Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ritter des dunklen Rufes

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
rasierten Schädel und der krummen Nase an einen Geier erinnerte. Seine Augen schienen immer boshaft zu funkeln. Nein, Errin mochte Okessa nicht.
    »Es kommt selten vor, dass Ihr Euch die Zeit nehmt, mich aufzusuchen«, hatte der Seher bemerkt, als Errin sein Studierzimmer betrat.
    »Unsere Pfade kreuzen sich nicht oft«, erwiderte Errin mit einem Blick auf die Regale und die darin gesammelten Bücher. »Ihr habt einige interessante Bücher. Würdet Ihr mir vielleicht ein paar leihen?«
    »Selbstverständlich, Graf. Ich wusste nicht, dass Ihr Euch mit toten Sprachen auskennt.«
    »Das tue ich auch nicht.«
    »Dann sind die Bücher für Euch leider wertlos. Vielleicht kann ich Euch helfen?«
    Errin setzte sich in einen hochlehnigen Sessel gegenüber dem Hohen Seher, der seinen Federkiel auf den Schreibtisch legte und das Buch, an dem er gerade gearbeitet hatte, beiseite schob.
    »Ich bin gekommen, um Euren Rat einzuholen. Ein Jugendlicher – ein Ausreißer – hat ein Wort gerufen. Ich glaube, es war eine Art Zauberspruch, denn er rannte danach erheblich schneller. Ich habe ihn verwundet, doch er entkam in den Großen Wald.«
    »Und das Wort?«
    »Ollathair.«
    »Seid Ihr sicher?«
    »Mein Diener Ubadai hörte es auch. Was bedeutet es?«
    Okessa lehnte sich zurück und fuhr sich mit dem Zeigefinger der rechten Hand über die lange Nase, die blassen Augen fixierten Errin.
    »Ein toter Zauberer – er hat den Namen eines toten Zauberers gerufen. Und Ihr seid ganz sicher, dass seine Schnelligkeit zunahm? Könnte es nicht sein, dass die Angst ihn angespornt hat?«
    »Es ist natürlich möglich, aber nur schwerlich. Ich habe nie einen Mann schneller laufen gesehen, und wie Ihr wisst, war ich letzten Herbst in Furbolg Meister der Spiele. Nein, ich glaube, es war ein Wort der Macht. Ist das möglich?«
    »Alles ist möglich, Graf Errin. Manche … Artefakte … Ollathairs gibt es immer noch, wie ich glaube. Der König jenseits von Cithaeron besitzt einen goldenen Falken, und König Ahak ist im Besitz eines gabalanischen Schwertes, das alles durchdringt, selbst Stahl. Aber diese Dinge sind überaus kostbar. Wie sollte ein entlaufener Sklave an einen solchen Gegenstand gelangen?«
    Okessa stand auf, ging zu den Regalen hinüber und zog einen ledergebundenen Band heraus. Er kehrte zu seinem Sessel zurück, öffnete das Buch und blätterte behutsam die Seiten um.
    »Ollathair«, sagte er schließlich. »Ja, hier ist es. Der Sohn Calibals, fünfzehnter Waffenmeister der Ritter der Gabala.
    1157 ging Ollathair im Alter von dreizehn Jahren bei seinem Vater in die Lehre. 1170 folgte er seinem Vater nach, da war er also sechsundzwanzig. 1190 verschwanden die Ritter aus der Geschichte, und wir haben nichts weiter als Legenden, von denen die dauerhafteste lautet, dass sie in die Hölle ritten, um das Wesen allen Übels zu vernichten. Ollathair wurde im Jahr darauf als Verräter gefangen genommen und in den Kerkern von Furbolg hingerichtet. Hier ist auch eine kurze Beschreibung seiner Verhandlung. Nein, ich glaube nicht, dass Ihr den Jungen richtig verstanden habt.«
    »Könnte es denn noch einen anderen Ollathair geben?« fragte Errin.
    »Wenn das der Fall wäre, Graf, seid versichert, dass ich davon gehört hätte. Sonst noch etwas?«
    »Nein, Hoher Seher, aber ich danke Euch für Eure Zeit und Mühe«, antwortete Errin, sich erhebend.
    »Bitte, geht noch nicht so bald, es gibt noch eine Angelegenheit, die ich gern mit Euch besprechen möchte.« Errin setzte sich wieder. »Es geht um Euren Haushalt, Graf. Ihr habt sechs Nomaden-Diener, ist das richtig?«
    »Ja, und alle sind loyal, sowohl mir als auch der Krone gegenüber.«
    »Die Krone sieht das anders. Der König wird bald ein Edikt erlassen, dass alle Nomaden in Gewahrsam genommen und nach Garaden geschickt werden.«
    »Das ist eine Wüste!«
    »Ihr stellt die Wünsche Eures Königs in Frage?« fragte Okessa sanft.
    »Es steht mir nicht zu, die Entscheidungen meines Souveräns in Frage zu stellen; das war lediglich eine Feststellung. Trotzdem, die Nomaden in meinem Haushalt sind keine Sklaven und können gehen, wohin sie wollen.«
    »O nein«, erwiderte Okessa lächelnd. »Kein Nomade genießt mehr Bürgerrechte, alle stehen unter dem ausdrücklichen Befehl des Königs, sich in Garaden zu sammeln. Wer nicht gehorcht, wird gejagt und erschlagen, ihre gesamte Habe wird von der Krone oder ihren Agenten beschlagnahmt. In Mactha wird dieser Agent natürlich der Herzog sein.«
    »Und

Weitere Kostenlose Bücher