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Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund

Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund

Titel: Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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schwarzen Morgenmantels leuchtete golden auf.
    »Tom?«
    Er fuhr herum und stand auf: »Ja?«
    Ein Blick in Toms erschrockenes Gesicht, und es ging Jonathan schlagartig schlechter. Als er wieder zu sich kam, saß er auf dem gelben Sofa, und Tom wischte ihm das Gesicht mit einem feuchten Lappen ab, einem Geschirrtuch.
    »Einen Tee? Oder einen Brandy? Hast du deine Tabletten dabei?«
    Jonathan fühlte sich hundeelend. Er kannte das, nur eine Transfusion konnte ihm jetzt helfen. Die letzte lag noch nicht lange zurück. Nur fühlte er sich diesmal schwächer als sonst. Lag das nur an der schlaflosen Nacht?
    »Nun?« drängte Tom.
    »Tut mir leid, aber ich glaube, ich muß ins Krankenhaus.«
    »Wir fahren hin«, sagte Tom. Er ging und kam mit einem Weinglas zurück. »Hier, Brandy mit Wasser, wenn du willst. Bleib sitzen, bin gleich zurück.«
    Jonathan schloß die Augen. Das feuchte Tuch lag auf Stirn und Wange; er fror und war zu müde, sich zu rühren. Kaum eine Minute später, so kurz kam es ihm vor, stand Tom angezogen wieder vor ihm. Jonathans Kleider hatte er mitgebracht.
    »Da fällt mir ein, wenn du in meinen Mantel schlüpfst, brauchst du dich nicht anzuziehen.«
    Jonathan folgte seinem Rat. Dann saßen sie wieder im [321]  Renault und fuhren nach Fontainebleau, Jonathans Kleider sauber gefaltet zwischen ihnen. Tom fragte ihn, auf welche Station er gehen müsse, um im Krankenhaus sofort eine Transfusion zu bekommen.
    »Ich muß mit Simone reden«, sagte Jonathan.
    »Das wirst du auch – allein oder mit mir zusammen. Zerbrich dir darüber jetzt nicht den Kopf.«
    »Könntest du sie hinfahren?« fragte Jonathan.
    »Ja«, erwiderte Tom bestimmt. Bis zu diesem Moment hatte er sich um Jonathan keine Sorgen gemacht. Ihn selber würde Simone gar nicht gerne sehen, aber sie würde ihren Mann besuchen, mit ihm oder alleine. »Du hast immer noch kein Telefon zu Hause?«
    »Nein.«
    Im Krankenhaus sprach Tom mit einer Frau in der Aufnahme. Sie begrüßte Jonathan wie einen alten Bekannten. Tom stützte ihn. Als er ihn dem zuständigen Arzt übergeben hatte, sagte er: »Ich hole Simone her, Jonathan. Keine Sorge.« Dann fragte er die Frau an der Aufnahme, die einen Schwesternkittel trug: »Glauben Sie, eine Transfusion wird reichen?«
    Sie nickte freundlich, und Tom beließ es dabei. Er wußte nicht, ob sie überhaupt etwas von der Sache verstand. Den Arzt hätte er fragen sollen. Tom stieg in sein Auto und fuhr zur Rue Saint-Merry. Er fand einen freien Parkplatz wenige Meter vom Haus, stieg aus und ging zu der kleinen Vortreppe mit dem schwarzen Geländer. Er sah übernächtigt aus und konnte eine Rasur gebrauchen, andererseits überbrachte er eine Nachricht, die Madame Trevanny interessieren dürfte. Er klingelte.
    [322]  Niemand öffnete. Er klingelte noch einmal und hielt auf dem Gehweg nach Simone Ausschau. Heute war Sonntag, kein Markttag in Fontainebleau, aber um zehn vor zehn konnte sie kurz etwas besorgen oder mit Georges in die Kirche gegangen sein.
    Langsam stieg er die Stufen hinab. Unten sah er dann Simone, die mit Georges an der Seite und einem Einkaufskorb am Arm auf ihn zukam.
    » Bonjour, Madame«, sagte Tom höflich, obwohl sie vor Feindseligkeit sprühte. »Ich wollte Ihnen nur etwas über Ihren Mann berichten. – Bonjour, Georges.«
    »Ich will nichts von Ihnen«, sagte Simone. »Ich will nur wissen, wo mein Mann ist.«
    Georges musterte Tom aufmerksam und unbeteiligt. Er hatte die Augen und die Brauen seines Vaters. »Es geht ihm wohl ganz gut, Madame, aber…« Tom haßte es, so etwas auf der Straße sagen zu müssen: »Er ist im Krankenhaus. Ich glaube, er bekommt gerade Blut übertragen.«
    Simone schien entnervt und wütend zugleich, so als mache sie Tom dafür verantwortlich.
    »Könnten wir bitte im Haus weiterreden, Madame? Das würde vieles erleichtern.«
    Simone zögerte kurz und stimmte dann zu, nur aus Neugier, wie Tom glaubte. Sie zog einen Schlüssel aus der Manteltasche und schloß auf. Daß der Mantel nicht neu war, entging ihm nicht. »Was ist mit ihm?« fragte sie, als sie in dem schmalen Flur standen.
    Tom holte tief Luft und sagte ganz ruhig: »Wir mußten die ganze Nacht durchfahren. Ich glaube, er ist einfach nur erschöpft. Aber natürlich fand ich, Sie sollten das wissen. [323]  Gerade eben habe ich ihn ins Krankenhaus gebracht. Er konnte selber gehen. Ich denke, er ist außer Gefahr.«
    »Papa! Ich will zu Papa!« Georges klang beleidigt, als habe er schon am gestrigen Abend

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