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Riskante Geschäfte

Titel: Riskante Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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daß ihm der andere auch noch an den letzten Lebensnerv will, so ist das das Ende. Das Trostminimum ist auf Null reduziert. Von diesem Punkt an muß ein jeder selbst sehen, wie er heil aus der Sache herauskommt. Hat Masters das erkannt?«
    Der Gouverneur ließ die Frage offen. »Rhoda Masters hätte es spüren müssen, als ihr Mann die Wohnung betrat. Es war nicht so sehr sein Äußeres, obwohl der Schnurrbart fort war und Masters sein Haar wieder ebenso ungepflegt trug wie vor der Heirat. Es war in den Augen, um den Mund, in der Kinnhaltung. Rhoda Masters hatte ihr unauffälligstes Kleid angezogen, ihr Make-up reduziert und sich so gesetzt, daß das einfallende Tageslicht ihr Gesicht im Halbschatten ließ und nur auf das aufgeschlagene Buch in ihrem Schoß fiel. Sie wollte, sobald er
    durch die Tür kam, aufschauen und ergeben auf sein erstes Wort warten. Dann erst wollte sie aufstehen, ruhig zu ihm hintreten und gesenkten Hauptes vor ihm stehenbleiben, um ihm unter Tränen alles zu gestehen. Danach würde er sie in die Arme schließen, und sie würde versprechen, versprechen, versprechen. Sie hatte sich diese Szene oft genug ausgemalt. Jetzt blickte sie von ihrem Buch auf. Ruhig stellte Masters seinen Koffer ab. Ruhig ging er    zum    Kamin,    blieb davor    stehen    und sah
    ausdruckslos auf sie nieder, kalt, unpersönlich, interesselos. Er zog ein Blatt hervor und sagte geschäftsmäßig:
    »Hier ist der Plan des Hauses. Ich habe es in zwei Teile geteilt. Die Küche und dein Schlafzimmer sind für dich, dieser Raum und das zweite Schlafzimmer für mich Das Badezimmer kannst du benützen, sobald es frei ist.« Er beugte sich vor und ließ das Papier auf ihr geöffnetes Buch fallen. »Wenn kein Besuch da ist, hast du meine Räume nicht zu betreten.«
    Rhoda Masters wollte etwas erwidern, aber er hob nur die Hand. »Ich spreche    jetzt zum letztenmal    privat    mit dir.
    Antworten werde ich nicht mehr. Was du mir sagen willst, kannst du auf einem Zettel im Badezimmer lassen. Meine Mahlzeiten haben rechtzeitig auf dem Eßzimmertisch zu stehen. Du kannst essen, sobald ich fertig bin. Du erhältst mit jedem Monatsersten    durch    meine Anwälte    zwanzig    Pfund
    Wirtschaftsgeld.    Die Scheidung    ist eingeleitet,    und du    wirst sie
    nicht anfechten, kannst es gar nicht. Ich habe deinen Lebenswandel überwachen lassen und genug Beweise gegen dich. Die Scheidung wird ausgesprochen, sobald meine Dienstzeit hier abgelaufen ist, also in einem Jahr. Inzwischen benehmen wir uns in der Öffentlichkeit wie normale Eheleute.« Masters schob die Hände in die Taschen und blickte höflich auf seine Frau nieder. Jetzt waren ihre Tränen echt. Sie sah ganz verschüchtert aus, als wäre sie soeben geschlagen worden. Aber Masters blieb unerschütterlich: »Hast du noch eine Frage? Wenn nicht, dann packst du jetzt besser deine Sachen zusammen und übersiedelst in die Küche.« Er sah auf die Uhr. »Ich wünsche das Nachtessen jeden Abend um acht. Es ist jetzt sieben Uhr dreißig.«
    Wieder machte der Gouverneur eine Pause und sprach seinem Whisky zu. Dann fuhr er fort: »Das alles habe ich mir aus dem wenigen zusammengereimt, was Misters mir erzählt hat, und aus den detaillierteren Einzelheiten, die Rhoda Lady Burford mitteilte. Rhoda muß alles versucht haben, ihren Mann umzustimmen - Argumente, Bitten, hysterische Anfälle. Aber er blieb ungerührt. Es war an ihn nicht mehr heranzukommen. Ebensogut hätte ein Fremder seinen Platz einnehmen können. So mußte sie schließlich nachgeben. Geld hatte sie keines - auch nicht das Reisegeld, um nach England zurückzufahren, und für Schlafen und Essen mußte sie tun, was er befohlen hatte. Ein ganzes Jahr lang lebten sie so, höflich zueinander vor den Leuten, aber schweigend und abgesondert, sobald sie allein waren.
    Wir staunten damals natürlich alle über die Veränderung, denn keiner von den beiden ließ etwas von der Wahrheit verlauten - sie hätten sich ihrer geschämt. Masters schien uns lediglich etwas zurückgezogener als früher, aber er leistete hervorragende Arbeit, und so war jedermann erleichtert und überzeugt, daß diese Ehe wie durch ein Wunder gerettet worden sei. Alles schien vergeben und vergessen.
    Nun, das Jahr ging dahin, und für Masters wurde es Zeit, an seine Versetzung zu denken. Er ließ verlauten, daß Rhoda noch dableiben werde, um den Haushalt aufzulösen. Die beiden brachten die üblichen

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