Risiko!
– seiner Liebe. Was ging bloß in ihr vor? Sehnsucht, Gefühle und vor allem Liebe hatten hier nichts zu suchen. Geplant war wilder heißer Sex, und der vertrug sich normalerweise nicht mit dem Wunsch nach Wärme und Geborgenheit.
Ratlos und verwirrt lehnte sie die Stirn an seine Brust. Bei dieser Verführung ging so ziemlich alles schief, was schiefgehen konnte. Sie hätten nie die Vergangenheit heraufbeschwören dürfen. Damit war die ganze Sache kompliziert geworden. Was sie momentan in Erregung versetzte, hatte wenig mit Sex, dafür sehr viel mit Ray zu tun.
Sie streifte mit den Lippen über seine Brust, bevor sie sich aus der Umarmung löste und ein paar Schritte zurücktrat.
“Ich denke, ich werde jetzt hineingehen und mich schlafen legen. Mir gefällt es nicht, den anderen da unten zuhören zu müssen. Das ist voyeuristisch.”
Als sie sich umdrehte und ins Haus zurückging, rief er ihr leise nach: “Das Thema ist noch nicht abgehakt, Sydney.”
Sie blieb kurz stehen. “Für heute Nacht schon.”
Dann warf sie ihm über die Schulter einen letzten Blick zu. In seinen Augen lag so viel ungestilltes Verlangen, dass sie beinahe geblieben wäre. “Morgen ist auch noch ein Tag”, sagte sie leise und verschwand.
Nachdem Sydney aus dem Zimmer gegangen war, hielt Lauren es keine fünf Minuten in ihrem Bett aus. Sie sprang auf und ging hinaus auf den Flur, wo sie zielstrebig die Schlafräume am anderen Ende ansteuerte. Ob ihr Vorhaben wirklich klug war, wusste sie nicht. Doch ihr blieb nichts anderes übrig.
Poe hatte recht, ganz gleich wie sehr Lauren es hasste, das zugeben zu müssen. Ihr blieben nur die wenigen Tage hier auf der Insel, um ein für alle Mal Klarheit über den Stand der Dinge zwischen ihr und Anton zu gewinnen.
Sie beide konnten sich weder mit Terminen, Arbeit noch Pflichten herauswinden. Keiner konnte dem anderen aus dem Weg gehen. Eine derart günstige Gelegenheit sollte genutzt werden. Am Ende würden sie endgültig wissen, was sie einander bedeuteten und ob es eine gemeinsame Zukunft für sie gab.
Obwohl sie ihre Beziehung offiziell beendet hatten, war da noch etwas zwischen ihnen. Andernfalls würden sie nicht so empfindlich auf alles reagieren, was der andere sagte, wären nicht so emotional und aggressiv im Umgang. Poe wusste das, wie sie überhaupt eine Menge zu wissen schien. Und diese Erkenntnis wurmte Lauren. Zwar hatte sie heute Abend erfahren, dass ihre Vorbehalte gegen die andere Frau auf einem Missverständnis beruhten. Aber ihre Drohung, sich an Anton heranzumachen, sollte Lauren nichts unternehmen, verfehlte ihre Wirkung keineswegs.
Als sie die Hand auf den Türknauf legte, atmete sie einmal tief durch, ehe sie die Tür zu Antons Zimmer öffnete. Sie war furchtbar nervös. Dabei kannte sie diesen Mann besser als jeden anderen. Und er kannte sie besser, als je ein Mann sie gekannt hatte.
Doch vielleicht machte gerade das die Sache so schwierig. Sie wusste, welche fatalen Folgen ein falsches Wort, eine falsche Geste haben konnten. Und er würde ihr vermutlich unangenehme Dinge sagen, auf die sie nicht mit der beleidigten Ablehnung reagieren durfte, die sie sonst an den Tag legte.
Die Tatsache, dass er sich mit einer Flasche Whiskey ins Bett geflüchtet hatte, war Beweis genug dafür, wie sehr sie ihn schon verletzt hatte.
Natürlich war er nicht unschuldig an dem Rosenkrieg zwischen ihnen. Aber nur wenn sie zu ihren Fehlern stand, konnte sie von ihm verlangen, seine ebenfalls einzusehen.
Leise trat sie in das Zimmer, dessen Wände in zarten Pastelltönen gestrichen waren. Anton trug die khakifarbenen Shorts, die er schon beim Abendessen angehabt hatte, allerdings war sein Oberkörper jetzt nackt. Er lag auf dem hinteren der zwei Betten, eine Hand unter dem Kopf. Mit der anderen hielt er die Whiskeyflasche fest, die auf seinem flachen Bauch stand.
Als er sie vorhin vom Tisch genommen hatte, war sie halb voll gewesen, und jetzt wirkte sie nur unwesentlich leerer. Er war also nüchtern genug, um mit ihr zu reden, stellte Lauren hoffnungsvoll fest.
Obwohl die Tür bereits offen war, klopfte sie. “Darf ich reinkommen?”
Er sah sie an. “Wenn ich Nein sage, gehst du dann wieder?”
Sie überlegte einen Moment, ob sie auf dem Fuß kehrtmachen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Stattdessen schloss sie die Tür hinter sich und sagte: “Wohl kaum. Ich möchte nämlich nicht gehen. Noch nicht.”
Er zuckte gleichgültig mit den Achseln. “Na gut. Was wolltest du
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