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Riskante Naehe

Riskante Naehe

Titel: Riskante Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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Stiefel gesteckt hatte. Nicht auszudenken, was sie ihm sonst alles hätten abknabbern können …
    Angewidert schüttelte er den Gedanken ab. Er konnte es sich nicht leisten, jetzt über seine Unbehaglichkeit nachzudenken, er musste sich voll auf seine Aufgabe konzentrieren. Wenn sich die Entführer den Tag über nicht rührten, würde er noch einige Stunden in dieser Mulde sitzen müssen, auch wenn sie vom gestrigen Regen feucht war und es vor Ungeziefer nur so wimmelte. Das war eine der ersten Lektionen, die man im SEAL-Training lernte: durchhalten, egal, was passiert. Die SEAL-Anwärter wurden so lange in die kalte Brandung geschickt, bis sie ihren Körper vor Kälte nicht mehr spürten; sie mussten sich im Sand wälzen, bis er in wirklich jede Ritze vorgedrungen war, und dabei wurden dann auch noch körperliche Höchstleistungen gefordert.
    Der Höhepunkt des Trainings war die einwöchige Hell Week, bei der bei gleichzeitigem Schlafentzug die Leistungsfähigkeit der Kandidaten getestet wurde. Über achtzig Prozent der jungen Soldaten gaben dabei auf. Es war dem Namen entsprechend wirklich die Hölle. Clint erinnerte sich nicht an Einzelheiten, nur noch an Kälte, Schmerz und alles überwältigende Müdigkeit. Er wusste nicht, ob er die Tage ohne Matt durchgestanden hätte. Als Swim-Buddies hatten sie gegenseitig auf sich aufgepasst und ihre Stärken und Schwächen kompensiert.
    Was Clint allerdings immer noch nicht verstehen konnte, war, dass Matt während der Hell Week scheinbar wirklich Spaß gehabt hatte. Deshalb wurde er seitdem auch nur noch Mad genannt. Er hatte es geschafft, die ihm zugewiesenen Männer so zu motivieren und von ihren Schmerzen abzulenken, dass fast seine gesamte Gruppe die Woche überstand und alle Männer zu SEALs wurden. Nur einer musste aufgeben, und das auch nur, weil er sich die Hand gebrochen hatte und einfach die Ruder in dem kleinen Boot nicht mehr fassen konnte, mit dem sie an den Klippen von Coronado anlanden sollten. Seine Mannschaft versuchte ihn zu decken, aber es wurden regelmäßig medizinische Tests an den Männern durchgeführt, und dabei war es aufgefallen. Er hatte das Training dann im darauffolgenden Jahr erfolgreich absolviert.
    Clint fluchte unterdrückt. Was war nur heute mit ihm los, immer wieder versank er in seinen Gedanken, anstatt sich eine Befreiungsstrategie auszudenken. Entschlossen richtete er sich auf, soweit es die kleine Höhle erlaubte, und öffnete sein Mikro. »I-Mac, Bericht.«
    Dieser hatte anscheinend nur darauf gewartet, berichten zu dürfen. »Drei Wärmepunkte im Haus. Zwei bewegen sich frei, einer bleibt stationär. Vermutlich die Geisel.«
    »Lage?«
    »Geisel auf zwei Uhr.«
    Also von der Haustür aus gesehen im hinteren rechten Raum. Das war nicht schlecht, auf der rechten Seite des Hauses war ein dichtes Gestrüpp, durch das sie sich anschleichen konnten.
    »Auf der Seite gibt es ein Fenster, das groß genug zu sein scheint.« Matt saß bereits in genau diesem Gebüsch und hatte deshalb auch eine gute Sicht auf das Fenster. »Die Aufgabe überlasse ich dir, East, bin zu breit. Aber sonst, Kinderspiel.«
    Clint grinste. Sie hatten Matt schon öfter geneckt, dass er zu viel Gewichtstraining betrieb und bald nicht mehr für engere Durchgänge eingesetzt werden konnte. »Roger. I-Mac, irgendwelche Gespräche?«
    »Nichts Konkretes. Sind gerade erst aufgestanden, meckern über das Frühstück.« Er lachte leise. »Gut, dass ich diesen Kurs in spanischer Umgangssprache gemacht habe, unsere Gastgeber sind in ihrer Meinung sehr … deutlich.«
    Clint entspannte sich etwas. Wenn die Entführer nur über ihr Essen redeten, dann waren sie sich der Anwesenheit des SEAL-Teams nicht bewusst. Eine Operation klappte immer am besten, wenn die Gegenseite nicht ahnte, dass sein Team in der Nähe war. Der Überraschungseffekt war häufig ein wichtiger Bestandteil einer SEAL-Mission. Sie operierten am besten heimlich und im Dunkeln, häufig sogar ohne überhaupt bemerkt zu werden. Waffen benutzten sie nur, wenn es sich gar nicht vermeiden ließ. Zu diesen Waffen gehörten auch ihre Körper, denn jeder SEAL beherrschte unzählige Kampftechniken, mit denen er einen Menschen außer Gefecht setzen oder sogar töten konnte.
    Im Moment schliefen allerdings gewisse Teile von Clints Körper gerade ein, da er zu lange in einer Stellung gekauert hatte. Vielleicht wurde er doch langsam zu alt für diesen Job. Er war inzwischen schon fast zehn Jahre dabei. Gleich nach dem

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