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Ritter des dunklen Rufes

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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und habe zum Schwarz Zuflucht genommen, doch selbst das verblasst.«
    Der alte Mann schauderte, als ein kalter Windstoß durch die offene Tür hereinfuhr. »Mach Feuer, Ruad. Diese alten Knochen vertragen keine Kälte mehr.«
    Ruad nahm einen dicken Ast aus der Feuerstelle und fuhr mit den Fingern daran entlang. Sofort sprang eine Flamme aus dem Holz, und er warf den Ast auf den vorbereiteten Zunder. »Das Rot hat natürlich immer noch seinen Nutzen«, sagte er und legte Holz nach.
    Gwydion grinste. »Nicht zum Heilen, durch das ich mein mageres Einkommen erziele.«
    Ruad schloss die Tür und zog zwei Stühle ans Feuer. Gwydion setzte sich und hielt die Hände über die tanzenden Flammen, Ruad setzte sich neben ihn.
    »Du bleibst natürlich über Nacht? Du bist herzlich willkommen.«
    »Danke«, nahm Gwydion die Einladung an.
    »Was hast du sonst für Neuigkeiten?«
    Der Heiler schauderte. »Keine guten, fürchte ich. Ein Reisender aus Furbolg erzählte, dass die Stadt im Würgegriff des Schreckens liegt – ein Mörder geht um. Bislang hat man die Leichen von elf jungen Frauen und fünf jungen Männern gefunden. Der König hat versprochen, den Mörder zur Strecke zu bringen, aber bis jetzt ohne jeden Erfolg. Darüber hinaus gibt es Gerüchte, die die Nomaden betreffen. Mehr als tausend wurden nach Garaden gebracht, an einen Ort, der als Siedlung beschrieben wird. Ich habe es aus guter Quelle …« Gwydion fröstelte. »Seltsam, dass mich ein Feuer nicht mehr so wärmt wie früher. Glaubst du, dass ich bald sterben werde, Ruad?«
    »Ich bin kein Seher, mein Freund«, antwortete Ruad sanft. »Du sprachst gerade von den Nomaden?«
    »In der Nähe der Berge gibt es eine große Grube. Man erzählte mir, dass dort Tausende von Leichen liegen und noch Platz für viele tausend weitere ist.«
    »Das kann nicht sein«, wisperte Ruad. »Wo bleibt da die Logik? Wer könnte etwas bei einem derartigen Gemetzel gewinnen?«
    Gwydion schwieg einen Moment, dann wandte er sich dem Handwerker zu. »Der König hat bekannt gegeben, dass die Nomaden ein unreines Volk sind, das sie die Reinheit des Reiches verderben. Er macht sie für alle Übel verantwortlich. Hast du von dem Edlen Kester gehört?«
    »Ich habe ihn einmal kennen gelernt, ein reizbarer alter Mann.«
    »Hingerichtet«, sagte Gwydion. »Sein Großvater hatte eine Nomadenprinzessin geheiratet.«
    »Das habe ich noch nie gehört. Gibt es denn keinen Widerstand gegen den König?«
    »Gab es«, antwortete Gwydion. »Der Streiter des Königs, der Ritter Elodan, hat den Dienst quittiert. Er ist für Kester eingestanden und forderte das alte Recht ein, für dessen Ehre streiten zu dürfen. Der König willigte ein, was jeden überraschte, denn im ganzen Königreich gab es keinen besseren Schwertkämpfer als Elodan.
    Eine große Menschenmenge versammelte sich zum Kampf auf den Turnierplätzen vor der Stadt. Der König sah nicht zu, aber seine neuen Ritter waren da, und einer von ihnen trat vor, um gegen Elodan zu kämpfen. Der Kampf war heftig, aber alle, die ihn sahen – so wurde mir berichtet – erkannten auf der Stelle, dass Elodan gegen diesen neuen Kämpfer nicht die geringsten Aussichten hatte. Das Ende war brutal. Elodans Schwert wurde in Stücke gehackt, und ein Hieb auf den Helm ließ ihn in die Knie gehen. Dann schlug der Rote Ritter seelenruhig Elodans rechte Hand ab.«
    »Ein Roter Ritter, sagst du?« flüsterte Ruad. »Beschreibe ihn mir.«
    »Ich war nicht dabei, Ruad. Aber man sagt, sie erscheinen stets in Rüstung, mit heruntergeklappten Visieren.«
    »Sie? Wie viele sind es denn?«
    »Acht. Sie sind tödlich. Sechsmal sind sie nun zum Duell für den König angetreten, jedes Mal ein anderer dieser Ritter. Aber sie sind alle unbesiegbar.« Der alte Mann schauderte. »Was bedeutet das alles, Ruad?«
    Der einäugige Handwerker antwortete nicht. Er ging zum Fenster, schloss es und zog die schweren wollenen Vorhänge zu, um jeden kalten Luftzug abzuwehren.
    »Fühle dich wie zu Hause«, bat er Gwydion. »Wenn du Durst hast, trinke, wenn du Hunger hast, findest du in der Kammer Lebensmittel.«
    Ruad ging in seine Werkstatt, öffnete eine Truhe und suchte darin herum. Schließlich fand er, wonach er suchte: eine in Gold und Silber gefasste Platte, rund und schwarz wie Ebenholz. Er trug sie zu seiner Werkbank und polierte sie langsam mit einem weichen Tuch.
    Als er schließlich mit dem Ergebnis zufrieden war, schloss er die Augen und drang in die Farben vor. Das Rot

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