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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Knochen, dachte Tom, während der Sprecher zum Ende der Pritchard-Story kam. Ein Blick auf Ed und seine leicht hochgezogenen Augenbrauen verriet ihm, daß dieser das gleiche dachte.
    Héloïse begann: »Sie haben nichts über – über diese Knochen gesagt.« Besorgt sah sie Tom an. Immer wenn sie das Wort in den Mund nehmen mußte, wirkte sie gequält.
    Tom sammelte seine Gedanken. »Ich glaube, daß man sie irgendwo hinbringen wird –, etwa um herauszufinden, wie alt sie sind. Wahrscheinlich wollte die Polizei deshalb nicht, daß sie im Bericht auftauchen.«
    »Findet ihr das nicht interessant«, warf Ed ein, »wie die Polizei den Tatort abgesperrt hat? Nicht mal ein Foto vom Teich, nur eine Aufnahme vom Haus aus der Ferne. Die beugen vor.«
    Ermitteln wohl noch, meinte Ed.
    Das Telefon klingelte; Tom sprang auf und hob ab. Richtig geraten: Agnès Grais. Sie hatte gerade die Abendnachrichten gesehen.
    »Antoine meint, Gott sei Dank sind sie weg!« sagte sie. »Er glaubt, die beiden waren wahnsinnig. Sie hätten zufällig ein paar Knochen aus dem Wasser gefischt und wären in ihrem Übereifer selber hineingefallen.« Agnès klang, als müsse sie jeden Moment loslachen.
    »Wollen Sie mit Héloïse sprechen?«
    Das wollte sie.
    Héloïse nahm den Hörer, Tom ging zu Ed zurück, blieb aber stehen.
    »Ein Unfall also«, murmelte Tom nachdenklich. »Und das war es ja eigentlich auch.«
    »Stimmt«, bemerkte Ed.
    Beide hörten nicht hin, versuchten es nicht einmal, während Héloïse angeregt mit Agnès Grais plauderte.
    Tom dachte daran, wohl schon zum zweitenmal, daß Murchison zum Glück Hosenträger statt Gürtel getragen hatte. Ein Gürtel, ein Ledergürtel, wäre womöglich erhalten geblieben – noch ein Kleinod, das David Pritchard hätte mitnehmen können, und eines, das im Haus leichter zu finden wäre als ein Ehering. Hatte Murchison überhaupt einen Gürtel getragen? Ehrlich gesagt, hatte er es vergessen. Tom nahm den letzten kleinen Schokokeks vom Teller auf dem Couchtisch. Ed wollte ihn nicht.
    »Ich gehe nach oben, lege mich kurz hin. Um Viertel vor acht mache ich den Grill an«, sagte Tom. »Auf der Terrasse draußen.« Er lächelte: »Wird ein netter Abend werden.«

24
    Kaum war Tom die Treppe hinuntergegangen, in frischem Hemd und Pullover, als das Telefon klingelte. Er hob in der Diele ab. Ein Mann meldete sich als Commissaire de Police Divisionnaire (oder so ähnlich) Etienne Lomard aus Nemours. Ob er vorbeikommen und kurz mit Monsieur Ripley sprechen könne?
    »Ich glaube, es dauert nicht lang, Monsieur«, fuhr der Beamte fort. »Doch es ist ziemlich wichtig.«
    »Aber natürlich«, erwiderte Tom. »Sofort?… Gut, Monsieur.«
    Offenbar wußte der Mann, wo Belle Ombre war. Nach dem Telefongespräch mit Agnès Grais hatte Héloïse zu Tom gesagt, daß die Polizei noch immer im Haus der Pritchards sei und mehrere Streifenwagen auf der Straße davor parkten. Spontan wollte er hinaufgehen und Ed vorwarnen, entschied sich dann aber dagegen: Ed wußte, welche Geschichte er erzählen würde, und brauchte nicht dabeizusein, wenn der Kommissar ihn befragte. Statt dessen ging Tom in die Küche, wo Madame Annette den Salat wusch, und teilte ihr mit, er erwarte einen Polizeibeamten, in etwa fünf Minuten.
    »Un officier de police«, wiederholte sie, milde überrascht, denn das war nicht ihre Welt. »Sehr wohl, Monsieur.«
    »Ich empfange ihn selber. Er wird nicht lange bleiben.«
    Dann nahm Tom ihre alte Lieblingsschürze vom Haken hinter der Küchentür, legte sie an und zog die Bänder um die Taille zu. BIN ZUM ESSEN stand vorn in schwarzen Lettern auf einer roten Tasche.
    Als er ins Wohnzimmer ging, kam Ed gerade die Treppe herunter. »Ein Kommissar wird jeden Moment hier eintreffen«, sagte Tom. »Wahrscheinlich hat jemand erzählt, daß wir, also Héloïse und ich, die Pritchards kannten.« Er zuckte die Achseln. »Außerdem sprechen wir Englisch. Davon gibt es nicht viele in der Gegend.«
    Jemand klopfte an die Haustür. Außer dem Türklopfer gab es auch eine Klingel, doch Tom beurteilte die Leute nicht danach, ob sie klingelten oder klopften.
    »Soll ich verschwinden?« fragte Ed.
    »Hol dir einen Drink. Tu, was du willst. Du bist mein Gast«, sagte Tom.
    Gehorsam ging Ed zum Barwagen hinten in der Ecke.
    Tom öffnete die Tür und begrüßte zwei Männer, die er noch nie gesehen hatte, glaubte er wenigstens. Beide legten die Hand an den Mützenschirm und nannten ihren Namen. Tom bat sie herein.
    Die

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