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Riptide - Mörderische Flut

Riptide - Mörderische Flut

Titel: Riptide - Mörderische Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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schallten weithin über das Wasser. Hatch wußte, daß man sich selbst ohne Bud Rowells gütige Mithilfe bereits überall in Stormhaven über seine Rückkehr und die überraschenden Aktivitäten auf der Insel den Mund fusselig redete. Jetzt fühlte er sich sogar ein wenig schuldig, weil er Bud vor zwei Tagen nicht die ganze Geschichte erzählt hatte. Inzwischen hatte sich der alte Ladenbesitzer bestimmt alles zusammengereimt. Hatch fragte sich, was die Leute wohl so erzählen würden. Vielleicht fanden manche von ihnen seine Motive ja etwas suspekt. Sollen sie doch, dachte er, es gab schließlich nichts, wofür er sich schämen mußte. Obwohl sein Großvater nach seinem Offenbarungseid rein rechtlich niemandem mehr etwas schuldig gewesen war, hatte sein Vater sich noch jahrelang ins Zeug gelegt, um alle Forderungen an die Familie in Stormhaven bis auf den letzten Cent zurückzuzahlen. Dieser edle Charakterzug hatte sein groteskes, fast lächerliches Ende noch schwerer erträglich gemacht… Hatch wandte sich von der Insel ab und verbot sich, diesen Gedanken weiterzuverfolgen.
    Er sah auf die Uhr. Es war elf; um diese Zeit wurde in Maine zu Mittag gegessen. Hatch ging unter Deck und suchte in dem gasbetriebenen Kühlschrank nach etwas Eßbarem. Kurze Zeit später kam er mit einem Hummerbrötchen und einer Flasche Ginger Ale wieder nach oben. Er setzte sich in einen Deckstuhl, stellte die Füße aufs Kompaßgehäuse und biß herzhaft in sein Brötchen. Seltsam, diese Seeluft, dachte er, sie macht mich immer wieder hungrig. Vielleicht sollte er über dieses eigenartige Phänomen einmal einen Aufsatz für das »Journal of the American Medical Association« schreiben. Bruce, sein Laborassistent, könnte etwas Seewind durchaus vertragen. Er kam ohnehin kaum an die frische Luft.
    Während Hatch aß, landete eine Möwe auf der Reling und sah ihn fragend an. Obwohl er wußte, daß die Hummerfischer Möwen haßten sie nannten sie »fliegende Ratten« -, hatte er selbst diese lauten, müllverschlingenden Vögel eigentlich immer gemocht. Er warf ein Stück Hummerfleisch in die Luft, das die Möwe im Flug schnappte. Dann suchte sie, verfolgt von zwei anderen, das Weite. Kurz darauf kamen alle drei wieder, hockten sich nebeneinander auf die Heckreling und starrten ihn aus hungrigen, schwarzen Augen an. Jetzt habe ich's geschafft, dachte Hatch und pulte gutmütig, wie er war, ein weiteres Stück Hummer aus seinem Brötchen, das er dann dem mittleren Vogel zuwarf.
    Sofort flatterten alle drei Möwen mit verzweifelten Flügelschlägen auf. Hatchs Amüsiertheit verwandelte sich in Erstaunen, als er bemerkte, daß sich die Vögel nicht um den Hummerbrocken balgten, sondern, so schnell sie konnten, die »Plain Jane« verließen und in Richtung Festland davonflogen. In der Stille, die ihrem plötzlichen Aufbruch folgte, hörte Hatch, wie das Hummerstück mit einem klatschenden Geräusch auf die Decksplanken fiel.
    Während er den Vögeln stirnrunzelnd hinterhersah, spürte er, wie das Boot unter seinen Füßen erzitterte. Er sprang aus seinem Stuhl und dachte einen Augenblick lang, die Ankerkette wäre gerissen und die »Plain Jane« auf Grund gelaufen. Aber die Kette war immer noch straff, und bis auf den dünnen Nebelschleier über der Insel war der Himmel klar und ohne die geringste Spur von einem Gewitter. Rasch sah Hatch sich um, ob etwas Ungewöhnliches rings um ihn vorging. Ob man auf der Insel etwas gesprengt hatte? Nein, dafür war es noch zu früh.
    Dann fiel sein Blick plötzlich auf einen Fleck Wasser, der sich hundert Meter von ihm entfernt knapp jenseits des Riffs befand.
    Auf einer Fläche von etwa zehn Metern im Durchmesser war die ruhige Meeresoberfläche auf einmal von kleinen Wellen bewegt. Ganze Schwärme von Luftblasen blubberten an die Oberfläche.
    Es folgte ein zweites Zittern, und wieder stiegen Blasen auf. Als sie weniger wurden, begann sich die Wasseroberfläche zuerst langsam, dann immer schneller, entgegen dem Uhrzeigersinn zu drehen. In der Mitte entstand eine kleine Mulde, die sich fast augenblicklich zu einem tiefen Trichter erweiterte. Ein Strudel, dachte Hatch. Was zum Teufel…
    Auf einmal erwachte der Lautsprecher des Funkgeräts zum Leben. Zuerst war eine, dann waren mehrere Stimmen zu vernehmen, die hysterisch durcheinanderriefen. »… Mann verschwunden!« hörte Hatch durch die allgemeine Aufregung. »… Bindet ihm ein Seil um!« schrie eine weitere Stimme. Und dann: »Vorsicht! Die Balken geben

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