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Riskante Geschäfte

Titel: Riskante Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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zerstören. So aber hatte sie eine unmenschliche Grausamkeit in ihm geweckt, eine Grausamkeit, wie sie vielleicht in uns allen schläft. Masters wollte dieser Frau so viel Leid antun, als er sich nur ausdenken konnte. Und der Trick mit dem Auto und dem Musikschrank war denn auch ein ganz brillant bösartiges Stück Grausamkeit, eine Art Zeitbombe, die sie an seinen Haß erinnern sollte, wenn er längst über alle Berge war.«
    »Das muß sie ganz schön hergenommen haben«, meinte Bond. »Man möchte es nicht für möglich halten, zu welchen Dingen die Menschen imstande sind! Beinah könnte einem die Kleine leid tun. Was ist denn aus ihr geworden - und aus ihm?«
    Der Gouverneur erhob sich und sah auf die Uhr. »Mein Gott, fast schon Mitternacht! Und ich habe meine Leute bis jetzt aufbehalten - die könnten längst zu Bett sein« - er lächelte »und Sie auch!« Er trat zum Kamin und läutete. Ein Negerbutler erschien. Der Gouverneur entschuldigte sich wegen seines Versehens und trug ihm auf, alles abzuschließen und das Licht auszumachen. Auch Bond hatte sich erhoben. Der Gouverneur wandte sich ihm zu. »Kommen Sie, ich erzähle Ihnen den Rest beim Hinuntergehen. Ich begleite Sie wegen der Wache.«
    Langsam schritten sie durch die langen Räume und über die breite Treppe hinunter in den Garten. Die Nacht war schön. Unter dem Mond jagten hoch am Himmel die Wolken dahin. Der Gouverneur erzählte weiter: »Masters kam im Dienst zwar voran, aber irgendwie stand seine Karriere nicht mehr im Einklang mit seinem guten Start. Seit der Bermuda-Geschichte schien etwas in ihm erstorben zu sein. Er war innerlich zum Krüppel geschlagen. Das war natürlich Rhodas Schuld, aber ich glaube, er wurde auch nicht mehr los, was er ihr angetan hatte.
    Er war weiterhin tüchtig in seiner Arbeit, aber er hatte sein menschliches Empfinden verloren und brannte allmählich aus. Selbstverständlich heiratete er nicht wieder, und als er endlich pensioniert wurde, ging er nach Nigeria zurück, dorthin, wo einst die Menschen wahrhaft freundlich zu ihm gewesen waren. Wirklich ziemlich tragisch, wenn ich dran denke, wie Masters in unserer Jugend war.«
    »Und das Mädchen?«
    »Oh, der ging's eine Zeitlang ziemlich dreckig. Wir sammelten für sie. Später hatte sie verschiedene Posten, die man ihr aus Mitleid zuschanzte. Auch als Flughosteß wollte sie wieder ankommen, aber diesen Weg hatte sie sich mit ihrem Vertragsbruch versperrt. Auch gab es damals noch nicht so viele Fluglinien wie heute. Als die Burfords noch im selben Jahr nach Jamaika versetzt wurden, verlor sie ihre letzte Stütze, denn Lady Burford empfand noch immer eine Schwäche für sie. Nun stand Rhoda Masters nahezu mittellos da. Weil sie noch immer gut aussah, ließ sie sich der Reihe nach von einer Anzahl Männer aushalten, aber in einer kleinen Stadt wie Nassau sind auch diese Möglichkeiten bald erschöpft. So war sie drauf und dran, auf die Straße zu gehen und Ärger mit der Polizei zu bekommen, als nochmals die Vorsehung eingriff: es kam ein Brief von Lady Burford, worin diese schrieb, sie habe Rhoda einen Posten als Empfangsdame im Blue Hills Hotel vermitteln können, einem der ersten Hotels in Kingston. Das Fahrgeld lag bei. So fuhr Rhoda nach Jamaika, und ich glaube, daß man auf Bermuda wirklich erleichtert darüber war. Ich selbst war ja damals schon nach Rhodesien versetzt.«
    Der Gouverneur und Bond hatten die breite Garteneinfahrt erreicht. Draußen schimmerte das für Nassau so typische Gewirr aus engen Straßen und hübschen, schindelgedeckten Häusern mit Giebeln und Baikonen. Der Wachtposten präsentierte, der Gouverneur hob die Hand. Dann sprach er weiter: »Damit ist die Geschichte eigentlich zu Ende, es kommt nur noch eine letzte
    Schicksalswendung. Eines Tages stieg ein kanadischer Millionär im Blue Hills ab, um für den Winter zu bleiben. Der nahm Rhoda Masters mit nach Kanada. Dort heirateten sie, und seither sitzt sie in der Wolle.«
    »Das nenn ich aber Glück! Verdient hat sie's ja kaum.«
    »Wahrscheinlich nicht, aber wer will das entscheiden! Das Leben ist eine verzwickte Sache - und vielleicht waren die Hauptschuldigen an der ganzen Angelegenheit seine Eltern. Sie hatten Masters einfach zu einem lebensuntauglichen Menschen erzogen. Aber wie gesagt, es ist nicht leicht, das zu beurteilen. Jedenfalls hat Rhoda den Kanadier sehr glücklich gemacht -zumindest sahen die beiden heute abend recht glücklich aus.« Bond mußte lachen. Plötzlich schien ihm

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