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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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vollständig ab. Das Wasser, das um den Balken brodelte, färbte sich rot. Der Mann warf den Kopf zurück und öffnete den Mund so weit zu einem stummen Schrei, daß Hatch im trüben Schein der Taschenlampe die Goldfüllungen in seinen Zähnen glänzen sah.
    Er trat einen Schritt zurück und atmete mehrmals hintereinander tief durch. Nachdem er das Zittern, das sich in seinen Handgelenken und Unterarmen breitzumachen drohte, Im Griff hatte, stellte er sich über dem rechten Oberschenkel des Eingeklemmten wieder in Position. Was er jetzt tun mußte, würde noch schlimmer werden. Viel schlimmer. Aber das Wasser leckte bereits um das Knie des Mannes. Hatch durfte keine Zeit mehr verlieren.
    Dem ersten Axtschlag bot der Oberschenkel des Mannes einen gummiartigen Widerstand, und Hatch hatte das Gefühl, auf etwas Weicheres als Holz zu treffen. Der Mann sackte bewußtlos zur Seite. Der nächste Schlag war schlecht gezielt und traf den Mann in der Kniescheibe, wo er eine häßliche, klaffende Wunde hinterließ. Das Wasser gurgelte jetzt schon um die Oberschenkel des Mannes und stieg weiter in Richtung Hüften. Hatch schätzte grob ab, wo der nächste Schlag treffen mußte, und hob die Axt hoch über den Kopf. Er zögerte einen Moment, dann schlug er mit aller Kraft zu. Die Axt verschwand im Wasser, und Hatch spürte, wie sie mit einem grausigen Knacken den Knochen durchteilte.
    »Zieht ihn hoch!« rief Hatch. Der Helfer neben ihm zog zweimal am Seil, das sich augenblicklich straffte. Die Schultern des Mannes wurden nach oben gehievt, und sein Körper kam in eine sitzende Position, doch wollte der schwere Balken ihn noch immer nicht freigeben. Das rechte Bein war nicht völlig abgetrennt. Hatch ließ das Seil wieder lockern, und der Mann sackte nach unten, wo ihm das Wasser jetzt bis an Ohren, Nase und Mund reichte.
    »Geben Sie mir Ihre Machete«, rief Hatch dem Helfer zu. Er packte die kräftige kurze Klinge, holte tief Luft und tauchte in das rasch nach oben drängende Wasser. In der Dunkelheit tastete er sich am rechten Bein des Mannes entlang und schnitt dann die letzten Fasern der Oberschenkelmuskulatur durch.
    »Hochziehen!« schrie er, kaum daß er wieder aufgetaucht war. Das Seil straffte sich wieder, und diesmal wurde der Bewußtlose, dem das Blut aus seinen Beinstümpfen floß, mit einem Ruck aus dem schlammigen Wasser gerissen. Als nächstes folgte der Helfer, und einen Augenblick später spürte Hatch, wie auch er nach oben gezogen wurde. Sekunden später kniete er neben dem Verletzten im niedergetrampelten Gras neben dem Schacht. Eine rasche Untersuchung ergab, daß der Mann zwar nicht mehr atmete, aber noch einen beschleunigten, wenn auch ziemlich schwachen Herzschlag aufwies. Obwohl Hatch ihm die Schlagadern notdürftig abgebunden hatte, quoll ihm das Blut aus den Beinstümpfen.
    Atemwege freimachen, beatmen, Kreislauf in Gang bringen, rief Hatch sich die Grundregeln der Ersten Hilfe ins Gedächtnis. Er öffnete dem Bewußtlosen den Mund und entfernte mit zwei Fingern Schlamm und Erbrochenes. Dann brachte er ihn in eine stabile Seitenlange und beobachtete erleichtert, wie dem Verletzten das Wasser aus dem Mund floß. Sofort begann Hatch mit seinem Lebensrettungsprogramm: zehn Atemzüge Mund-zu-Mund-Beatmung, gefolgt vom Nachziehen des Knebels am linken Bein. Danach wieder zehn Atemstöße und dann das Nachziehen des Knebels am anderen Bein. Anschließend maß Hatch dem Mann den Puls. »Gebt mir meine Tasche!« rief er den reglos um ihn herumstehenden Männern zu. »Ich brauche eine Spritze!«
    Einer aus der Gruppe nahm die Tasche und fing an, darin herumzusuchen.
    »Leeren Sie sie aus, verdammt noch mal!«
    Der Mann kippte den Inhalt der Tasche auf den Boden, und Hatch fischte aus dem Durcheinander eine Spritze sowie eine kleine Glasflasche heraus. Nachdem er einen Kubikzentimeter Adrenalin aufgezogen hatte, spritzte er ihn subkutan in die Schulter des Verletzten und setzte gleich darauf die Mund-zu-Mund-Beatmung fort. Beim fünften Atemzug hustete der Mann und holte zögernd Luft.
    Streeter trat mit einem Handy auf Hatch zu. »Wir haben den Rettungshubschrauber verständigt«, sagte er. »Er wartet auf uns an der Pier in Stormhaven.«
    »Zum Teufel mit dem Rettungshubschrauber!« rief Hatch. Streeter runzelte die Stirn. »Aber der Helikopter…«
    »Kommt von Portland. Und die Piloten von diesen Dingern können keinen Mann aus der Luft bergen.«
    »Aber sollten wir ihn denn nicht aufs Festland

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