Riskante Enthüllung (German Edition)
vermehren?“
James schüttelte den Kopf und gab an, überfragt zu sein.
„Gar nicht, denn seine Artgenossen schwammen noch immer mu n ter im Meer herum. Nehmen wir nun an, es hätten sich noch andere seiner Art gleic h zeitig zu diesem Abenteuer entschlossen. Sie gingen an Land und wurden Säugetiere. Einfach so. Erstau n lich, was? Da eine solche Entwicklung nach Darwin Jahrmillionen gedauert hätte, wären wohl bereits innerhalb einer Generation alle Jungen dieser neuen Halb-Säugetiere jämmerlich ersoffen, denn die Eltern le b ten noch als Fische im Wasser, die Babys waren aber bereits Säugetiere.“
James gab zu, sich noch nie tiefere Gedanken über Darwinismus gemacht zu haben, und fand meine Ausführungen durchaus betrac h tenswert. Mein Fisch zappelte am Haken.
„Sie sehen, es ist einfach nicht logisch. Und das wird es nie sein, weil keiner von uns dabei war. Trotz aller Forschung bleiben i m mer die wichtigsten Fragen offen. Zum Beispiel die große Frage nach welchem Schema die Natur die Tiere auserwählt haben soll, die zu höher entwickelten Arten wurden. Warum haben sich nicht alle Affen in Menschen verwandelt? Das könnte der gemeine Affe doch ung e recht finden, oder nicht?“
Nun lachten wir beide und James bedauerte keinen Biologen hier zu haben, der mit weiteren Details hätte dienen können und mit einer sicherlich kontr o versen Meinung die Diskussion spannender gemacht hätte.
„Ich weiß was er sagen würde. Heute will man alles mit der DNA erklären. Es ist aber nicht erwiesen, dass für die großen U n terschiede der Arten einzig die Unterschiede in der DNA veran t wortlich sind. Es gibt zum Beispiel, um beim Affen zu bleiben, nur einen kleinen Unterschied zwischen der DNA von Menschen und der von Schi m pansen. Eng verwandte Mäusearten unterscheiden sich mehr in ihrer DNA als Menschen und Schimpansen.“
„Davon habe ich gehört.“
„Außerdem scheint nur ungefähr ein Prozent der DNA gen e tisch genutzt zu werden. Scheinbar stellt die DNA eine Art Pool der Mö g lichkeiten dar. In den Schimpansen schaltet irgendetwas eine Gruppe von Genen anders ein, als im Menschen. Wer oder was bestimmt darüber?“
Wir schwiegen einen Moment.
„Zufall?“, bot James zaghaft an.
„Natürlich. Der liebe Zufall. Leider ist er noch heute das gängige Modell, die Triebfeder der Evolutionstheorie sozusagen. Dann doch eher Mutation.“
„Wie bitte?“
Ich benetzte meine Sprachorgane erneut mit der roten Köstlic h keit und fuhr mit dem Finger den Rand des Glases nach.
„Moderne Biologen sind der Ansicht alle Veränderungen in der DNA beruhen auf Fehler in ihrer Übertragung, also der Vere r bung. Aber die Struktur der DNA ist bemerkenswert stabil. Es erstaunt selbst die Wissenschaftler wie selten in den unzähligen Kopien der DNA Fehler auftreten. Wenn Fehler auftreten, dann sind sie selten vorteilhaft. Wie wahrscheinlich ist es dann, dass allein durch die Z u fälligkeit von ein paar Fehlern ausreichend günstige Varianten oder Mutationen auftreten konnten, die eine erstaunliche Vielfalt von gesunden lebensfähigen Arten hervo r brachten?“
„Die Natur hatte Jahrmillionen Zeit. Jeder winzige Schritt baut auf alle anderen auf. Der Prozess könnte mit ein paar glücklichen Durc h brüchen eine weite Strecke zurücklegen“, wandte James ein und wischte damit alle vorherigen A r gumente einfach vom Tisch.
Ich startete einen letzten Versuch.
„Die fantastische Vielfalt des Lebens ist nichts als eine Anhä u fung einer Reihe von günstigen Zufallsfehlern und jede weitere Erklärung ist überflüssig? Ist das Ihr Ernst? Sehr unwahrscheinlich, James, also wirklich.“
Er antwortete nicht, hielt meinem Blick jedoch lange stand. Seine kantigen Gesichtszüge wirkten erstarrt, doch seine Augen sprühten lebhaft vor Energie. Schließlich griff er zur Flasche und füllte e r neut unsere Gläser.
„Wie kommt es eigentlich, dass eine Ägyptologin so viel über Bi o logie weiß?“, wollte er wissen und reichte mir das Glas.
„Es ist nicht viel, was ich über Biologie im Allgemeinen weiß. Aber die En t stehung des Lebens war für mich schon immer ein fesselndes Thema. Die berühmte Frage: woher kommen wir, w o hin gehen wir. Die biologischen, religiösen, mystischen und myth i schen Aspekte mit einzubeziehen scheint mir wichtig , um das Bild zu vervollständigen.“
Er nickte, erhob sein Glas und ich tat es ihm gleich.
„Deutsche Gründlichkeit, was?“
Ich grinste über den Rand
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