Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ritter des dunklen Rufes

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
verbreitet, und eine größere Menge war zusammengekommen – viele Kranke, mit Furunkeln, tiefen Schnitten oder geschwollenen Gelenken.
    Ruad weckte Gwydion. »Du solltest etwas essen, mein Freund. Ich fürchte, vor dir liegt ein arbeitsreicher Tag.«
    Den größten Teil des Vormittags ging Gwydion auf der Veranda der Hütte seiner Arbeit nach und erhielt seinen Lohn in Kupfer- und Silberstücken, in Naturalien – ein lädiertes Messer und zwei Beile, drei Wolldecken, ein kleiner Sack Mehl, eine Speckseite, ein Fässchen Bier, ein Paar Stiefel, ein Umhang, zwei Hühner, sieben Tauben und ein silberner Ring mit einem schwarzen Stein – und manchmal auch nur das Versprechen einer Mahlzeit und eines Bettes für die Nacht, wenn er es brauchte.
    Gegen Mittag war der alte Mann erschöpft und schickte die etwa fünfzehn noch wartenden mit dem Versprechen fort, sie sich morgen anzusehen. Er gab Brion die Hühner und den Schinken, dann genossen Ruad, er und die Familie das Fässchen Bier.
    »Hätte ich gewusst, dass meine Kräfte hier so groß sind, wäre ich schon vor fünf Jahren hergekommen«, sagte Gwydion. »Das Grün ist leicht zu finden und sehr stark.«
    Gegen Abend kam ein Reiter in die Siedlung. Die Menschen verbargen sich hinter verschlossenen Türen und beobachteten ihn durch verriegelte Fensterläden, als er seinen Hengst vor dem Haus mit den drei goldenen Hunden zügelte.
    »Ollathair!« rief er. »Komm heraus!«
    Ruad öffnete die Tür und trat hinaus. Der Mann kam ihm bekannt vor, aber sein Gesicht war schwer zu erkennen, denn er trug einen Helm. Zwar war das Visier hochgeklappt, doch die Sonne stand hinter ihm.
    »Wer ruft nach Ollathair?« fragte Ruad.
    Der Mann glitt aus dem Sattel. »Jemand, der ihn gut kennt«, antwortete der Reiter und ging auf den Waffenmeister zu. Alle Farbe wich aus Ruads Gesicht, als er die Arbeit des verbeulten Helms und die grauen Augen des Einstigen Ritters erkannte.
    »Manannan?« flüsterte er. »Das kann nicht sein!«
    »Es ist Manannan«, sagte er Einstige Ritter. »Es ist der Verräter Manannan. Ich habe kein Recht, dies von dir zu erbitten, aber es wäre schön, wenn du diesen verdammten Helm entfernen könntest. Ich fürchte, der Bart in den Halsstücken erwürgt mich allmählich. Ich habe ihn sechs Jahre lang getragen.«
    »Wie bist du zurückgekommen?«
    »Ich bin nie gegangen. Als Samildanach uns alle vorwärts winkte, hat irgendetwas in mir ausgesetzt. Die Angst durchfuhr mich wie ein Sturm, und ich habe mein Pferd in die Schatten gelenkt.«
    Verzweiflung überkam Ruad von neuem. »Dann weißt du nicht, was aus ihnen geworden ist?«
    »Nein. Wirst du mir helfen?«
    »Ich kann nicht, Manannan. Wenn ich könnte, würde ich es augenblicklich tun. Aber der Spruch sollte dich in dem Inferno jenseits des Tores beschützen, und das Tor ist der Schlüssel. Alle Bannsprüche wären in dem Moment, wo ihr durch das Tor zurückgekommen wärt, aufgehoben worden.«
    »Was willst du damit sagen? Dass ich dazu verdammt bin, in diesem Metallkäfig zu sterben?«
    »Nein«, sagte Ruad leise. »Ich will damit sagen, dass du durch das Tor reiten und zurückkehren musst.«
    Der Einstige Ritter taumelte, als hätte er einen Schlag erhalten. »Durch das … allein? Wo ich es nicht konnte, als die besten Krieger der Welt um mich herum waren? Unmöglich!«
    »Du würdest wenigstens wissen, welches Schicksal deine Freunde erlitten. Vielleicht würdest du sie sogar finden und nach Hause bringen. Die Götter wissen, wie sehr sie hier gebraucht werden.«
    »Und das ist der einzige Weg für mich?«
    »Ja.«
    »Lass mich eintreten, Ollathair. Ich muss mich setzen und nachdenken.«

6
     
    Die Ländereien der Dame Dianu bedeckten sechshundert Morgen, in deren Mitte sich ein bewaldetes Tal befand. Auf den höher gelegenen Teilen im Westen, etwa zwanzig Kilometer von Mactha entfernt, stand das alte Schloss – jetzt verfallen, aber von den Dörflern noch immer für den Maitanz und die Bankette unter freiem Himmel im Sommer genutzt. Daneben stand das Neue Haus, das Dianus Großvater erbaut hatte und mit vierzig Schlafzimmern, einem großen Saal, zwei Bibliotheken und einem unteren Saal mit Schlafplätzen für sechzig Sklaven prunkte.
    Die Fenster waren groß, und das Haus war ohne Verteidigungsanlagen errichtet worden. Zurzeit wohnten nur zwölf Bedienstete hier, und die beiden oberen Stockwerke waren verschlossen.
    In der großen, runden Bibliothek im Erdgeschoß saßen Dianu und ihre Schwester Sheera

Weitere Kostenlose Bücher