Ritter des dunklen Rufes
nicht oft. Gwydion ist ein Heiler, ein großer Heiler.«
»Ich habe nichts, um euch das zu vergelten. Mir gehört nicht einmal diese Hütte. Wir haben wenig zu essen. Aber was wir haben, gehört euch.«
Ruad grinste. »Ein Dach über dem Kopf für die Nacht und vielleicht etwas Frühstück. Ich fürchte, der Schinken ist ruiniert, und ich würde ihn hinausbringen, bevor der Gestank uns erreicht.«
Der junge Mann trug das verweste Fleisch hinaus und warf es ins Gebüsch. Als er zurückkehrte, bot er Ruad einen Becher Wasser an. »Wir haben kein Bier und keinen Wein«, entschuldigte er sich.
»Das genügt völlig.«
»Seid ihr wirklich Menschen?« fragte Brion.
»Ja. Sehen wir so seltsam aus?«
»Nein, überhaupt nicht. Nur … ihr seid die Antwort auf meine Gebete, und ich dachte, ihr seid vielleicht … Götter?«
»Wenn ich ein Gott wäre«, antwortete Ruad grinsend, »hätte ich mich dann wohl so hässlich gemacht?«
Ruad lag neben dem schlafenden Gwydion auf dem Boden neben dem Feuer, seine Gedanken waren schwer.
Gwydion hatte die Frau, Ahmta, von ihrem Krebs gereinigt, aber für Ruad war die Szene nur eine grimmige Erinnerung an die Bösartigkeit gewesen, die das Herz des Reiches zerfraß. Und Ruad wusste, dass er, als Waffenmeister Ollathair, dazu beigetragen hatte, dass der Krebs wuchern konnte. Trotz seiner Weisheit – oder vielleicht sogar deswegen – war er ein Opfer des Gottes der Narrheit geworden – des Stolzes.
Als der neue König, Ahak, frisch von seinem Triumph in den Fomorischen Kriegen Ollathair die Botschaft über die Welt jenseits des Tores gesandt hatte, schien es die Antwort auf ein Gebet gewesen zu sein. Sein Leben lang hatte Ollathair versucht zu glänzen – zuerst, um seinen Vater Calibal zu beeindrucken, dann, um der größte Waffenmeister in der langen Geschichte der Ritter zu sein.
Er erinnerte sich noch immer mit aller Deutlichkeit an jene Nacht, als der Bote des Königs ihm die Nachricht überbrachte. Ein Besucher war zu Ahak gekommen, der behauptete, aus einem Land namens Vyre zu stammen, dieses Land war, wie der Bote sagte, von einem großen Übel heimgesucht. Sie brauchten die legendären Ritter der Gabala, dass sie zu Hilfe kamen. Als Gegenleistung boten sie medizinische Geschenke und Kenntnisse, die alle Krankheiten und Übel ausmerzen würden, die ein neues Zeitalter des Friedens und der Zufriedenheit für das gabalanische Volk bringen würden.
Zuerst war Ollathair skeptisch gewesen, aber der König hatte ihm einen silbernen Spiegel geschickt, dem eine Magie innewohnte, die mächtiger war als alles, was Ollathair bis dahin kennen gelernt hatte. Mit dem Spiegel konnte er jeden Teil des Reiches deutlich sehen. Darüber hinaus konnte er den mystischen Vorhang zwischen den Welten der Gabala und der Vyre durchdringen. Und wie der Bote gesagt hatte, fand er ein Land voller Wunder vor: eine weiße Stadt mit zahlreichen Türmen, bewohnt von engelsgleichen Geschöpfen, umgeben von undurchdringlichen Wäldern, in denen Alptraumgeschöpfe hausten. Es war das Juwel eines Paradieses inmitten der Schrecken der Hölle.
Ollathair nahm Kontakt mit einem Mann namens Paulus auf, einem Ratgeber des Ältestenrates der Vyre. Paulus bat den Waffenmeister, seine Ritter zu schicken, und auch Ahak drängte ihn, dieser Bitte zu entsprechen.
Für Ollathair war dies eine Gelegenheit, die sein Stolz nicht auslassen konnte. Er hatte die Gelegenheit, seinen Vater Calibal zu übertrumpfen und sich einen Platz in der Geschichte als größter Waffenmeister zu erringen. Er hatte Samildanach zu sich gerufen, und der Erste Ritter hatte ihn bis zum Morgengrauen ausgefragt. Wenn die Hölle die Vyre umgab, wie konnten sie dann überleben? Wie konnten sie gegen die kreischenden Dämonen mit ihren langen Klauen ankämpfen? Wie konnten sie zurückkehren, wenn Ollathair nicht mehr bei ihnen war? Er beantwortete alle Fragen mit Versprechen: Er würde bessere Rüstungen herstellen, er konnte Schwerter machen, die nie stumpf wurden, er würde das Tor zwischen den Welten zu vorher verabredeten Zeiten wieder öffnen, zum ersten Mal einen Monat, nachdem sie es passiert hatten. Und er würde mit Hilfe des magischen Spiegels mit ihnen in Verbindung bleiben.
Samildanach war von der Idee begeistert, ebenso wie von den Geschenken, die die Vyre versprachen. Er sehnte sich danach, jener Ritter zu sein, der Krankheit und Verzweiflung ein Ende setzte.
Ollathair hatte das Tor am Vorabend der Mittsommernacht vor sechs
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