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Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Titel: Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jockel Tschiersch
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spielte weiter, ohne auf die Gemeinheiten näher einzugehen. Das brachte den schönen Bene aber nur noch mehr in Rage.
    »Stinkt doch sowieso alles zum Himmel wie eine Kuh aus dem A rschloch: der Zwerger und Konkurs! Der bescheißt das Finanzamt seit zehn Jahren, der muss doch ersaufen in seinem Geld! Der kann überhaupt nicht pleite sein, das blöde A rschloch von einem dahergelaufenen Kemptner A uto-Verkäuferle! Das täte mich mal interessieren, was der da wieder gedreht hat! Und die feine Frau Zieschke hat ihm wahrscheinlich noch geholfen dabei!«
    »Du bist immer noch sauer wegen der Rita, oder?«
    »Schwätz keinen Scheiß daher, Fricker! Die ist mir doch so was von scheißegal, diese Frau Zieschke! Die soll doch rummachen, mit wem sie will, die Krampfhenne, die blöde! Die kann gleich wieder zurückgehen in die Ostzone, wo sie herkommt! Die hat doch irgendeinen, so was riech ich drei Kilometer gegen den W ind! Ich kenn die W eiber, das sag ich dir! Das ist eine, die wo’s braucht, aber g’scheit und dreimal am T ag! Die zieh ich schon irgendwann noch einmal hinters Gebüsch, des versprech ich dir!«
    Bene musste kurz Luft holen und füllte noch etwas Obstler nach.
    »Und das mit dem Konkurs, das kann der Zwerger erzählen, wem er will, aber nicht mir! A ber das verstehst du ja nicht, Fricker! Du bist und bleibst halt ein Depp! Der größte Depp von ganz Ratzisried!«
    Ewald schüttelte den Kopf.
    »Wenn einer halt nicht so eine laute Gosch’ hat wie du, dann ist der bloß deswegen noch lang kein Depp.«
    »Weißt du was: Hock dich doch auf deiner Fiat-Allis aufn Marktplatz und wart, dass die W eiber vorbeikommen! Oder leg dich gleich untern Zug, mitsamt deiner Ziehharmonika und deiner g’störten Mutter! Bist und bleibst ein Depp.«
    Mit einem gezielten W urf schleuderte Bene die leere Obstlerflasche an die Dieselsäule, wo sie scheppernd in tausend Scherben zerbrach. Dann wankte er fluchend zu seinem verspoilerten Honda prelude, ließ den Motor aufheulen und raste mit durchdrehenden Reifen über den Kies davon.
    »Ich bin kein Depp«, sagte Ewald leise zu Schorsch, als der Bene mit seinem Honda hinter der Kurve verschwunden war. Schorsch nickte nur stumm und kam sich selber vor wie der größte Depp beim Gedanken daran, wie er seinem Mädle beibringen sollte, dass er gerade seinen Job verloren hatte.
    Ewald Fricker quälte im Moment jedoch eine ganz andere Sorge.
    »Wie kommen wir da jetzt rauf zu der Meisterschaft, wenn wir den T ieflader vom Zwerger nicht kriegen?«
    Schorsch zuckte nur mit den Schultern. Er brachte es einfach nicht übers Herz, dem Ewald jetzt auch noch zu sagen, dass das ganze Gerede von der Meisterschaft nur ein Hirngespinst war, um sich wieder mal auf Ewalds Kosten lustig zu machen.
    »Wie machen wir denn das jetzt, Schorsch?«
    Schorsch druckste kleinlaut herum.
    »Mei, Ewald, die Meisterschaft … ich glaub, die können wir eh vergessen …«
    »Das ist richtig weit da ’nauf, oder?«
    »Ja, schon.«
    »Richtig weit oder saumäßig weit?«
    »Saumäßig weit, Ewald. A ber …«
    »Saumäßig weit droben, oder?«
    »Genau. Saumäßig weit droben. V ergiss es einfach. Und ich muss jetzt heim.«
    Mühsam stand Schorsch auf, klopfte dem Ewald noch einmal zum A bschied auf die Schulter und schlich gesenkten Hauptes davon in die Nacht, quer durch den W ald hinüber in das Neubaugebiet von Ratzisried, wo seine Freundin im halbfertigen Einfamilien-Fertighaus auf ihn wartete.
    Ewald blieb auf der Raupe sitzen und spielte noch ein paar T onleitern. Dann nahm er das A kkordeon ab und verstaute es im Koffer. »Saumäßig weit droben«, sagte er ein paarmal leise vor sich hin, stieg von der Raupe und hängte die Zapfpistole in den T ankstutzen. Er ging hinüber zum W erkzeugschuppen und holte die Gummiketten für die Fiat-Allis, denn die brauchte man, wenn man auf der Straße fahren wollte. Den T ank machte er randvoll, bis zum letzten T ropfen, und füllte auch noch vier 20-l-Blechkanister mit Diesel. Er hoffte, das würde reichen, aber Rechnen war nie seine Stärke gewesen.
    Zwerger bemerkte davon nichts, in seinem Büro brannte nur die batteriebetriebene W erkstattlampe als intime Notbeleuchtung, die V orhänge waren zugezogen. Rita saß auf dem Besucherstuhl und stützte sich mit den Händen auf den Knien auf. Zwerger hatte sich mit dem Hintern breit auf seinen Schreibtisch gehockt, rauchte eine Zigarre und wirkte glücklich wie ein V ertreter, der soeben drei Haftpflichtversicherungen

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