Riskante Weihnachten
kann ich leben. Mich interessiert nur eins, und das ist bestimmt nicht meine Karriere.«
»Schon verstanden, aber halten Sie sich in Zukunft zurück. Wenn Sie im Bau sind, helfen Sie Ihrem Boss auch nicht.«
Darauf war Mike auch schon selbst gekommen. Er nickte nur unverbindlich.
»Dann viel Erfolg, Oberleutnant.«
Mike verabschiedete sich formell und dachte lieber nicht darüber nach, dass der Hauptmann mit seinen Vorwürfen ins Schwarze getroffen hatte. Vermutlich würde er nie Andis Selbstbeherrschung besitzen, aber der heutige Auftritt war selbst für ihn ungewöhnlich. Tief durchatmend betrat er das Zelt und ließ sich aufs erste Bett fallen. »Wolf, füll unsere Bestände auf. Du kannst dir aus dem Depot alles nehmen, was wir brauchen. Ich will, dass wir in spätestens einer Stunde einsatzbereit sind.« Auch wenn er keine Ahnung hatte, wie sie ohne Heli schnell genug sein sollten. Jede Annäherung mit den Fahrzeugen würde ihre Gegner zu früh warnen.
Mit geschlossenen Augen kämpfte er gegen Übelkeit an, die plötzlich wieder in ihm tobte, und schrak zusammen, als die Matratze sich durchbog. Mühsam zwang er seine Lider auseinander. Neben ihm saß Doc. »Was willst du?«
»Dich zur Vernunft bringen.« Er hielt ihm zwei Tabletten hin. »Ibuprofen. Die schluckst du jetzt sofort. Dann ruhst du dich aus, isst was und trinkst was von dem Elektrolytzeug. Glaubst du, du kannst eine Explosion einfach so wegstecken? Willst du nachher umkippen, wenn wir dich am dringendsten brauchen? Ich rede dir nicht rein, wie du deinen Job machst, also misch du dich nicht in meinen ein. Komm schon, Mike, hör auf mich.«
Misstrauisch musterte Mike die weißen Tabletten. Doc schmunzelte. »Keine Angst, reines Schmerzmittel, du wirst davon nicht noch müder. Ehrenwort. Wie hast du es geschafft, dass sie uns Munition geben?«
»Keine Ahnung, ich dachte eher, ich würde jeden Moment von den Feldjägern abgeführt werden.«
»Na ja, ein Disziplinarverfahren hast du dir eingehandelt, wenn ich das richtig verstanden habe.«
Entschlossen griff Mike nach den Tabletten und würgte sie trocken hinunter. »Das ist mir so was von egal. Solange es uns hilft, Andi zu befreien, können sie mich auch zum Gefreiten degradieren.«
Doc grinste breit. »Das dachte ich mir. Und was hast du jetzt vor?«
»Mir überlegen, wie ich von den Amis einen Hubschrauber bekomme. Ich würde so eine Kiste ja auch klauen, aber leider ist unser Pilot gerade nicht verfügbar.«
Sie wechselten ein grimmiges Lächeln. Andi war ausgebildeter Hubschrauberpilot. Mike setzte sich wieder auf, doch drückte Doc ihn sanft aber bestimmt zurück. »Gönn dir eine halbe Stunde Pause. Ich weck dich.«
Abwehrend wollte Mike den Kopf schütteln, aber sein Körper forderte sein Recht, und ihm fielen die Augen zu.
6
Gähnend wälzte sich Mike auf die Seite und blickte auf seine Armbanduhr. Wenigstens hatte er nicht länger als zwanzig Minuten geschlafen. Aber er musste zugeben, dass er sich deutlich besser fühlte. Es war Zeit, sich eine Taktik zu überlegen, wie er an einen Hubschrauber der Amis herankäme.
Ihm gingen die Worte des Hauptmanns nicht aus dem Kopf. Es gab zwar keinen offiziellen Grund für die Amis, sich einzuklinken, aber mehr als Nein sagen konnten sie nicht. Aber der Reihe nach: Andi war mit Mark, einem amerikanischen SEAL, eng befreundet. Mark einzuschalten würde vielleicht etwas bringen, aber letztlich würde Mark es ohne die Unterstützung des Admirals schwer haben, etwas zu bewegen. Dann konnte Mike sich ebenso gut sofort an den Admiral wenden. Er selbst kannte ihn nur flüchtig, aber er wusste, dass der Amerikaner viel von Andi hielt und indirekt auch dafür gesorgt hatte, dass sie ihren ungeliebten Vorgänger als Teamchef losgeworden waren und Andi den Job bekommen hatte. Allerdings gab es da das nicht ganz unwesentliche Problem, dass Mike nicht wusste, wie er den Admiral erreichen konnte.
»Matz? Hast du Zugriff auf die Seite der US Navy?«
»Kommt drauf an, was du wissen willst.«
»Ich brauche die direkten Durchwahlen für die Anti-Terrorteams der SEALs.«
Matz pfiff leise durch die Zähen. »Das ist dann schon etwas schwieriger. Tust du mir einen Gefallen?«
»Und was?«
»Frag mich das als Kumpel, aber nicht als Vorgesetzter. Wenn ich mich in das System der Amis reinhacke, kann uns das beide den Kopf kosten. Aber ich bin schon dabei.«
Keine zehn Minuten später stieß Matz einen triumphierenden Laut aus. »Wenn du wissen willst, wie
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