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Riskante Naehe

Riskante Naehe

Titel: Riskante Naehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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Studium war er in die Navy eingetreten und hatte sich dann bis zum SEAL hinaufgearbeitet. Dabei hatte ihm seine Intelligenz genauso geholfen wie sein leistungsfähiger Körper. Mit zweiunddreißig Jahren war er nun an der Spitze im aktiven Dienst angekommen. Man hatte ihn einfach immer zu schnell befördert. Die meisten SEALs im Rang eines Captains waren im »Innendienst« tätig, als Ausbilder oder Platoonleiter.
    Sein Vorgesetzter war schon an ihn herangetreten und hatte sich erkundigt, ob er als Ausbilder in einigen seiner Fachgebiete tätig werden wollte. Das war eine Sache, über die er sich eigentlich während seines Urlaubs auf der Ranch hatte klar werden wollen. Doch nun saß er wieder hier in einem fremden Land, umgeben von unwirtlicher Natur, und würde gleich sein Leben für eine Person aufs Spiel setzen, die ihm unbekannt war. Nicht, dass ihn das störte, es war besser, wenn man die Person nicht kannte, die man rettete, man reagierte einfach professioneller. Sicher, sein Job war unbequem und gefährlich, aber auch ein sehr wichtiger Teil seines Lebens. Er wusste nicht, ob er ihn einfach würde aufgeben können. Wahrscheinlich war er adrenalinsüchtig.
    Mit einem leisen Lachen schob er den Gedanken beiseite. »Mad, Rollentausch.«
    Matt klickte einmal mit der Zunge.
    Langsam und völlig lautlos erhob Clint sich und machte sich auf den Weg zu Matts Versteck. Er verschmolz mit der Umgebung und war nur noch für seine Männer hin und wieder zu erkennen, die genau wussten, woher er kam und wohin er ging. Ein Vorteil der alltäglichen Regengüsse war feuchtes Holz, das selbst dann kein Geräusch verursachte, als er – wie jetzt – versehentlich auf einen Zweig trat. Er verhielt sich ganz still und lauschte angespannt. Niemand schien den leisen, dumpfen Laut gehört zu haben. Noch langsamer schlich er weiter vorwärts, sorgfältig den Boden und die Umgebung überprüfend. Er erwartete jederzeit, entdeckt zu werden, Schreie, Schüsse, doch nichts passierte.
    Kurze Zeit später traf er bei Matts Unterschlupf ein, etwa zehn Meter von dem Fenster entfernt, das ihn zur Geisel führen würde. Sein Freund stand bereits mit seiner Ausrüstung auf dem Rücken in den Büschen und blickte ihm entgegen. Sie verständigten sich kurz mit Handzeichen, dann verschwand Matt lautlos im Unterholz. Er würde nun Clints vorherigen Standort einnehmen. Damit wäre dann der Ring um die Hütte wieder geschlossen. Niemand würde sich nähern können, ohne dass sein Team es bemerkte. Cat saß im Baum, und Doc war auf der vierten Seite stationiert, etwa fünfzig Meter von der Hütte entfernt. So blieb genug Vorwarnzeit, sollte sich jemand von dort nähern.
    »East in Position. I-Mac?«
    »Nichts Neues. Weitere Bewegungen der zwei Personen, aber nicht in Richtung dritter Person oder Tür. Keine aufschlussreichen Gespräche.«
    »Okay. Noch etwas?«
    MacPhearson schwieg kurz. »Dritte Person hat sich weder bewegt noch irgendeinen Laut von sich gegeben.«
    Clints Augenbrauen zogen sich zusammen. Es war nicht normal, wenn sich eine Person über Stunden überhaupt nicht bewegte und keinen Ton von sich gab. Entweder war die Geisel bewusstlos, sei es wegen einer Verletzung oder Betäubung, oder …
    »Normales Wärmebild?«
    »Etwas kühl vielleicht, aber das kann auch durch die lange Untätigkeit verursacht worden sein.«
    »Gut. Sofortiger Bericht, wenn sich irgendetwas ändert.«
    »Logo.«
    Clint hatte sich unter einer gewaltigen, großblättrigen Pflanze niedergelassen, deren Namen er nicht kannte, die aber einen wirklich furchtbaren Geruch verströmte. Erst hatte er gedacht, in der Nähe läge ein Kadaver, doch nachdem ihm ein Blatt unter die Nase gekommen war, erkannte er den Ursprung des Leichengeruchs – es war eindeutig dieses komische Gewächs. Matt hätte ihn wirklich warnen können. Misstrauisch beäugte er das Fenster. Wenn dies keine Mission gewesen wäre, hätte er Matt durchaus zugetraut, extra darauf hingewiesen zu haben, dass er nicht durch das Fenster passte, nur um aus der Nähe dieses Busches herauszukommen. Aber lieber nach Leiche riechen als eine Leiche sein. So ignorierte er den Geruch, bis er ihn nicht mehr wahrnahm. Vermutlich, weil er inzwischen genauso roch. Er zuckte im Geiste mit den Schultern. Er wollte schließlich keinen Duftwettbewerb gewinnen.
    In regelmäßigen Abständen klickte Clint während der nächsten Stunden in sein Mikrofon, sein Team antwortete ebenfalls mit Klicks. I-Mac berichtete ein paarmal

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