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Ritter des dunklen Rufes

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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einer Weste aus Wolfspelz. »Kennst du das Geschenk? Ja, du, das Schwein im Wolfspelz!« Gelächter brandete auf, und der Mann wurde rot und griff nach dem Dolch in seinem Gürtel. Nuada wirbelte herum und deutete auf einen anderen Mann. »Was ist mit dir? Kennst du das Geschenk?« Der Mann schüttelte den Kopf. »Dann werde ich davon erzählen. Wenn ein Held stirbt, geht seine Seele auf Wanderschaft wird von Geschichtenerzählern und Dichtern hierhin und dorthin gerufen. Wenn sie vor einer Menschenmenge – selbst vor einem solchen Haufen armseliger Gestalten, wie sie hier versammelt sind – sprechen, dann erscheint seine Seele in ihrer Mitte. Das ist Magie! Das ist eine Art von Zauber, die kein Hexenmeister hervorbringen kann. Und warum hat dieses Geschenk zwei Seiten?
    Weil dieser Held mitten unter euch steht und sehen muss, dass euch seine Taten nicht kümmern. Sie sind weniger als Schatten.
    Dort beim Feuer steht Petric, der größte aller Krieger und edelste aller Männer. Er hat gegen das Böse gekämpft und stand für etwas, das größer war als Ruhm. Und was sieht er nun, wenn er sich umschaut? Kichernde Nichtstuer, Ausreißer und Wüstlinge. Ein solcher Mann hat weit Besseres verdient.«
    Llaw Gyffes blickte nervös zum Feuer hinüber, konnte außer den tanzenden Flammen jedoch nichts sehen. Doch in der Halle herrschte jetzt Stille, und der Dichter ließ diese Stille für einige Augenblicke im Raum stehen, dann sprach er mit leiserer Stimme weiter.
    »Es war an der Schwelle zu einem anderen Zeitalter«, begann Nuada, »als Petric den Wald verließ. Er war hochgewachsen …«
    Llaw lauschte, als die vertraute Sage sich vor ihm entfaltete. Kein Laut unterbrach die Erzählung, und Nuada wob mit seiner Magie einen Bann um sie alle. Als sich die Geschichte ihrem Ende näherte, als er von Verrat sprach und von seiner Tapferkeit, als Petric am Pass der Seelen erschlagen wurde, ruhten aller Augen auf dem Dichter. Doch er beendete die Sage noch nicht dort, wo die geflügelten Dämonen sich um den Leichnam scharen. Er sprach davon, wie sich Petrics Kriegerseele aus dem erschlagenen Körper erhob und ihren Kampf an einem geisterhaften Himmel fortsetzte – ihr Schwert eine Klinge aus Mondschein, ihre Augen zwei funkelnde Sterne. Als Nuadas Stimme schließlich verebbte, erhob sich donnernder Beifall.
    Eine Stunde lang erzählte er von alten Helden, und er endete mit der Geschichte von den Rittern der Gabala und ihrer Reise, um das Wesen des Bösen zu überwältigen. Gegen seinen Willen spürte Llaw, wie sein Zynismus angesichts der Beredsamkeit des Dichters schwand, und er klatschte genauso laut wie die anderen, als die Geschichten endeten.
    Der Wirt brachte Nuada einen Krug Bier, den er auf einen Zug leerte. Dann bat er um einen Stuhl und setzte sich an den Tisch, um auf die Fragen zu warten.
    Die Männer scharten sich um ihn und fragten nach den Geschehnissen draußen in der Welt. Er erzählte ihnen von den Säuberungsaktionen in der Hauptstadt, dass die nomadischen Händler gejagt würden wie Ratten, von steigenden Preisen und Nahrungsmittelknappheit im Norden. Er sprach von dem Großen Rennen und dem Hengst Ulan, einem riesigen Grauen, der die besten Pferde des Reiches besiegt hatte.
    Schließlich verließ er den Tisch und gesellte sich wieder zu Llaw Gyffes.
    »Du hast Talent«, meinte der Gesetzlose. »War Petric wirklich hier?«
    Nuada lächelte. »Er war hier, wenn du seine Gegenwart gespürt hast.«
    »Wie kommt es, dass ein Mann mit deinen Fähigkeiten an einem Ort wie diesem zu finden ist? Du solltest reich sein und in einem Palast leben.«
    Nuada zuckte die Schultern, seine violetten Augen wurden schmal. »Ich habe in einem Palast gelebt. Ich habe von goldenen Tellern gegessen.« Er berührte sein blaues Seidenhemd. »Einst hätte ich dieses Hemd nur einen Tag getragen und es danach einem Sklaven geschenkt oder es ins Feuer geworfen.«
    Llaw grinste. »Willst du mir jetzt erzählen, dass all dies nichts war im Vergleich zu dem freien Leben im Wald?«
    »Ganz bestimmt nicht. Sieh mich an! Was siehst du?«
    »Du siehst ganz gut aus, mit den langen, dunklen Haaren und diesen komischen Augen. Was gibt es noch zu sehen?«
    »Ich bin Nomade. Mein Vater war einer der reichsten Kaufleute in Furbolg.«
    Llaw nickte. »Ich verstehe. Man hat dir alles genommen.«
    »Schlimmer als das. Meine Familie wurde umgebracht. Ich war nicht zu Hause, als die Soldaten kamen, sondern war bei … einer Freundin. Sie hat mich aus

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