Riskante Enthüllung (German Edition)
meines Glases. Was mir zum Klischee eines typischen Amerikaners einfiel, wollte ich an dieser Stelle li e ber nicht preisgeben. Er überraschte mich mit einem philosoph i schen Trinkspruch.
„Auf das Geheimnis des Lebens. Ob wir es je entschlüsseln we r den?“
Die Gläser berührten sich mit einem dumpfen Geräusch und sein Blick erweichte meine Knie mehr als es der Rotwein je schaffen wü r de. Noch bevor ich von meinem Wein trinken konnte fuhr er fort.
„Und haben Sie eine ebenso gute Beweisführung dafür, dass B e wohner einer anderen Galaxie mit unseren Vorfahren genetische Spielchen anstellten?“
Seine Frage klang kein bisschen spöttisch, sondern eher so als b e fürchtete er, ich könne r echt haben, denn das hätte vermutlich eine Erschütterung seines Weltbildes zur Folge. Er sah mir noch immer in die Augen und ich konnte plötzlich kaum noch sprechen.
„Jawohl, aber dass, das erkläre ich Ihnen … ein andermal. Ich muss jetzt … schlafen gehen … “
Meine Stimme schien mir nicht mehr zu gehören. Ihr Klang war mir fremd und meine Zunge war vermutlich nicht mehr an ihrem angestammten Platz, sondern lag, auf magische Weise ihrer Bewe g lichkeit beraubt, nutzlos im Weg herum. Zum Artikulieren einfach s ter Worte war sie nicht mehr imstande. Ich musste darüber lachen, sah James entschuldigend an und plötzlich wurde mir furchtbar schwi n delig. James nickte und wirkte enttäuscht, aber ich konnte mich kaum noch halten und stand schwankend auf. Ich wollte nur noch allein sein, bevor ich mich furchtbar blamieren würde. Mit der unglaubl i chen Schnelligkeit einer Zeichentrickfigur war er um den Tisch g e saust und griff mir hilfreich unter den Arm.
„Oh, Sie haben r echt, glaube ich. Gehen Sie sich ausschlafen, ich werde Sie in Ihr Bett bringen und morgen sollten Sie nicht so früh aufstehen“, riet er wohlmeinend und zeigte mir seine väterl i che Seite.
Ich wollte protestieren, fragen, warum er mir seinen Zwillingsbruder verhei m licht hatte, aber meine Lippen bewegten sich nicht mehr. Sie waren schon eingeschlafen oder bereits tot, gemeinsam mit meiner Zunge von mir gegangen. J a mes brachte mich in mein Zelt und fragte höflich nach, ob ich nun allein z u recht käme. Ich brachte ein Kopfnicken zustande. Dann ging er und ich war ihm dankbar dafür, denn keine fünf Minuten später erbrach ich mich auf den Sandboden meines Zeltes.
Ich erwachte vom ohrenbetäubenden Lärm eines Düsenjets.
Als ich nach einigen Minuten in der Lage war mich von der una n genehmen Bauchlage auf den Rücken zu drehen, stellte ich fest, dass sich das Geräusch in meinem Kopf befand. Langsam kehrten die Ereignisse des Abends zu mir z u rück, und eine Welle der Scham überrollte mich. Gott, war das peinlich! Wie eine Sechzeh n jährige hatte ich mich hemmungslos betrunken. Was musste der werte Kollege jetzt von mir denken? Die Geräusche im Lager li e ßen darauf schließen, dass es bereits fortgeschrittener Vormittag war. Sicher hatten alle beim Frühstück nach mir gefragt. Was J a mes ihnen wohl erzählt hatte?
Johanna liegt stockbesoffen in ihrem Zelt.
Oh nein, das durfte alles nicht wahr sein. Mein Blick streifte durch mein Domizil und blieb an der Wasserflasche neben me i nem Bett und einem Eimer daneben hängen. Was hatte das zu bedeuten? Ich konnte mich nicht erinnern , diese Dinge dort hing e stellt zu haben.
James!
Aber er war doch gleich gegangen, oder etwa nicht? Nun ja, viel peinlicher konnte es jetzt kaum noch werden. Ich fuhr mit den Händen über mein Gesicht und durch die Haare und blieb mit den Fingern darin stecken. Erst jetzt fiel mir der intensive saure G e ruch auf, der aus meinem Lager strömte. Mein Herz b e gann zu klopfen , als ich mir panisch vorstellte , wie James mich beim Würgen und Ausdünsten beobachtete haben könnte und mir womöglich noch beruhigend übers verklebte Haar gestrichen hatte.
Jetzt sterben wäre eine gute Idee.
„Johanna? Sind Sie wach?“
James’ Stimme drang wie durch Nebel an meine Ohren und jagte eine Schockwelle durch meinen Körper. Ich räusperte mich erfol g los.
„Ja. Aber kommen Sie bitte nicht rein. Ich bin gleich draußen.“
„Okay. Brauchen Sie Aspirin?“
Seine Stimme klang amüsiert, aber um Anteilnahme bemüht. Ich schämte mich zu Tode und versuchte , das Kratzen aus meiner Sti m me zu verbannen.
„Nein, danke“, rief ich, wie ein Singvogel im Stimmbruch.
„Ich bin dann am Tempel“, sagte er nach kurzem Zögern.
Ich
Weitere Kostenlose Bücher