Riskante Enthüllung (German Edition)
ausgerechnet Tommy? Hi n tergehen, hatte James gesagt. Das war genau das richtige Wort. Sicher fühlte sich jeder Mensch in einer solchen Situation hilflos und ged e mütigt, aber handelte es sich um einen vertrauten Freund, stand man fassungslos vor den Trümmern seiner Menschenkenn t nis und würde so schnell niemandem mehr vollkommenes Ve r trauen schenken.
Der Wein benebelte angenehm meine Sinne und ich wusste ich durfte keinen weiteren Schluck mehr trinken. James’ ausdrucksvo l le Stimme riss mich aus meinem Dämmerzustand.
„Wir müssen eine Möglichkeit finden täglich an seinen Comp u ter heran zu kommen.“
„Ich glaube nicht, dass er die Datei lange genug gespeichert la s sen wird. Erst recht nicht, nachdem er mich am Laptop erwischt hat. Dumm ist er nämlich nicht.“
Aber was sollten wir sonst tun? Irgendetwas mussten wir schließlich vers u chen. Wieder schloss ich die Augen und wäre am liebsten an Ort und Stelle eingeschlafen. Die ständigen Diskussionen mit James und die ernüchternde Feststellung, dass man nicht einmal mehr seinen besten Freunden trauen konnte, forderten ihren kö r perlichen Tribut.
„Dann bleibt uns nichts anderes übrig , als das Gerät zu zerst ö ren.“
Ich blieb skeptisch. „Dann fährt er morgen nach Kairo und b e sorgt sich ein neues. Nein, ich glaube, wir sollten abwarten, bis wir etwas wirklich Interessantes entdecken, was sich zu stehlen lohnt, ihn dann ständig beobachten und am Se n den hindern.“
James schnaubte. „Wie wollen Sie das anstellen?“
„Ich weiß nicht, ihn stellen, fesseln und knebeln, wenn nötig. A ber wir müssen diese Übertragung verhindern. Werden Sie mir helfen, wenn es so weit ist?“
„Das habe ich Ihnen doch schon vorhin gesagt. Natürlich. Vers u chen Sie es bloß nicht allein.“
Ich wusste nicht warum er mich für derart draufgängerisch hielt, doch es schmeichelte mir. Ich nickte ergeben und stellte meinen B e cher ab.
„Danke, James. Bis dahin sollten wir uns ihm gegenüber nichts anmerken la s sen, obwohl es mir schwergefallen wird.“ Ich kuschelte mich entspannt in meinen Stuhl.
„Soll ich Ihnen eine Decke holen?“
Ich lehnte dankend ab und erklärte, dass ich ohne Frage in me i nem Bett be s ser schlafen würde und nun gehen sollte. Er begleitete mich zu meinem Zelt und warf einen unauffälligen Blick in das von To m my, das noch immer einen Spalt offen stand.
„Er ist bei Licht eingeschlafen“, flüsterte er.
Ich stand ihm dicht gegenüber, musste an die Situation im Te m pel denken und hoffte, er würde auf irgendeine Weise sein able h nendes Verhalten erklären, doch er hob nur die Hand und wünsc h te mir leise eine gute Nacht. Für einen kurzen Moment flackerte der Ausdruck des Verlangens in seinen Augen, doch er schien entschlossen , es zu ignorieren. Er drehte sich um und dann sah ich nur noch einen auf und ab hüpfenden Lichtschein, der sich lan g sam über den Platz in der Dunkelheit verlor.
Gegen Morgen erwachte mein Verstand mit der eindringlichen Warnung an mein Bewusstsein, dass etwas ganz und gar nicht stim m te.
Ein fürchterliches Heulen lag in der Luft und erinnerte an kl a gende Stimmen in der Hölle. Das Herz klopfte mir im Hals als mir klar wurde was vor sich ging. Ein Sturm wütete und um diese Ja h reszeit konnte es sich nur um einen ganz bestimmten handeln. Der gefürc h tete Wüstenwind mit dem klangvollen Namen Kamsin hatte seine Marter begonnen.
Mit schnellen Blicken überprüfte ich den Zustand der Zeltwä n de. Sie schlugen bedenklich hin und her und blähten sich auf wie die Wangen eines Ochsenfr o sches. Hastig sprang ich aus dem Bett, zog Pullover und Jeans an und suchte meine Sonnenbrille, deren seitliche Ledereinsätze einigermaßen vor Flugsand schützten. Ha s tig griff ich nach dem großen weißen Tuch, wickelte es mir um den Kopf, über Mund und Nase und spähte vorsichtig aus dem Zelt.
Man konnte nichts erkennen, der wirbelnde Sand bildete einen dichten gelbl i chen Nebel und legte sich auf alles was ihm im Weg stand. Ich schluckte schwer und überlegte fieberhaft was ich tun sol l te. Früher oder später gab das Zelt dem Wind nach und die Sandkö r ner würden sich in sämtliche Körperporen setzen und mich schier ersticken. In einem Anflug der Verzweiflung lief ich los, die Richtung des unterirdischen Tempels als rettendes Ziel im Sinn. Ich kniff die Augen zusammen, trat gegen den peitschenden Wind an und die Sandkörner brannten wie Nadelstiche auf meiner
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