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Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Titel: Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jockel Tschiersch
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heraus, um es dem Sepp nicht zu schwer zu machen. Stehen blieb er natürlich nicht, er wollte ja weiter.
    »Und? Hast wieder gewonnen, Ewald?«
    Kreitmeir lachte mit seinem wettergegerbten Langläufergesicht, das immer braun gebrannt war, weil er im Sommer auch gern mal hochalpine Skitouren machte. Fricker nickte stumm, dazu gab es nichts weiter groß zu sagen.
    Pedro Garcia beugte sich zum linken Fenster herüber.
    »Und jetzt fährst du noch eine Ehrenrunde oder was?«
    Ewald schüttelte den Kopf.
    »Ich fahr geschwind rauf an die Ostsee.«
    Sepp Kreitmeir lachte wieder. Seine weißen Zähne bildeten selbst im Mondlicht einen erstaunlichen Kontrast zu seiner gesunden Bräune. Der Sepp war schon ein A llgäuer Prachtkerl von einem Polizisten.
    »An die Ostsee. Soso, Ewald. Deswegen auch die Kanister.«
    »Eben. Das ist nämlich saumäßig weit droben.«
    Als Polizist hatte Sepp die fünf Kanister auf der Raupe natürlich sofort entdeckt. V ielleicht hätte er doch zur Kriminalpolizei gehen sollen, aber da wäre er nicht so viel an der frischen Luft gewesen. Die Polizisten wechselten einen schnellen Blick, Pedro beugte sich noch ein Stück weiter aus dem Fenster und lag jetzt direkt über seinem Kollegen Kreitmeir.
    »Bueno, Ewald: Dann fährst jetzt noch ein kleines Stück, und hinterher bringst das Ding wieder heim, gell?«
    Ewald nickte. W enigstens kamen sie nicht auf die Idee, nach irgendwelchen Papieren zu fragen, wie Polizisten das gern machten, denn mit Papieren hatte es Ewald gar nicht.
    »Logisch, ich stell dem Zwerger die Raupe wieder auf den Hof, auf’m Rückweg dann, schon klar.«
    »Aber nicht wieder auf’n Marktplatz fahren, gell!«
    Der Kreitmeir Sepp lachte und trat auf die Bremse, wodurch der Streifenaudi stehen blieb und die Raupe sich vom Polizeiwagen entfernte, genau von den Bergen weg, auf die der Sepp und der Pedro jetzt zufuhren, wieder im V orwärtsgang. Und Ewald war froh, dass er auch wieder alleine auf der Straße war.
    Wenn da jetzt ein W agen entgegengekommen wäre, hätte es ganz schön gekracht, dachte er und gab wieder Gas, er hatte noch eine ziemliche Strecke vor sich. Da konnten der Kreitmeir und der Pedro denken von ihm, was sie wollten, Ewald hörte es sowieso nicht.
    »Ostsee … Dem fällt auch immer ein Zeug ein …«
    »Hat der überhaupts einen Führerschein?«
    »Ist doch grad egal. Lass ihm doch die Freud, dass er die Polizei verarscht hat.«
    »Hat der eigentlich keine Freundin?«
    »Fahr zurück und frag ihn.«
    Sepp und Pedro lachten. Sollte Fricker doch mit seinem Ungetüm noch ein bissel herumfahren, die Beleuchtung war vorschriftsmäßig. Die beiden waren froh, dass sie sich in dieser Mondnacht um keine ernsthaften Straftaten kümmern mussten.
    Die leere Dom-Perignon-Flasche stand auf dem Schreibtisch neben dem Fach für offene Rechnungen, die W erkstattlampe flackerte. Rita zog sich das Kleid wieder glatt, so gut es ging über dem schwarzen Bodystocking von W olford, der so geschnitten war, dass er die Hinterbacken komplett frei ließ. Zwerger hatte den Dessous-Strampelanzug aus der Schreibtischschublade gezogen, sogar hübsch verpackt, sein Geschenk zur Feier des Konkurses sozusagen. Das Ding war aus echter Seide und musste eine Menge Geld gekostet haben, aber so wie Rita ihren Karl kannte, hatte er es beim Fabrikverkauf der Firma W olford im vorarlbergischen Lustenau besorgt. Der Stoff fühlte sich gut an, immerhin, und wahrscheinlich sah ihr Hintern da drin schön sündig aus, aber die Paketschnur im Hintern nervte sie. Rita hatte noch nie verstanden, was man im W esten so aufregend an nuttiger W äsche fand, und im Osten mittlerweile auch. Zuhause würde sie das Ding ausziehen, es in den W äschekorb werfen und erst mal dort vergessen. Den halben Schrank hatte sie voll mit solchen Geschenken: Ihre Liebhaber deckten sie in rührender Regelmäßigkeit mit Dessous ein.
    Aber abgesehen von seinem Standardpräsent war Karl Zwerger heute A bend geradezu über sich hinausgewachsen. Sein getürkter Konkurs schien seiner Libido einen Nachbrenner verpasst zu haben, er hatte sich in dem verdunkelten Büro quasi in Ekstase gevögelt, und als bei dem Getümmel die W erkstattlampe zu Boden gegangen und ein Leitzordner aus dem Schrank gefallen war, hatte ihn das nur noch wilder gemacht.
    Auch Rita war die Lustaufwallung im Büro gerade recht gekommen, auch sie war von Höhepunkt zu Höhepunkt getaumelt. Und hatte nicht dran denken müssen, was Zwergers plötzliche Insolvenz

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