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Ritter des dunklen Rufes

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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eine junge Frau in einem Bett beim Feuer. Der Mann war Anfang zwanzig, kräftig, und hatte dichte, dunkle Locken.
    »Was kann sonst noch schief gehen?« meinte er achselzuckend und ließ sein Messer auf den roh gezimmerten Tisch fallen. »Was es auch wert ist, ihr seid willkommen. Aber die Tiere bleiben draußen.«
    »Selbstverständlich.« Ruad half Gwydion ins Haus, und die Hunde setzten sich neben die Tür. Der Regen strömte über ihre metallene Haut. Wieder drinnen, zog Ruad seine durchweichte Lederweste aus und stellte sich ans Feuer und genoss dessen Wärme. Die Kinder starrten ihn schweigend mit schreckgeweiteten Augen an, während die alte Frau an das Bett zurückkehrte, wo sie sich hinsetzte und der jüngeren Frau die Stirn abtupfte.
    »Ist sie krank?« fragte Gwydion.
    Der junge Mann wandte den Kopf ab und starrte die Wand an. Gwydion kämpfte sich aus seinen weißen, wollenen Gewändern und legte sie über einen Stuhl am Feuer. Nur mit einem Lendentuch angetan, trocknete er sich vor den Flammen und trat dann an das Bett. Die junge Frau war bis auf die Knochen abgemagert, ihre Haut fast durchscheinend. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen. Als Gwydion ihr Handgelenk nahm, war der Puls schwach und flatternd wie ein gefangener Schmetterling.
    »Darf ich deinen Platz haben?« fragte er die alte Frau. »Ich bin müde von der Reise.« Sie sah mit stumpfem Blick zu ihm auf, dann erhob sie sich und schickte die Kinder in ihre Betten an der anderen Wand. Gwydion legte seine Hand auf die Stirn der sterbenden Frau, schloss die Augen und suchte die Farben. Das Rot war noch immer mächtig, aber nicht so stark wie in Mactha. Er stieg hindurch weiter empor zu den äußeren Rändern der Harmonie und hielt am Grün fest. Langsam verband er sich mit der Frau, floss mit ihrem Blut, pulsierte in ihrem Rhythmus. Er fand den Krebs, er hatte sich über beide Lungen und in ihren Magen hinab ausgebreitet.
    »Holt mir ein Stück Fleisch«, bat er.
    Der junge Mann ignorierte ihn, aber Ruad ging zu ihm an den Tisch und berührte ihn an der Schulter. »Bring meinem Freund etwas Fleisch.«
    »Sterbende machen ihm wohl Appetit, was?«
    »Es ist nicht zum Essen. Tu, worum ich dich bitte. Ja?«
    Der junge Mann stand auf und holte ein Stück Schinken von einem Haken aus der Speisekammer und brachte es Gwydion. »Leg es in eine Schüssel auf das Bett«, sagte der alte Heiler. Die alte Frau holte eine Schüssel und legte den Schinken hinein. Ruad ging zu ihm hinüber. Gwydion schwebte zu den Farben empor. Eine knochige Hand ruhte auf der Stirn der Frau, die andere auf dem Fleisch in der Schüssel. Gwydion wurde noch blasser und begann zu zittern. Ruad stellte sich neben ihn und wartete. Die junge Frau stöhnte.
    »Was macht er da?« fragte der junge Mann.
    »Still!« zischte Ruad.
    Die alte Frau rang nach Luft und trat einen Schritt zurück, die Hand auf den Mund gelegt. Das Fleisch in der Schüssel begann zu zucken und sich dunkel zu färben, weiße Maden erschienen, der Gestank nach Verwesung erfüllte den Raum, als der Schinken schleimig wurde und bläuliche Ränder bekam. Maden krochen über die Finger des alten Mannes.
    Das Gesicht der jungen Frau wirkte jetzt nicht mehr so durchscheinend, ihre Wangen zeigten etwas Farbe. Gwydions Hand glitt von ihrer Stirn, er schwankte, und Ruad fing ihn auf und trug ihn ans Feuer, wo er ihn auf den Teppich aus Ziegenfell legte. »Holt eine Decke!« befahl Ruad. Die alte Frau brachte zwei, deckte mit einer den schlafenden Heiler zu und faltete die zweite zu einem Kissen, das sie ihm behutsam unter den Kopf schob.
    »Ahmta!« rief der junge Mann, als seine Frau die Augen öffnete.
    »Brion«, wisperte sie. »Ich habe geträumt.«
    Die Augen des jungen Mannes füllten sich mit Tränen, und er beugte sich über das Bett, um Ahmta in die Arme zu schließen. Die alte Frau wandte sich ab und weinte. Ruad klopfte ihr auf die Schulter und ging zum Bett hinüber.
    »Wie fühlst du dich?« fragte er die junge Frau.
    »Müde, Herr. Wer seid ihr?«
    »Reisende. Aber schlaf jetzt. Morgen wirst du dich besser fühlen.«
    »Das bezweifle ich, Herr. Ich sterbe.«
    »Nein«, widersprach Ruad. »Morgen wirst du aufwachen und aufstehen, und alles wird so sein, wie es früher war. Du bist geheilt.«
    Die Frau lächelte ungläubig, glitt aber wieder in Schlaf hinüber, als Brion die Decken über sie zog. Dann stand er auf.
    »Ist es wahr?« fragte er, das Gesicht noch nass von Tränen.
    »Ich lüge nicht. Jedenfalls

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