Ritter des dunklen Rufes
Wahrheit nicht mehr so wie einst. Wollt Ihr nicht doch den Krug mit mir teilen?«
»Danke, nein. Wir werden Euch jedoch um Euer Pferd und Eure Börse erleichtern.«
»Ich wünschte, Ihr würdet das nicht versuchen. Wir kennen uns zwar erst kurze Zeit, aber ich mag Euch.«
»Tötet ihn«, sagte der Mann, und die anderen drei zogen ihre Messer und stürmten vor, während ihr Anführer auf den Hengst zuging. Der Einstige Ritter holte aus dem Handgelenk aus, das Langschwert sang, als es auffuhr, Sonnenlicht funkelte auf der Klinge. Der erste versuchte, in seinem Angriff innezuhalten, aber es war zu spät, das Schwert schlitzte ihm die Kehle auf, ehe es sein Schulterblatt zerschmetterte und eine große Wunde bis hinunter zu seinen Lungen öffnete. Er war tot, noch ehe er auf dem Boden aufschlug. Die Klinge kam frei und fuhr zurück in einem Hieb, der den Bauch des zweiten Mannes bis zum Rückgrat durchdrang, nur er hatte noch Zeit zu schreien. Der Junge hatte den Ritter umkreist und sprang jetzt mit gezücktem Messer nach vorn. Ohne sich umzudrehen, fiel der Einstige Ritter auf ein Knie und drehte dabei sein Schwert so, dass die Klinge sich zwischen seinem rechten Arm und seiner Seite befand. Der Junge sah die Gefahr erst, als er schon fast auf dem knienden Mann war, und das Schwert drang in seine Brust und durchstach sein Herz.
Der Einstige Ritter zog sein Schwert heraus und stand auf. In den wenigen Sekunden, die der Kampf gedauert hatte, war der Anführer der Räuber zu Kuan gegangen und hatte nach den Zügeln gegriffen. Der Hengst stieg auf die Hinterhand, seine Vorderhufe krachten in das Gesicht des Diebes, so dass er zurücktaumelte und schwer stürzte. Ein Schatten fiel auf ihn, und er blickte auf.
»Das war dumm, und deine Freunde haben dafür bezahlt.«
Der Mann rollte sich auf die Knie, die Augen ungläubig aufgerissen, als er die Toten sah.
»Mein Sohn!« schrie er und kroch auf den Jungen zu. »Du hast meinen Sohn umgebracht!« Einige Sekunden lang wiegte er den Toten, dann stand er auf und zog sein Messer. Der Einstige Ritter sagte nichts, denn er wusste, dass Worte ihn nicht von seinem Vorhaben abbringen konnten. Mit einem durchdringenden Schrei stürzte der Räuber sich auf ihn.
Das Langschwert sang …
Wieder nüchtern, kletterte der Einstige Ritter in den Sattel. »Komm, Kuan, hier ist es nicht mehr schön.«
Seit jenem Tag hatte er Städte gemieden, Siedlungen und selbst einsame Gehöfte, bis er das Herzogtum Mactha erreicht hatte. Wenn Ollathair irgendwo war, dann hier, in seiner Heimat. Der Einstige Ritter zog sein Schwert und betrachtete den Rubin im Schwertknauf. »Ollathair«, flüsterte er. Das Juwel schimmerte auf und verdunkelte sich, in seinem Innern formte sich ein Bild: Dort, an einem Brunnen, stand der Waffenmeister. Entsetzt sah er, dass bewaffnete Männer auf ihn zukamen, ihre Schwerter funkelten hell im Sonnenlicht.
»Nein!« schrie der Einstige Ritter. Doch das Bild verblasste vor seinen Augen.
Der Einstige Ritter holte aus dem Handgelenk aus,
das Langschwert sang, als es auffuhr,
Sonnenlicht funkelte auf der Klinge.
Errin kletterte aus dem Bad und wickelte sich in das dicke Gewand, das Ubadai für ihn bereithielt. Sein Körper glühte von dem heißen Wasser, und so ging er ans Fenster, um die frische Nachtluft zu spüren. Ubadai schenkte ihm einen Kelch mit Wasser verdünnten Weines ein und reichte ihn seinem Herrn, doch Errin winkte ab.
»Heute Abend trinke ich nicht«, sagte er.
»Etwas beunruhigt dich, Herr?«
»Warum bleibst du in meinem Dienst, Ubadai? Ich habe dich vor zwei Jahren freigelassen, und du kannst gehen, wohin du willst – zurück in die Steppen, über das Meer nach Cithaeron oder nach Osten. Warum bleibst du?«
Ubadai zuckte die Achseln, seine dunklen, schrägstehenden Augen verrieten nichts über seine Gefühle. »Du solltest trinken. Sehr viel trinken. Vielleicht bis zum umfallen.«
»Ich glaube nicht. Geh. Lass mich allein.«
Errin sah zu, wie der Nomade auf dem Absatz kehrtmachte und den Raum verließ. Er blickte auf den Wein hinunter und erschauerte. Nachdem er das Fenster geschlossen hatte, ging er zur anderen Seite des Raums hinüber, wo in einem steinernen Kamin ein Holzfeuer prasselte. Er zog sich einen schweren Stuhl ans Feuer, setzte sich und starrte in die Flammen.
Die Begegnung mit dem Hohen Seher, Okessa, verfolgte ihn – sie kehrte immer wieder zwanghaft in seine Gedanken zurück. Er hatte den Mann nie gemocht, der mit dem
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