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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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schreckliches Tabu dieses Thema bei uns zu Hause ist. Zu niedrige Spermienzahl!«
    Wie auf ein Stichwort brachen beide wieder in schallendes Gelächter aus.
    Langsam verebbte Ihr Lachen. Es war, als wären auf einmal all die Jahre, die seit ihrer gemeinsamen Zeit vergangen waren, und die daraus resultierende Befangenheit wie ausgelöscht. Hatch ergötzte Claire mit Geschichten aus seiner Studentenzeit, in der er während der Anatomiestunden seinen Professoren grausige Streiche gespielt hatte, und Erzählungen über seine Tätigkeit als Arzt in Surinam und Sierra Leone. Claire wiederum erzählte ihm, was aus Ihren gemeinsamen Schulfreunden geworden war. Die meisten von ihnen waren inzwischen nach Bangor, Portland oder Manchester gezogen.
    »Jetzt muß ich dir aber etwas gestehen, Malin«, sagte sie dann nach einer kurzen Pause. »Unser Zusammentreffen hier war nicht ganz zufällig.«
    Hatch nickte.
    »Ich habe dich vorhin an Fort Blacklock vorbeiwandern sehen und mir gedacht, daß du vielleicht hierher gehst. Also habe ich einfach mein Glück versucht.«
    »Und dein Glück hat dich nicht im Stich gelassen.«
    Sie sah ihn an. »Ich wollte mich bei dir in Woodys Namen entschuldigen und dir sagen, daß ich seine Gefühle im Hinblick auf das, was du hier tust, nicht teile. Ich weiß, daß es dir nicht ums Geld geht, und das wollte ich dir persönlich sagen. Ich hoffe, daß du mit deiner Suche Erfolg hast.«
    »Du brauchst dich nicht bei mir zu entschuldigen, Claire.«
    Hatch hielt kurz inne. »Wie bist du eigentlich daraufgekommen, Woody Clay zu heiraten?«
    Claire seufzte und blickte zur Seite. »Muß ich dir das wirklich erzählen?«
    »Ja.«
    »Ach, Malin, ich war so… Ich weiß auch nicht. Du warst einfach fort und hast mir nie geschrieben. Nein, nein«, fügte sie rasch hinzu, »ich will dir keinen Vorwurf machen. Ich weiß, daß ich es war, die mit dir Schluß gemacht hatte.«
    »Stimmt. Und zwar wegen Richard Moe, dem Baseballstar. Wie geht es Dick eigentlich?«
    »Keine Ahnung. Ich habe ihm drei Wochen, nachdem du Stormhaven verlassen hattest, den Laufpaß gegeben. Eigentlich habe ich mir nie sonderlich viel aus ihm gemacht. Ich war damals wütend auf dich, das war alles. Es gab in dir immer etwas, an das ich nicht herankam, einen versteckten Ort in deiner Seele, den du mir nicht offenbaren wolltest. Bevor du tatsächlich aus Stormhaven weggingst, hattest du uns hier innerlich längst vergessen. Verstehst du, wie ich das meine? Das wurde mir auf die Dauer einfach zuviel.« Sie zuckte mit den Achseln. »Ich hatte immer gehofft, daß du zu mir kämst und mich Dick wieder ausspannst. Aber dann warst du auf einmal verschwunden.«
    »Ja, nach Boston. Du hast recht, ich war damals wohl wirklich ein ziemlich düsterer Bursche.«
    »Als du fort warst, gab es hier nur noch all die Typen, die ich schon seit meiner Kindheit kannte. Mein Gott, haben die mich gelangweilt! Ich sehnte mich danach, endlich auf die Universität zu gehen, aber dann kam dieser junge Reverend nach Stormhaven. Er war in Woodstock gewesen, und bei den 68er Krawallen in Chicago hat ihn die Polizei mit Tränengas beschossen. Er war so fortschrittlich und so leidenschaftlich von seiner Sache besessen. Woody hat von seinem Vater, einem reichen Margarinefabrikanten, viele Millionen geerbt und sie bis auf den letzten Cent für wohltätige Zwecke gespendet. Ich wünschte, du hättest ihn damals gekannt, Malin. Er war so anders als heute. Er war ein Mann, der ganz große Ziele hatte und wirklich dachte, er könne die Welt verändern. Er war so intensiv. Ich konnte kaum glauben, daß er sich ausgerechnet für mich interessierte. Und weißt du, er hat auch nie versucht, mich zu bekehren, sondern lediglich nach Gottes Vorbild leben wollen. Ich weiß noch gut, wie arg es ihm war, daß ich seinetwegen auf mein Studium verzichtet habe. Er bestand darauf, daß ich mich wenigstens an der Volkshochschule weiterbildete. Woody ist der einzige Mensch, der meines Wissens noch nie in seinem Leben zu einer Lüge gegriffen hat, selbst wenn die Wahrheit noch so schmerzlich für ihn war.«
    »Und warum ist er heute nicht mehr so wie früher?«
    Claire seufzte und legte ihr Kinn auf die Knie. »Das weiß ich nicht genau. Im Lauf der Jahre ist er irgendwie kleiner geworden. Kleinstädte können tödlich sein, Malin, besonders für Menschen wie Woody. Du kennst das ja. Stormhaven ist eine eigene Welt. Hier interessiert man sich nicht für weltpolitische Themen wie Nuklearwaffen

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