die Stirn.
    Auch mir hat das nicht gefallen, wollte Tom sagen. Doch konnte er das glaubwürdig verkünden, wenn er eben noch gelacht hatte? Tom holte tief Luft: »Die zwei hätten nur zu gern die Fälschungen auffliegen lassen – und die Galerie Buckmaster dazu, ja uns alle, über Mrs.   Murchison. Wahrscheinlich jedenfalls. Pritchard war hinter mir her, aber die

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