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Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund

Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund

Titel: Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Sie dürften also nächste Woche Ihre geheime Kontonummer bekommen. Das sind einhundertachtundzwanzigtausend französische Franc!« Reeves lächelte nicht, wirkte aber hochzufrieden. Er griff nach einer Kiste auf dem Schreibtisch. »Eine holländische Zigarre? Sie sind wirklich gut.«
    Zigarren, das war mal etwas anderes, und Jonathan nahm lächelnd eine. Er sog daran, bis sie brannte, während Reeves ihm das Streichholz hinhielt. »Danke. Auch für das Geld.« Es war nicht ganz ein Drittel, und die Hälfte erst recht nicht. Aber das konnte Jonathan nicht laut sagen.
    »Für den Anfang war das nicht schlecht. Die Hamburger Jungs mit ihren Casinos sind ganz zufrieden. Die anderen Mafiamänner vor Ort, Leute von der Genotti-Familie, behaupten, sie wüßten gar nichts über Salvatore Biancas Tod, aber das müssen sie ja sagen. Als nächstes soll ein Genotti dran glauben, als Rache für Bianca sozusagen. Diesmal ein großes Tier, ein Capo, ein Boss, nur knapp unter dem großen Chef, verstehen Sie? Einer namens Vito Marcangelo fährt fast jedes Wochenende von München nach Paris. Dort hat er eine Freundin. Er überwacht den Rauschgifthandel in München, zumindest den seiner Familie. Übrigens ist München mittlerweile noch heißer als Marseille, was Drogen angeht…«
    [129]  Beklommen hörte Jonathan zu. Er wartete darauf, einhaken zu können, um zu sagen, daß er keinen zweiten Auftrag übernehmen wolle. In den vergangenen achtundvierzig Stunden hatte er es sich anders überlegt. Auch reichte merkwürdigerweise Minots bloße Gegenwart aus, Jonathans Widerstand zu brechen – vielleicht, weil die Tat dadurch einfach wirklicher wurde. Außerdem hatte er jetzt offenbar bereits einhundertachtundzwanzigtausend Franc in der Schweiz sicher. Jonathan hockte sich auf eine Stuhllehne.
    »…am Tag, in einem fahrenden Zug, dem MozartExpreß.«
    Jonathan schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Reeves. Ich glaube, das trau ich mir wirklich nicht zu.« Da schoß ihm durch den Kopf, daß Reeves den deutschen Scheck sperren lassen konnte. Ein Telegramm an Hildesheim genügte. Na, und wenn schon.
    Reeves schien am Boden zerstört. »Oh. Tja, dann… Mir tut das auch leid, ehrlich. Wir werden uns eben einen anderen Mann suchen müssen, wenn Sie es nicht machen wollen. Und leider kriegt der dann auch den Löwenteil vom Geld.« Reeves schüttelte den Kopf, sog an seiner Zigarre und blickte kurz zum Fenster hinaus. Dann beugte er sich vor und packte ihn bei der Schulter. »Jon, das erste Mal ist es doch so glattgegangen!«
    Als Reeves ihn losließ, lehnte Jonathan sich zurück. Er wand sich wie einer, der sich zu einer Entschuldigung durchringen muß. »Schon, aber… jemanden im Zug erschießen?« Jonathan stellte sich vor, wie er sofort geschnappt wurde und nicht mehr fliehen konnte.
    [130]  »Nein, nicht erschießen. Zu laut, das geht nicht. Ich dachte an eine Garrotte.«
    Jonathan traute seinen Ohren nicht.
    Gelassen fuhr Reeves fort: »Eine Methode der Mafia. Eine dünne Schnur, völlig lautlos – eine Schlinge, Sie ziehen fest zu, das ist alles!«
    Die Finger um einen warmen Hals zu legen war eine abstoßende Vorstellung für Jonathan. Er sagte: »Kommt gar nicht in Frage. Das könnte ich nie.«
    Reeves atmete tief durch. Er schaltete um: »Dieser Mann wird gut bewacht. In der Regel von zwei Leibwächtern. Aber in einem Zug… Die Leute langweilen sich, spazieren im Korridor auf und ab, gehen mal aufs Klo oder in den Speisewagen, vielleicht auch alleine. Kann sein, es klappt nicht, Jonathan; kann sein, Sie finden keine… Gelegenheit, aber versuchen könnten Sie es. Sie könnten ihn einfach zur Tür hinausstoßen. Diese Zugtüren lassen sich während der Fahrt öffnen, wissen Sie. Aber er würde sicher schreien und womöglich sogar überleben.«
    Lächerlich, dachte Jonathan, doch ihm war nicht nach Lachen zumute. Reeves starrte schweigend zur Decke hinauf und träumte weiter. Jonathan dachte daran, daß Simone nichts von dem Geld anrühren würde, sollte er nach einem Mord oder einem versuchten Mord gefaßt werden. Sie wäre schockiert und beschämt. »Ich kann Ihnen einfach nicht helfen.« Er stand auf.
    »Aber Sie könnten doch wenigstens mitfahren! Wenn sich keine Gelegenheit ergibt, müssen wir uns eben etwas anderes einfallen lassen. Vielleicht nehmen wir einen anderen Capo oder wählen eine andere Methode. Doch dieser [131]  Kerl wäre uns am liebsten! Rauschgift ist für ihn nur ein Sprungbrett, er will die Hamburger Casinos

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