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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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unbekannte und bisher nur den Erwachsenen vorbehaltene Welt einzutreten. Jetzt wunderte sich Hatch, wie etwas, das schon so lange der Vergangenheit angehörte, noch so erregend wirken konnte, und schob die Erinnerung mit einem leisen Seufzer beiseite. Claire war damals die einzige gewesen, die verstanden hatte, wie er sich fühlte; was es bedeutete, Malin Hatch zu sein, der Junge, der seine halbe Familie verloren hatte.
    Hier hat sich anscheinend nicht viel verändert, dachte Hatch, als sein Blick auf eine verbeulte Bierdose am Fuß eines Felsens fiel. Ganz offenbar war Squeaker's Glen auch heute noch bei den Jugendlichen beliebt.
    Hatch ließ sich im würzig duftenden Gras nieder und genoß es, daß ihm an diesem herrlichen Spätnachmittag das kleine Tal ganz allein gehörte.
    Aber er hatte sich getäuscht, denn auf einmal hörte er, wie auf dem Pfad hinter ihm die Blätter raschelten. Er drehte sich um und sah zu seinem Erstaunen, wie Claire den Pfad entlang auf ihn zu kam.
    Als sie ihn sah, blieb sie abrupt stehen und wurde ganz rot im Gesicht. Sie trug ein tief ausgeschnittenes, bunt bedrucktes Sommerkleid und hatte ihr langes goldblondes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der ihr auf den mit Sommersprossen übersäten Rücken fiel. Claire zögerte einen Augenblick, setzte sich dann aber entschlossen wieder in Bewegung.
    »Hallo, Claire«, sagte Hatch und sprang auf. »Schön, dich zu sehen. Und noch dazu an einem so herrlichen Tag.« Hatch versuchte, den Ton seiner Stimme so leicht und locker wie möglich klingen zu lassen. Er fragte sich, ob er ihr die Hand schütteln oder sie auf die Wange küssen sollte, aber während er noch darüber nachdachte, hatte er den Zeitpunkt dafür längst verpaßt.
    Claire lächelte knapp und nickte ihm zu.
    »Hast du gut zu Mittag gegessen?« Noch während Hatch der Satz über die Lippen kam, erschien ihm die Frage schrecklich banal.
    »Ja. Danke der Nachfrage.« Es entstand eine peinliche Pause.
    »Entschuldige bitte«, sagte Claire schließlich. »Ich will dich nicht stören.« Sie schickte sich an zu gehen.
    »Warte!« rief Hatch lauter, als er vorhatte. »Du mußt nicht gehen, meine ich. Ich vertrete mir nur ein bißchen hier draußen die Beine. Und außerdem würde ich gern wissen, wie es dir in der Zwischenzeit ergangen ist.«
    Claire blickte sich ein wenig nervös um. »Du weißt ja, wie das in einer Kleinstadt ist. Wenn irgend jemand uns hier zusammen sieht, dann…«
    »Aber hier in Squeaker's Glen findet uns doch niemand«, sagte er. »Hast du das schon vergessen?« Er setzte sich wieder hin und klopfte mit der flachen Hand auf das Gras neben sich.
    Claire trat auf ihn zu und strich sich ihr Kleid mit einer verlegenen Geste glatt, an die er sich noch gut erinnern konnte.
    »Seltsam, daß wir ausgerechnet hier aufeinandertreffen«, meinte Hatch.
    Sie nickte. »Ich weiß noch, wie du dir Eichenblätter hinter die Ohren gesteckt hast und auf den Stein da drüben geklettert bist, um mir den ganzen ›Lycidas‹ vorzutragen.«
    Hatch widerstand der Versuchung, seinerseits ein paar Erinnerungen zu erwähnen. »Jetzt, wo ich ein alter Quacksalber geworden bin, werfe ich eher mit medizinischen Fachausdrücken um mich als mit obskurer Poesie.«
    »Wie lange ist das nun her? Fünfundzwanzig Jahre?«
    »Mindestens.« Hatch hielt verlegen einen Augenblick inne.
    »Und was hast du in der Zwischenzeit so alles getrieben?«
    »Nichts Besonderes. Nach dem Abschluß der Highschool wollte ich eigentlich nach Orono auf die Universität gehen, aber statt dessen habe ich Woody kennengelernt und ihn geheiratet. Kinder haben wir keine.« Sie zuckte mit den Achseln, setzte sich auf einen Stein in der Nähe und schlang die Arme um die Knie. »Das war's auch schon.«
    »Keine Kinder?« fragte Hatch. Bereits auf der Highschool hatte Claire ihm erzählt, daß sie später einmal Mutter werden wollte.
    »Nein«, sagte sie trocken. »Zu niedrige Spermienzahl.«
    Zu seinem Entsetzen verspürte Hatch eine ebenso unerklärliche wie unwiderstehliche Heiterkeit, die ihn erst unterdrückt losprusten und dann in ein so ungehemmtes Gelächter ausbrechen ließ, daß ihm die Brust weh tat und die Tränen in die Augen stiegen.
    Nur undeutlich nahm er wahr, daß Claire neben ihm genauso lachte wie er.
    »O Gott«, sagte sie schließlich und wischte sich die Augen. »Wie gut das doch tut, einfach mal wieder so richtig herzhaft zu lachen. Malin, du kannst dir gar nicht vorstellen, was für ein

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