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Riskante Geschäfte

Titel: Riskante Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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gezeigt?«
    Der Gouverneur hatte sich eine neue Zigarre angezündet und blies nun deren glühendes Ende an. »Überhaupt nicht«, sagte er. »Sie unterhielt sich glänzend. Wahrscheinlich wußte sie, daß der Zustand nicht von Dauer sein werde, aber da sie von dieser Art Leben geträumt hatte, hielt sie es durch, solange sie konnte -ganz typisch für diese Art Mentalität. Sie hatte ja alles: die beste Partie der Insel, Liebe am Palmenstrand, ein lustiges Stadtleben, den Golfklub, sausende Auto- und Rennbootfahrten und was sonst noch alles zu dieser billigen Romantik gehört. Und als Rückhalt immer noch jenen Sklaven von Mann, weit genug vom Schuß, und zum Baden, Umkleiden und Schlafen das Haus. Außerdem wußte sie, daß sie Philip Masters jederzeit zurückhaben konnte, er war erbärmlich genug und würde keine Schwierigkeiten machen. Sie selbst konnte sich hinterher bei allen ihren Bekannten entschuldigen, ihren Charme spielen lassen, und alle würden ihr verzeihen. Und wenn nicht - es gab ja genug andere Männer, die noch dazu besser aussahen! Man sah das ja an den Männern im Golfklub. Sie konnte dort jeden haben, den sie wollte. Nein, das Leben war schön, und wenn man's ein bißchen ärger trieb, als gut war - das taten andere Leute auch. Nehmen Sie nur die Hollywoodstars!
    Nun, sie wurde bald auf die Probe gestellt. Tattersall war ihrer überdrüssig geworden. Mit Rücksicht auf die Gouverneursgattin setzten seine Eltern ihm hart zu, was für ihn ein willkommener Anlaß war, sich ohne viel Aufhebens aus der Affäre zu ziehen. Überdies war gerade Sommer und die Insel voll hübscher Amerikanerinnen - Zeit zur Abwechslung also. Er gab Rhoda den Laufpaß, indem er ihr ganz schlicht sagte, daß es aus sei. Seine Eltern hätten es verlangt, andernfalls würden sie ihm sein Taschengeld sperren. Das war nur zwei Wochen vor Philip Masters' Rückkehr aus Washington, und ich muß sagen, sie trug es mit bemerkenswerter Fassung! Sie schimpfte nicht - wen hätte sie auch beschimpfen sollen? -, sondern ging einfach zu Lady Burford und sagte ihr, es täte ihr leid, und sie werde von jetzt an Philip Masters eine gute Frau sein. Sie brachte das Haus in Ordnung und bereitete alles für die große Versöhnungsszene vor. Denn daß sie sich versöhnen mußte, das erkannte sie an der Haltung ihrer früheren Verehrer aus dem Mid-Ocean: plötzlich war sie dort zum schwarzen Schaf geworden. Sie wissen ja, so etwas kann sogar in der leichtlebigen Atmosphäre eines Country-Clubs in den Tropen passieren! Seit nicht nur die Regierungsbeamten Rhoda ablehnten, sondern auch die Kaufleute in Hamilton, galt sie nur mehr als Talmiware, benützt und abgelegt. Sie versuchte zwar, weiterzuflirten wie bisher, aber das wirkte nicht mehr. Ein-, zweimal noch wurde sie heftig vor den Kopf gestoßen, dann gab sie's endgültig auf. Nun galt es für sie, ihre sichere Basis zurückzugewinnen, um sich von dort aus langsam wieder hochzuarbeiten. Sie blieb also daheim, klemmte sich dahinter und probte immer wieder die Szene, die zu spielen sie vorhatte - mit Tränen, Fürsorglichkeit, langatmigaufrichtigen Entschuldigungen und Erklärungen - und einem Doppelbett.«
    »Und dann kam Philip Masters, heim?«
    Der Gouverneur sah Bond nachdenklich an. »Sie sind nicht verheiratet«, sagte er. »Aber ich glaube, darauf kommt es dabei gar nicht an - es ist zwischen Mann und Frau immer das gleiche. Solange eine menschliche Basis da ist, halten sie durch. Sobald aber auch das letzte Mitgefühl erloschen ist, sobald es den einen nicht mehr kümmert, ob der andere vor die Hunde geht oder nicht, ist nichts mehr zu machen. Diese äußerste Mißachtung des Ichs, des Lebenswillens, die kann nicht mehr verziehen werden! Ich habe das bei vielen Ehen beobachtet. Ich habe erlebt, wie flagrante Fälle von Untreue beigelegt, ja, wie sogar Verbrechen und Mord verziehen wurden. Man kann mit allem fertig werden: auch mit unheilbarer Krankheit, mit Erblindung, mit Unglück jeder Art. Nicht aber mit dem Erlöschen der primitivsten Menschlichkeit im Partner. Ich habe für diesen fundamentalen Faktor aller menschlichen Beziehungen einen Namen gefunden: ich nenne ihn das >Minimum an Trostc.«
    »Das ist ein guter Name dafür«, sagte Bond. »Und ich weiß auch, was Sie damit meinen: Minimum an Trost - das, was gerade noch tröstet. Ja, wahrscheinlich beruht sämtliche Liebe und Freundschaft letztlich darauf. Der Mensch ist seiner selbst ohnehin so wenig sicher - aber wenn er spürt,

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