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Riskante Weihnachten

Riskante Weihnachten

Titel: Riskante Weihnachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ross
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der Kaffee trotz des überdimensionierten Tannenbaums auf der Keramik wie immer. In der Luft lag eine Mischung aus Tannengrün und Zimt, die Erinnerungen an seine frühste Kindheit weckte.
    Obwohl Andi seine Frau gnadenlos wegen der aufwendigen Dekoration aufzog, genoss er die Verwandlung des Hauses und freute sich auf die Feiertage. Früher war Weihnachten für ihn einfach ein paar freie Tage gewesen, an denen er sich mit Mike zusammen Action-Filme angesehen hatte. Heute stand Weihnachten für Treffen mit Familie und Freunden. Der 24. Dezember gehörte am Nachmittag ihnen drei – oder eher vier, falls Mike sich endlich entschloss, mitzukommen. Sie würden gemütlich Kaffee trinken und ihre Geschenke austauschen. Erst später würde Annas Mutter zum Abendessen kommen. Vielleicht auch Martin und sein Sohn, mit dem Anna zwar nicht verwandt war, der aber dennoch für sie wie ein großer Bruder war. Auch Andi schätzte ihn als guten Freund und war froh, dass er während seiner Auslandsaufenthalte für sie da war.
    Am ersten Weihnachtstag ging dann der Trubel mit einem Brunch bei seinem Bruder Kai richtig los. Die Kinder würden dafür sorgen, dass auf dem Bauernhof statt weihnachtlicher Besinnlichkeit Lärm und Spaß herrschten. Obwohl Andi seine Familie seit der Aussöhnung mit seinem Bruder schätzte, freute er sich doch am meisten auf das mittlerweile traditionelle Treffen am zweiten Weihnachtstag. Dieses Mal würden Anna und er die Gastgeber für eine ungewöhnliche Runde aus einigen Polizisten des Hamburger Landeskriminalamts und SEALs sein. In dieser Gesellschaft brauchte sich niemand wegen seines Berufs zurückhalten. Jeder von ihnen hatte Dinge erlebt, über die er nicht oder nur selten sprach, und dennoch standen sie sich näher als viele Geschwister. Einige von ihnen, er selbst war da keine Ausnahme, waren früher überzeugte Einzelgänger gewesen und hatten erst lernen müssen, Freunden zu vertrauen und bei Bedarf um Hilfe zu bitten. Vielleicht hatten sie Glück und auch Joss, Marks Bruder, wäre zufällig in Deutschland und …
    Laute Stimmen und ein Schmerz, der ihm den Atem nahm, überlagerten die friedlichen Bilder von Weihnachten, seiner Familie und seinen Freunden. Nur langsam sickerte die Realität in Andis Bewusstsein, dann kehrte auf einen Schlag die Erinnerung zurück, und er wusste, wo er sich befand. Nur mit Mühe unterdrückte er ein frustriertes Stöhnen. Das Stechen in seiner Seite wurde übermächtig und verdrängte endgültig jedes Bild, das ihm während der Bewusstlosigkeit eine andere Welt vorgespiegelt hatte. Mit geschlossenen Augen kämpfte er dagegen an, seinen Schmerz herauszuschreien, und versuchte den Sinn der auf Pashtu geführten Unterhaltung zu verstehen. Sein Wortschatz war zu gering, und die Beteiligten sprachen zu schnell. Wenigstens hatte er eine Stimme identifiziert: Joss. Der Amerikaner redete zunächst eher bittend, dann aufgebracht auf zwei andere Männer ein. Andi öffnete die Lider einen Spalt. Verdammt, er selbst stand im Mittelpunkt des Interesses. Drei Männer blickten auf ihn herab, die zwei Afghanen gleichgültig, Joss unverkennbar besorgt.
    Die Afghanen wandten sich nun ab. Joss schickte ihnen einen Fluch hinterher, den Andi auch ohne Sprachkenntnisse verstand.
    »Meinst du nicht, du solltest ein bisschen zurückhaltender sein?«
    Joss kniete sich neben ihm hin. »Keine Ahnung, uns läuft die Zeit weg. Wir müssen hier raus. Deine Verletzung blutet immer noch, und ich bekomme das nicht gestoppt. Eine Nacht in diesem kalten Verschlag überlebst du nicht. Das habe ich ihnen klargemacht. Aber entweder haben sie wirklich keine medizinische Ausrüstung, oder sie rücken das Zeug nicht raus.«
    Andi wollte Joss’ Einschätzung lässig abtun, aber dann wurde ihm bewusst, wie großflächig sein Tarnanzug bereits blutverkrustet war, und er schwieg. Es sah tatsächlich nicht gut aus. Er hatte schon vor langer Zeit akzeptiert, dass er von einem Einsatz nicht zurückkehren würde. Angst vor dem Tod hatte er nicht. Aber der Gedanke an Anna und Charlie verursachte einen Schmerz in seinem Inneren, der seine Verletzung in den Schatten stellte. Sie alleine zurückzulassen war ebenso unerträglich wie die Vorstellung, sie nie wiederzusehen. Das durfte einfach nicht geschehen, es musste einen Ausweg geben. »Hast du irgendeine Idee?«
    »Nur einen groben Plan. Wenn es drauf ankommt, werde ich mit den beiden fertig. Die Mauer ist stabil genug, um einem Beschuss standzuhalten. Wir

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