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Ritter des dunklen Rufes

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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überflutete ihn fast, doch er erhob sich darüber und suchte nach dem Weiß. Die Farben schimmerten, vergingen … das Weiß war ein schmales Band, doch er hielt daran fest und fand Ruhe.
    Sein Auge öffnete sich. Mit einem gekrümmten Messer ritzte er seinen Daumen an und ließ einen einzelnen Blutstropfen auf die Platte fallen. Als er das Ebenholz berührte, verschwand er, und aus der schwarzen Platte wurde ein silberner Spiegel, aus dem ihm sein Ebenbild anstarrte.
    »Ollathair«, sagte er. Nebel verdeckte sein Bild und klarte dann auf, als ob ein geisterhafter Wind wehte, und Ruad blickte nun auf den Großen Saal in Furbolg hinunter. Der König saß auf seinem Thron, und um ihn herum standen acht Ritter in roter Rüstung. Ruad konzentrierte sich stärker, das Bild kam noch näher.
    Die Rüstung der Ritter war fremdartig, wies aber doch Ähnlichkeit mit jenen auf, die er für die Gabala entworfen hatte. Die Helme waren rund, die Halsringe überlappend. Die Schulterstücke waren perfekt angepasst, hatten jedoch einen hohen Kragen, der den Nacken vor Hieben schützte.
    Als er seine Beobachtung fortsetzte, fuhr der größte der Ritter plötzlich herum und warf den Kopf zurück. Durch das Visier sah Ruad ein Paar blutroter Augen, die ihn anstarrten. Das Schwert des Ritters zuckte hoch … Ruad stürzte sich von seinem Stuhl, als die Platte explodierte und Fetzen von brennendem Metall durch die Luft schwirrten. Einer schlug in den Türrahmen ein, der Feuer fing, während sich Ruad zitternd erhob. Der Geruch von brennendem Holz hing in der Luft. Tief atmend und sich langsam beruhigend, ging er im Raum umher und sammelte die glühenden Teile auf.
    Als er fertig war, setzte er sich wieder. Gwydion trat ein.
    »Ich habe Angst zu fragen«, sagte der alte Mann, »aber ich muss. Was hast du herausgefunden?«
    »Übel«, sagte Ruad. »Und es kommt noch schlimmer, viel schlimmer.«
    »Kann man es aufhalten?«
    »Nicht jemand wie du oder ich.«
    »Dann muss es in der Tat furchtbar sein, wenn Ollathair machtlos dagegen ist.«
    Ruad lächelte. »Ich bin nicht machtlos, mein Freund. Ich bin nur nicht mächtig genug.«
    »Gibt es irgendeine Kraft auf der Welt, die dir genügend Macht verleihen könnte?«
    »Die Ritter der Gabala«, antwortete Ruad.
    »Aber sie sind fort.«
    »Genau. Und ich habe die einzige Waffe preisgegeben, die ich besaß.«
    »Welche Waffe?« fragte Gwydion.
    »Verborgenheit. Sie wissen, wer ich bin. Schlimmer noch, sie wissen, wo ich bin.«
    Gegen Mitternacht wurde Ruad in seinem Stuhl unruhig. Er konnte Gwydion im Hinterzimmer schnarchen hören, draußen rüttelte der Herbstwind an den Fensterläden. Er erinnerte sich nicht, eingeschlafen zu sein, aber er war erfrischt aufgewacht, und jetzt reckte er sich und stand auf. Das Feuer erlosch allmählich. Er dachte an den alten Mann, der die Kälte nicht mehr vertrug. Er ging hinaus zum Holzschuppen und holte einen Armvoll Scheite. Die Nacht war kalt und, bis auf den klagenden Wind, ruhig. Noch dreimal holte er Holz und richtete das Feuer so, dass es auch in der Morgendämmerung noch warm sein würde.
    Jetzt völlig wach, schlenderte er zum Brunnen hinaus. Gerade als er den Eimer hinablassen wollte, sah er aus dem Augenwinkel heraus einen sich bewegenden Schatten zu seiner Linken. Er blieb stocksteif stehen, ohne auch nur den Kopf zu wenden. Dann setzte er sich auf den Brunnenrand und wartete.
    Sie stürmten heran, sieben Schwertkämpfer, die das Wappen des Herzogs trugen – einen schwarzen Raben mit ausgebreiteten Flügeln auf grünem Grund.
    »Ich brauche euch!« brüllte Ruad. Von der Rückseite des Hauses war splitterndes Holz zu hören, und drei goldene Gestalten sprangen in den Hof. Sie sahen aus wie Hunde, waren jedoch größer als Löwen. Sie rannten zu Ruad und stellten sich den bewaffneten Männern entgegen – mit aufgerissenen Mäulern, in denen stählerne Zähne im Mondlicht glitzerten.
    »Ich wünsche euch einen guten Abend«, sagte Ruad zu den Soldaten.
    Sie standen völlig still und blickten auf ihren Führer, einen schlanken, jungen Mann mit einem Langschwert. Er leckte sich nervös die Lippen und riss sich mühsam vom Anblick der goldenen Hunde los. »Guten Abend, Handwerker. Man hat uns geschickt, um dich nach Mactha zu geleiten.«
    »Zu welchem Zweck?«
    »Der Hohe Seher, Okessa, hat dein Erscheinen befohlen. Ich kenne seine Gründe nicht.«
    »Aber er hat euch beauftragt, mitten in der Nacht zu kommen? Bewaffnet und kampfbereit?«
    »Er

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